Wo Beantragt Man Ein Polizeiliches Führungszeugnis

Das polizeiliche Führungszeugnis, oft schlicht als Führungszeugnis bezeichnet, ist ein offizielles Dokument, das Auskunft über eventuelle Vorstrafen einer Person gibt. Es ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Bewerbungsprozesse, insbesondere in Bereichen, die mit sensiblen Personengruppen wie Kindern und Jugendlichen oder in sicherheitsrelevanten Berufen arbeiten. Die Beantragung erscheint auf den ersten Blick unkompliziert, doch ein tiefergehendes Verständnis der Voraussetzungen, Verfahren und möglichen Fallstricke ist essentiell für eine reibungslose Abwicklung.

Der Gang zur Behörde: Wo und Wie?

Die zentrale Anlaufstelle für die Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses ist das örtliche Bürgeramt oder die Gemeindeverwaltung. Unabhängig vom Wohnort kann das Führungszeugnis in jeder Gemeinde beantragt werden, sofern man dort gemeldet ist. Es ist wichtig zu betonen, dass eine postalische Beantragung, auch wenn in einigen Ausnahmefällen möglich, meist den direkten Gang zur Behörde erfordert. Dies liegt daran, dass die Identität des Antragstellers zweifelsfrei festgestellt werden muss.

Benötigte Unterlagen: Vorbereitung ist Alles

Bevor man sich auf den Weg zum Bürgeramt macht, sollte man sicherstellen, alle notwendigen Unterlagen beisammen zu haben. Die Standardausrüstung besteht aus:

• Ein gültiger Personalausweis oder Reisepass: Dies dient der Identitätsfeststellung. Kopien werden in der Regel nicht akzeptiert, das Originaldokument ist zwingend erforderlich.
• Angaben zum Verwendungszweck: Hier wird es etwas komplexer. Das Führungszeugnis wird in verschiedenen Ausführungen ausgestellt, je nachdem, für welchen Zweck es benötigt wird. Die Art des Führungszeugnisses (Privat-, Behörden- oder erweitertes Führungszeugnis) beeinflusst, welche Informationen darin enthalten sind und ob bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
• Eventuell eine schriftliche Aufforderung der anfordernden Stelle: Besonders beim erweiterten Führungszeugnis oder beim Behördenführungszeugnis ist dies oft erforderlich. Diese Aufforderung sollte den genauen Verwendungszweck und die Anschrift der Behörde enthalten, an die das Führungszeugnis direkt gesendet werden soll.
• Die Gebühr: Aktuell beträgt die Gebühr für ein polizeiliches Führungszeugnis 13 Euro. Es ist ratsam, sich vorab zu erkundigen, ob Barzahlung oder EC-Karten-Zahlung möglich ist.

Der Antragsprozess im Detail

Am Schalter des Bürgeramtes wird ein Antragsformular ausgefüllt. Dieses erfragt neben den persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, Anschrift) eben auch den Verwendungszweck und die Art des gewünschten Führungszeugnisses. Es ist wichtig, diese Angaben korrekt und vollständig zu machen. Bei Unklarheiten sollte man sich nicht scheuen, die Mitarbeiter des Bürgeramtes um Hilfe zu bitten.

Nachdem der Antrag ausgefüllt und die Gebühr entrichtet wurde, wird der Antrag an das Bundesamt für Justiz (BfJ) weitergeleitet. Das BfJ ist die zentrale Stelle, die die Führungszeugnisse ausstellt. Die Bearbeitungsdauer beträgt in der Regel 1 bis 2 Wochen. Das Führungszeugnis wird entweder direkt an den Antragsteller (beim Privatführungszeugnis) oder an die angegebene Behörde (beim Behördenführungszeugnis) versandt.

Die verschiedenen Arten des Führungszeugnisses: Ein tieferer Einblick

Die Wahl des richtigen Führungszeugnisses ist entscheidend. Ein falsches Führungszeugnis kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die gewünschte Stelle nicht besetzt werden kann.

