Wo Kann Man Ein Polizeiliches Führungszeugnis Beantragen

Wo Kann Man Ein Polizeiliches Führungszeugnis Beantragen? Ein Vergleich

Das polizeiliche Führungszeugnis, oft auch einfach nur Führungszeugnis genannt, ist ein amtliches Dokument, das Auskunft über eventuelle Vorstrafen einer Person gibt. Es wird für verschiedenste Zwecke benötigt, beispielsweise bei der Jobsuche, bei der Ausübung bestimmter Berufe (insbesondere im sozialen Bereich) oder bei Behördenangelegenheiten. Wo aber kann man dieses wichtige Dokument beantragen? Dieser Artikel bietet einen objektiven Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten, ein Führungszeugnis in Deutschland zu beantragen.

1. Beantragung beim Bürgeramt/Einwohnermeldeamt

Die traditionelle Methode, ein polizeiliches Führungszeugnis zu beantragen, ist der Gang zum zuständigen Bürgeramt oder Einwohnermeldeamt. Dies ist die sicherste und oft auch die günstigste Option.

Vorteile:

Direkter Kontakt: Persönliche Beratung und Klärung von Fragen direkt vor Ort.

Sicherheit: Amtlicher Kanal, hohe Datensicherheit.

Geringe Kosten: Die Gebühr ist standardisiert (aktuell 13 Euro) und wird direkt vor Ort bezahlt.

Nachteile:

Zeitaufwand: Anfahrt, Wartezeiten, insbesondere zu Stoßzeiten.

Öffnungszeiten: Beschränkte Öffnungszeiten, möglicherweise Terminvereinbarung erforderlich.

Persönliches Erscheinen: In der Regel ist das persönliche Erscheinen erforderlich.

Ablauf:

Suchen Sie das für Ihren Wohnort zuständige Bürgeramt/Einwohnermeldeamt auf.
Bringen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass mit.
Füllen Sie das Antragsformular aus.
Bezahlen Sie die Gebühr (meist bar oder mit EC-Karte).
Das Führungszeugnis wird Ihnen per Post zugesandt (dauert in der Regel 1-3 Wochen).

2. Online-Beantragung über das Bundesamt für Justiz (BfJ)

Das Bundesamt für Justiz (BfJ) bietet die Möglichkeit, ein Führungszeugnis online zu beantragen. Dies ist eine bequeme Option, insbesondere wenn man wenig Zeit hat oder nicht persönlich zum Amt gehen kann.

Vorteile:

Bequemlichkeit: Beantragung von zu Hause aus, rund um die Uhr.

Zeitersparnis: Keine Anfahrtswege, keine Wartezeiten.

Übersichtlichkeit: Klare Antragstellung, Statusabfrage möglich.

Nachteile:

Technische Voraussetzungen: Benötigt werden ein Kartenlesegerät, ein Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion (eID) und die AusweisApp2.

Komplexität: Die Online-Beantragung kann für technisch weniger versierte Personen kompliziert sein.

Datenschutz: Obwohl das BfJ hohe Sicherheitsstandards hat, bestehen bei Online-Übertragungen immer gewisse Risiken.

Ablauf:

Besuchen Sie die Website des Bundesamts für Justiz (www.fuehrungszeugnis.bund.de).
Starten Sie den Online-Antrag.
Identifizieren Sie sich mit Ihrem Personalausweis und der Online-Ausweisfunktion (eID).
Füllen Sie das Antragsformular online aus.
Bezahlen Sie die Gebühr online (per Kreditkarte oder Giropay).
Das Führungszeugnis wird Ihnen per Post zugesandt (dauert in der Regel 1-3 Wochen).

3. Beantragung über Rechtsanwälte oder Notare

Einige Rechtsanwälte oder Notare bieten die Möglichkeit, ein Führungszeugnis im Auftrag ihrer Mandanten zu beantragen. Dies kann sinnvoll sein, wenn man aus persönlichen Gründen nicht selbst zum Amt gehen möchte oder Unterstützung bei der Antragstellung benötigt.

Vorteile:

Unterstützung: Hilfe bei der Antragstellung, insbesondere bei komplizierten Fällen.

Vertretung: Der Anwalt/Notar kann den Antrag in Ihrem Namen stellen.

Diskretion: Höhere Diskretion im Vergleich zur persönlichen Beantragung.

Nachteile:

Kosten: Deutlich höhere Kosten im Vergleich zu den anderen Optionen (zusätzlich zu den Amtsgebühren fallen die Gebühren des Anwalts/Notars an).

Zeitaufwand: Auch hier ist ein persönlicher Termin beim Anwalt/Notar erforderlich.

Abhängigkeit: Man ist auf die Verfügbarkeit des Anwalts/Notars angewiesen.

Ablauf:

Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Rechtsanwalt oder Notar, der diese Dienstleistung anbietet.
Bringen Sie Ihren Personalausweis oder Reisepass mit.
Erteilen Sie dem Anwalt/Notar eine Vollmacht zur Beantragung des Führungszeugnisses.
Der Anwalt/Notar stellt den Antrag im Namen des Mandanten.
Die Gebühren werden entweder direkt an den Anwalt/Notar bezahlt oder vom Amt in Rechnung gestellt.
Das Führungszeugnis wird entweder an den Anwalt/Notar oder direkt an den Mandanten gesandt.

4. Wichtige Hinweise und Unterschiede bei den Arten von Führungszeugnissen

Es gibt verschiedene Arten von Führungszeugnissen, die für unterschiedliche Zwecke bestimmt sind. Achten Sie darauf, das richtige Führungszeugnis zu beantragen. Die häufigsten Arten sind:

Privatführungszeugnis (einfaches Führungszeugnis): Wird dem Antragsteller selbst zugesandt und dient in der Regel der Vorlage beim Arbeitgeber oder anderen privaten Stellen.

Behördenführungszeugnis: Wird direkt an eine Behörde gesandt und dient beispielsweise der Überprüfung der Eignung für bestimmte Berufe oder Tätigkeiten. Benötigt einen genauen Verwendungszweck und die Anschrift der Behörde.

Erweitertes Führungszeugnis: Wird benötigt, wenn man beruflich oder ehrenamtlich mit Kindern oder Jugendlichen zu tun hat.

Europäisches Führungszeugnis: Wird benötigt, wenn der Antragsteller eine andere Staatsangehörigkeit als die deutsche besitzt und in seinem Herkunftsland vorbestraft ist.

Wichtig: Die Bearbeitungsdauer kann je nach Art des Führungszeugnisses und Auslastung der Behörden variieren. In der Regel dauert es 1-3 Wochen, in Einzelfällen kann es aber auch länger dauern.

Fazit

Die Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses ist auf verschiedenen Wegen möglich. Die beste Option hängt von den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen ab. Wer Wert auf Sicherheit und geringe Kosten legt und bereit ist, Zeit zu investieren, ist mit dem Gang zum Bürgeramt gut beraten. Wer es bequem und schnell haben möchte und die technischen Voraussetzungen erfüllt, kann die Online-Beantragung nutzen. Wer Unterstützung benötigt oder besondere Gründe hat, kann sich an einen Rechtsanwalt oder Notar wenden. Prüfen Sie vor der Antragstellung genau, welche Art von Führungszeugnis Sie benötigen, um unnötige Verzögerungen und Kosten zu vermeiden.