Gewaltfreie Kommunikation Marshall B. Rosenberg

Hallo ihr Lieben, eure reisefreudige Freundin ist wieder da! Dieses Mal komme ich nicht mit Fotos von atemberaubenden Sonnenuntergängen oder quirligen Märkten, sondern mit einer Entdeckung, die mein ganzes Reiseerlebnis – und mein Leben! – nachhaltig verändert hat: Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Klingt vielleicht erstmal sperrig und irgendwie nach Friedensdemo, aber lasst mich euch erzählen, wie GFK, wie sie oft abgekürzt wird, meine Reisen bereichert und mir geholfen hat, tiefergehende Verbindungen zu Menschen auf der ganzen Welt aufzubauen.
Ich war schon immer ein kommunikativer Mensch, aber oft genug habe ich mich gefragt, warum Gespräche manchmal so aus dem Ruder laufen, warum Missverständnisse entstehen und warum ich mich nach manchen Begegnungen einfach nur erschöpft und frustriert gefühlt habe. Besonders auf Reisen, wo man ständig mit neuen Kulturen, Sprachen und Persönlichkeiten konfrontiert ist, kann das ganz schön anstrengend sein. Da prallen verschiedene Erwartungen und Bedürfnisse aufeinander, und wenn man nicht achtsam ist, kann das schnell zu Konflikten führen.
Vor ein paar Jahren, auf einer Rucksacktour durch Südostasien, war ich dann an einem Punkt, an dem ich dachte: "So kann das nicht weitergehen!" Ich fühlte mich ständig missverstanden, habe mich geärgert, wenn andere Reisende rücksichtslos waren, und habe mich oft in Situationen wiedergefunden, in denen ich mich nicht wohlfühlte, aber nicht wusste, wie ich das ansprechen sollte. Eine Freundin, die sich schon länger mit GFK beschäftigt hatte, empfahl mir dann das Buch "Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens" von Marshall B. Rosenberg. Und was soll ich sagen? Es war wie eine Offenbarung!
Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Rosenbergs Ansatz ist eigentlich ganz einfach: Er geht davon aus, dass wir alle grundlegende Bedürfnisse haben – nach Autonomie, Verbundenheit, Sicherheit, Sinnhaftigkeit, usw. Und dass wir im Grunde alle versuchen, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Konflikte entstehen dann, wenn wir uns dieser Bedürfnisse nicht bewusst sind oder wenn wir versuchen, sie auf eine Art und Weise zu befriedigen, die die Bedürfnisse anderer Menschen verletzt. GFK bietet uns ein Werkzeug, um uns unserer eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse anderer bewusst zu werden und um Wege zu finden, wie wir sie gemeinsam erfüllen können.
Die GFK basiert auf vier Schritten, die ich euch gerne etwas genauer erklären möchte:
1. Beobachtung
Der erste Schritt ist, eine Situation zu beobachten, ohne sie zu bewerten oder zu interpretieren. Das klingt einfacher als es ist! Oft neigen wir dazu, sofort zu urteilen und zu sagen, was wir von etwas halten. Aber in der GFK geht es darum, die Fakten zu benennen, so objektiv wie möglich. Zum Beispiel: Statt zu sagen "Der Kellner ist unfreundlich", sage ich "Der Kellner hat mich 20 Minuten lang ignoriert, obwohl ich ihn mehrmals gewunken habe." Es geht also um eine reine Beschreibung dessen, was passiert ist.
2. Gefühle
Der zweite Schritt ist, unsere Gefühle auszudrücken, die durch die Beobachtung ausgelöst wurden. Und zwar ohne andere zu beschuldigen oder zu verurteilen. Es geht darum, Verantwortung für unsere eigenen Gefühle zu übernehmen. Statt zu sagen "Du hast mich wütend gemacht", sage ich "Ich bin frustriert, weil ich Hunger habe und schon lange auf mein Essen warte." Wichtig ist, klare und ehrliche Worte für das eigene innere Erleben zu finden.
3. Bedürfnisse
Der dritte Schritt ist, die Bedürfnisse zu benennen, die hinter unseren Gefühlen stecken. Was ist uns wichtig in dieser Situation? Was brauchen wir, um uns wohlzufühlen? In dem Beispiel mit dem Kellner könnte das Bedürfnis nach Beachtung, Respekt oder einfach nach Nahrung sein. Oft sind wir uns unserer Bedürfnisse gar nicht bewusst, aber wenn wir sie identifizieren, können wir besser verstehen, warum wir uns so fühlen, wie wir uns fühlen. Und wir können anfangen, nach Wegen zu suchen, wie wir diese Bedürfnisse erfüllen können. Das Verstehen der eigenen Bedürfnisse ist der Schlüssel zur Lösung von Konflikten.