• Privatführungszeugnis (auch einfaches Führungszeugnis genannt): Dies ist die Standardausführung und gibt Auskunft über im Bundeszentralregister eingetragene Vorstrafen. Es wird dem Antragsteller direkt zugesandt.
• Behördenführungszeugnis: Dieses Führungszeugnis wird direkt an eine Behörde versandt und enthält unter Umständen mehr Informationen als das Privatführungszeugnis. Beispielsweise können Entscheidungen von Verwaltungsbehörden (z.B. Gewerbeuntersagungen) enthalten sein. Es wird in der Regel von Behörden angefordert, die im Rahmen ihrer Tätigkeit ein besonderes öffentliches Interesse an der Zuverlässigkeit einer Person haben.
• Erweitertes Führungszeugnis: Dieses Führungszeugnis ist erforderlich, wenn man beruflich oder ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet. Es enthält zusätzlich zu den im Privatführungszeugnis enthaltenen Informationen auch bestimmte Verurteilungen wegen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.

Das erweiterte Führungszeugnis: Eine besondere Herausforderung

Die Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses ist an besondere Voraussetzungen geknüpft. Grundvoraussetzung ist, dass der Antragsteller tatsächlich eine Tätigkeit ausüben will, die eine solche Überprüfung erfordert. Die anfordernde Stelle (z.B. ein Sportverein, eine Kindertagesstätte oder eine Schule) muss dies schriftlich bestätigen. Diese Bestätigung muss dem Antrag beim Bürgeramt beigefügt werden.

Das erweiterte Führungszeugnis dient dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch und ist ein wichtiger Baustein im Kinderschutzkonzept vieler Organisationen. Die Sensibilität dieses Themas spiegelt sich auch im Antragsverfahren wider.

Online-Beantragung: Die digitale Option

Inzwischen ist es in vielen Bundesländern auch möglich, das Führungszeugnis online zu beantragen. Dies bietet eine bequeme Alternative zum Gang zum Bürgeramt. Allerdings sind auch hier bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen:

• Ein neuer Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion: Die Online-Ausweisfunktion muss aktiviert sein.
• Ein Kartenlesegerät: Zum Auslesen des Personalausweises wird ein Kartenlesegerät benötigt.
• Die AusweisApp2: Die AusweisApp2 ist eine Software, die für die sichere Kommunikation zwischen dem Personalausweis und dem Online-Dienst des Bundesamtes für Justiz erforderlich ist.

Der Online-Antrag wird über das Online-Portal des Bundesamtes für Justiz gestellt. Der Antragsprozess ist ähnlich wie beim Antrag im Bürgeramt. Auch hier müssen die persönlichen Daten, der Verwendungszweck und die Art des gewünschten Führungszeugnisses angegeben werden. Die Gebühr kann online bezahlt werden.

Das Führungszeugnis und das Bundeszentralregister: Einblick in die Rechtsgrundlage

Das polizeiliche Führungszeugnis ist ein Auszug aus dem Bundeszentralregister (BZR). Das BZR ist eine zentrale Datenbank, in der alle strafrechtlichen Verurteilungen einer Person gespeichert werden. Allerdings werden nicht alle im BZR gespeicherten Daten auch im Führungszeugnis aufgeführt. Bestimmte Verurteilungen (z.B. geringfügige Geldstrafen) werden nicht aufgenommen, andere wiederum erst nach Ablauf bestimmter Fristen gelöscht.

Die Rechtsgrundlage für das Führungszeugnis ist das Bundeszentralregistergesetz (BZRG). Dieses Gesetz regelt unter anderem, welche Daten im BZR gespeichert werden, wie lange sie gespeichert bleiben und unter welchen Voraussetzungen sie an Dritte weitergegeben werden dürfen.

"Das Bundeszentralregistergesetz (BZRG) stellt sicher, dass die im Register gespeicherten Daten dem Schutz der Persönlichkeitsrechte des Betroffenen dienen und nur unter strengen Voraussetzungen an Dritte weitergegeben werden dürfen.", so ein Jurist, spezialisiert auf das Strafrecht.

Fazit: Sorgfältige Vorbereitung für eine erfolgreiche Beantragung

Die Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses ist kein Hexenwerk, erfordert aber eine sorgfältige Vorbereitung. Die Wahl des richtigen Führungszeugnisses, die vollständigen Angaben im Antrag und die Einhaltung der Formalitäten sind entscheidend für eine reibungslose Abwicklung. Ob man den traditionellen Weg zum Bürgeramt wählt oder die digitale Option bevorzugt, bleibt jedem selbst überlassen. In jedem Fall sollte man sich vorab ausreichend informieren und bei Unklarheiten Rat einholen. Die Mühe lohnt sich, denn das Führungszeugnis ist oft ein Schlüssel zu neuen beruflichen Möglichkeiten.