Wie Viel Muss Man Verdienen Für Familienzusammenführung 2024

Wie Viel Muss Man Verdienen Für Familienzusammenführung 2024? Ein Überblick

Die Familienzusammenführung in Deutschland ermöglicht es ausländischen Familienangehörigen, zu einer bereits in Deutschland lebenden Person (dem Bezugsberechtigten) nachzuziehen. Einer der wichtigsten Aspekte für die Genehmigung ist die Sicherstellung des Lebensunterhalts. Das bedeutet, dass der Bezugsberechtigte nachweisen muss, dass er über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, um die gesamte Familie ohne Inanspruchnahme öffentlicher Mittel zu versorgen. Die genauen Einkommensgrenzen für 2024 sind von verschiedenen Faktoren abhängig und können komplex sein. Dieser Artikel bietet einen Überblick über die relevanten Bestimmungen und Berechnungen.

Grundprinzipien der Lebensunterhaltssicherung

Die Lebensunterhaltssicherung ist ein zentrales Kriterium im Aufenthaltsgesetz (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 und § 29 Abs. 3 AufenthG). Sie soll gewährleisten, dass die öffentliche Hand nicht für den Unterhalt der nachziehenden Familienmitglieder aufkommen muss. Dabei wird sowohl das Nettoeinkommen als auch das Vermögen des Bezugsberechtigten berücksichtigt. Es geht nicht nur darum, dass der Lebensunterhalt aktuell gesichert ist, sondern auch prognostisch für die Dauer des Aufenthaltstitels der nachziehenden Familienangehörigen. Das heißt, die Ausländerbehörde muss davon ausgehen, dass der Lebensunterhalt auch in Zukunft gesichert sein wird.

Berechnung des erforderlichen Einkommens

Die Berechnung des erforderlichen Einkommens für die Familienzusammenführung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:

Regelbedarf des Bezugsberechtigten: Dies ist der Betrag, den der Bezugsberechtigte für seinen eigenen Lebensunterhalt benötigt. Er orientiert sich an den Sätzen der Sozialhilfe (Bürgergeld), ist aber nicht identisch mit dem Bürgergeldanspruch. Die relevanten Beträge sind in der Regel etwas höher, da die Ausländerbehörden oft einen gewissen Puffer berücksichtigen.
Regelbedarf der nachziehenden Familienmitglieder: Für jedes Familienmitglied, das nachzieht, muss ebenfalls der Regelbedarf berücksichtigt werden. Auch hier orientiert sich die Berechnung an den Sozialhilfesätzen, aber es können individuelle Besonderheiten (z.B. Alter der Kinder) eine Rolle spielen.
Kosten für Unterkunft und Heizung: Die angemessenen Kosten für Unterkunft und Heizung (Warmmiete) müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Die Angemessenheit der Wohnkosten richtet sich nach der ortsüblichen Vergleichsmiete und der Größe der Wohnung. Die Ausländerbehörde prüft, ob die Wohnung für die Anzahl der Personen ausreichend groß ist.
Krankenversicherung: Es muss nachgewiesen werden, dass alle Familienmitglieder ausreichend krankenversichert sind. Dies kann entweder durch eine gesetzliche Krankenversicherung oder eine private Krankenversicherung erfolgen. Die Kosten für die Krankenversicherung müssen in der Berechnung berücksichtigt werden.
Zusätzliche Kosten: In bestimmten Fällen können auch zusätzliche Kosten berücksichtigt werden, z.B. Kosten für Kinderbetreuung oder besondere Bedürfnisse einzelner Familienmitglieder.

Wichtig: Die genauen Beträge für den Regelbedarf und die angemessenen Wohnkosten variieren je nach Bundesland und Kommune. Es ist daher ratsam, sich bei der zuständigen Ausländerbehörde oder einer Beratungsstelle über die aktuellen Sätze zu informieren.

Berücksichtigungsfähiges Einkommen

Nicht jedes Einkommen wird bei der Berechnung der Lebensunterhaltssicherung berücksichtigt. Folgende Einkommensarten sind in der Regel relevant:

Nettoarbeitslohn: Das ist der Betrag, der nach Abzug von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen auf dem Konto des Bezugsberechtigten eingeht.
Selbstständiges Einkommen: Bei Selbstständigen wird der Gewinn nach Abzug der betrieblichen Ausgaben berücksichtigt. Hier ist in der Regel eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) erforderlich.
Renten: Altersrenten, Erwerbsminderungsrenten oder Witwen-/Waisenrenten werden ebenfalls berücksichtigt.
Kindergeld: Kindergeld wird nicht als Einkommen des Bezugsberechtigten angerechnet, sondern als Einkommen des Kindes. Es dient dazu, den Bedarf des Kindes zu decken.
Unterhaltszahlungen: Unterhaltszahlungen, die der Bezugsberechtigte erhält, werden als Einkommen angerechnet.