4. Bitte
Der vierte und letzte Schritt ist, eine konkrete Bitte zu formulieren, die dazu beitragen würde, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Und zwar eine Bitte, die klar, positiv und umsetzbar ist. Statt zu sagen "Du sollst dich gefälligst um mich kümmern", sage ich "Könntest du bitte schauen, wann mein Essen kommt?" Eine klare und freundliche Bitte erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch erfüllt wird.
Wie GFK meine Reisen verändert hat
Seit ich die GFK kenne, hat sich mein Reiseerlebnis grundlegend verändert. Ich bin viel achtsamer geworden, sowohl mir selbst als auch anderen gegenüber. Ich kann Konflikte besser erkennen und ansprechen, ohne dass sie eskalieren. Und ich habe gelernt, meine Bedürfnisse klar und deutlich zu kommunizieren, ohne andere zu verletzen. Das hat mir geholfen, tiefergehende Verbindungen zu Menschen auf der ganzen Welt aufzubauen.
Hier sind ein paar konkrete Beispiele, wie ich GFK auf meinen Reisen angewendet habe:
- Mit Mitreisenden im Hostel: Wenn jemand im Schlafsaal laut telefoniert hat, anstatt mich zu ärgern und passiv-aggressiv zu sein, habe ich versucht, meine Beobachtung, meine Gefühle und meine Bedürfnisse auszudrücken: "Ich höre, dass du gerade telefonierst (Beobachtung). Ich bin müde und möchte schlafen (Gefühl), weil ich Erholung brauche (Bedürfnis). Könntest du bitte etwas leiser sein oder vielleicht in den Gemeinschaftsraum gehen (Bitte)?"
- Mit Verkäufern auf dem Markt: Wenn ich das Gefühl hatte, dass mir ein überhöhter Preis angeboten wurde, anstatt zu schimpfen und zu feilschen, habe ich versucht, die Situation aus der Perspektive des Verkäufers zu betrachten und meine eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren: "Ich sehe, dass du versuchst, deinen Lebensunterhalt zu verdienen (Beobachtung). Ich möchte gerne ein faires Geschäft machen (Gefühl), weil ich mein Budget einhalten muss (Bedürfnis). Wärst du bereit, den Preis etwas zu senken (Bitte)?"
- Mit Einheimischen, die mir geholfen haben: Anstatt mich einfach nur zu bedanken, habe ich versucht, meine Wertschätzung aufrichtig auszudrücken: "Ich habe bemerkt, dass du mir geholfen hast, den Weg zu finden (Beobachtung). Ich bin sehr erleichtert und dankbar (Gefühl), weil ich mich sonst verirrt hätte (Bedürfnis). Ich möchte dir gerne etwas anbieten, um meine Dankbarkeit auszudrücken (Bitte)."
Durch die GFK habe ich gelernt, dass jede Begegnung eine Chance ist, etwas zu lernen und zu wachsen. Und dass wir alle im Grunde dasselbe wollen: verstanden, gesehen und wertgeschätzt zu werden.
Meine Empfehlungen für angehende GFK-Reisende
Wenn ihr neugierig geworden seid und die GFK auf euren Reisen ausprobieren möchtet, habe ich hier ein paar Tipps für euch:
- Lest das Buch von Marshall B. Rosenberg: Es ist ein Klassiker und bietet eine umfassende Einführung in die GFK.
- Besucht einen GFK-Workshop: Es gibt viele qualifizierte Trainer, die Workshops und Seminare anbieten.
- Übt im Alltag: Fangt an, die vier Schritte der GFK in euren täglichen Gesprächen anzuwenden.
- Seid geduldig mit euch selbst: Es braucht Zeit und Übung, um die GFK zu meistern.
- Seid achtsam und mitfühlend: Versucht, die Welt aus der Perspektive anderer Menschen zu betrachten.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meiner Begeisterung für die Gewaltfreie Kommunikation anstecken. Probiert es aus, lasst euch darauf ein und erlebt selbst, wie es eure Reisen und euer Leben bereichern kann! Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen! Lasst mir gerne einen Kommentar da, wenn ihr Fragen habt oder eure eigenen Geschichten teilen möchtet. Und denkt daran: Die Welt ist ein Dorf – und wir alle sind miteinander verbunden. Lasst uns diese Verbindung pflegen und auf eine respektvolle und achtsame Art und Weise miteinander kommunizieren.
Eure reisefreudige Freundin!