Nicht berücksichtigungsfähige Einkünfte: Bestimmte Einkünfte werden nicht berücksichtigt, wie z.B. Wohngeld, BAföG oder bestimmte Sozialleistungen.

Vermögensberücksichtigung

Neben dem Einkommen kann auch das Vermögen des Bezugsberechtigten bei der Lebensunterhaltssicherung berücksichtigt werden. Dies ist insbesondere dann relevant, wenn das Einkommen allein nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Zum Vermögen zählen:

Bargeld und Bankguthaben
Wertpapiere und Aktien
Immobilienbesitz (selbstgenutztes Wohneigentum wird in der Regel nicht berücksichtigt, es sei denn, es ist unverhältnismäßig groß)
Lebensversicherungen
Sonstige Wertgegenstände

Es gibt jedoch Freibeträge für das Vermögen. Die Höhe der Freibeträge variiert je nach Bundesland und Kommune. In der Regel wird ein Schonvermögen von mehreren Tausend Euro pro Person gewährt.

Beispiele und Richtwerte für 2024

Es ist schwierig, pauschale Aussagen über die Höhe des erforderlichen Einkommens für die Familienzusammenführung zu treffen, da die individuellen Umstände eine große Rolle spielen. Dennoch können folgende Beispiele und Richtwerte einen ersten Eindruck vermitteln:

Beispiel 1: Ein Alleinstehender möchte seine Ehefrau aus dem Ausland nach Deutschland holen. Er wohnt in einer Mietwohnung in Berlin. Er benötigt ca. 1.800 - 2.200 Euro netto pro Monat, um den Lebensunterhalt für sich und seine Frau zu sichern.
Beispiel 2: Eine Familie mit zwei Kindern (6 und 10 Jahre alt) möchte ihre Eltern/Großeltern nach Deutschland holen. Sie wohnen in einem Haus in Bayern. Sie benötigen ca. 3.500 - 4.500 Euro netto pro Monat, um den Lebensunterhalt für die gesamte Familie zu sichern.

Hinweis: Dies sind nur grobe Schätzungen. Die tatsächliche Höhe des erforderlichen Einkommens kann je nach individueller Situation abweichen. Es ist unbedingt erforderlich, sich bei der zuständigen Ausländerbehörde oder einer Beratungsstelle zu informieren und eine individuelle Berechnung durchführen zu lassen.

Alternative Nachweise der Lebensunterhaltssicherung

In bestimmten Fällen ist es möglich, den Lebensunterhalt auch auf andere Weise als durch Einkommen und Vermögen zu sichern. Beispiele hierfür sind:

Verpflichtungserklärung: Eine andere Person (z.B. ein Verwandter) erklärt sich bereit, für den Lebensunterhalt der nachziehenden Familienangehörigen aufzukommen.
Bürgschaft: Eine Bank oder Versicherung übernimmt die Bürgschaft für den Lebensunterhalt.

Diese Alternativen sind jedoch oft mit hohen Anforderungen und Kosten verbunden.

Was tun, wenn das Einkommen nicht ausreicht?

Wenn das Einkommen des Bezugsberechtigten nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt der gesamten Familie zu sichern, kann dies zur Ablehnung des Antrags auf Familienzusammenführung führen. In diesem Fall gibt es folgende Möglichkeiten:

Erhöhung des Einkommens: Versuchen Sie, Ihr Einkommen zu erhöhen, z.B. durch einen Jobwechsel oder eine zusätzliche Beschäftigung.
Reduzierung der Ausgaben: Überprüfen Sie Ihre Ausgaben und versuchen Sie, diese zu reduzieren.
Vermögensberücksichtigung: Nutzen Sie Ihr Vermögen, um den Lebensunterhalt zu sichern.
Alternative Nachweise der Lebensunterhaltssicherung: Prüfen Sie, ob eine Verpflichtungserklärung oder Bürgschaft in Frage kommt.
Härtefallprüfung: In bestimmten Härtefällen kann von den Anforderungen an die Lebensunterhaltssicherung abgewichen werden. Dies ist jedoch nur in Ausnahmefällen möglich.

Fazit

Die Sicherstellung des Lebensunterhalts ist eine zentrale Voraussetzung für die Familienzusammenführung in Deutschland. Die Berechnung des erforderlichen Einkommens ist komplex und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es ist daher ratsam, sich frühzeitig bei der zuständigen Ausländerbehörde oder einer Beratungsstelle zu informieren und eine individuelle Berechnung durchführen zu lassen. Eine sorgfältige Planung und Vorbereitung ist entscheidend für den Erfolg des Antrags auf Familienzusammenführung. Die Informationen in diesem Artikel dienen lediglich der Orientierung und ersetzen keine individuelle Rechtsberatung.