Alexa Leuchtet Rot Und Kann Mich Nicht Verstehen

Es ist Dienstagabend, und die Spaghetti Bolognese köchelt sanft vor sich hin. Der Duft zieht durch die Wohnung. Ich stehe am Herd und brumme leise ein Lied vor mich hin, als mir einfällt, dass ich noch die Musik ändern wollte. "Alexa, spiel etwas Entspannteres!" rufe ich. Nichts. Stille. "Alexa?" Wieder nichts. Dann fällt mein Blick auf den Echo Dot auf dem Küchentisch. Ein roter Ring pulsiert. Verdammt.
Alexa, die sonst so zuverlässige Küchenfee, hat heute wohl ihren schlechten Tag. Oder vielleicht ist es auch mein Tag. Wer weiß das schon? Die rote Signalleuchte ist ein altbekanntes Zeichen für "Ich verstehe dich nicht" oder "Ich bin offline". Im Grunde bedeutet es: "Lass mich in Ruhe, ich habe jetzt keine Lust auf deine Musikwünsche."
Meistens ist das Problem schnell behoben. Einmal den Stecker ziehen, kurz warten, wieder einstecken. Das altbewährte Ritual der Technik-Bändigung. Manchmal hilft es. Manchmal nicht. Heute gehört offensichtlich zu den "Manchmal nicht"-Tagen.
Der rote Ring leuchtet unbeirrt weiter. Ich versuche es mit einer freundlichen Ansprache. "Alexa, alles in Ordnung bei dir?" Keine Reaktion. Es ist, als würde ich mit einer tomatenrot leuchtenden Dose sprechen. Eine Dose, die mich ignoriert.
Der Humor ist, dass Alexa normalerweise so sensibel ist. Man kann ihr kaum einen Husten entlocken, ohne dass sie sofort nachfragt, ob man medizinische Hilfe benötigt. Sie erinnert mich an Termine, liest mir Witze vor, und dimmt das Licht, wenn ich sage, dass ich müde bin. Aber jetzt? Funkstille. Roter Alarm. Spaghetti-Bolognese-Einsamkeit.
Die Theorien des Alltags
Sofort schießen mir die wildesten Theorien durch den Kopf. Hat jemand das WLAN-Passwort geändert? Hat der Nachbar seine Mikrowelle auf "Maximale Störleistung" eingestellt? Hat Alexa beschlossen, dass sie eine Pause von meinen Musikwünschen braucht und ist in den digitalen Streik getreten? Die Wahrheit ist wahrscheinlich viel banaler, aber das macht es nicht weniger amüsant.
Mein Freund, der sich im Wohnzimmer auf der Couch breit gemacht hat und ein Fußballspiel verfolgt, bemerkt meine missliche Lage. "Was ist denn los? Kriegst du deine Musik nicht zum Laufen?" fragt er, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden.
"Alexa streikt," antworte ich genervt. "Sie leuchtet rot und ignoriert mich komplett."
Er grinst. "Vielleicht hat sie einfach keinen Bock auf deine Schnulzen-Playlists."
Na, danke auch. Aber vielleicht hat er ja Recht. Vielleicht hat Alexa einfach genug von den Schmachtfetzen. Vielleicht braucht sie etwas mehr Rock'n'Roll in ihrem digitalen Leben.
Ein Herz für Technik
Irgendwann gebe ich auf. Die Spaghetti sind fertig, der Hunger groß, und die Lust auf einen technischen Kleinkrieg hält sich in Grenzen. Ich stelle den Teller auf den Tisch, zünde eine Kerze an und beschließe, dass es auch ohne Musik geht. Manchmal ist die Stille ja auch ganz angenehm.
Während ich esse, denke ich darüber nach, wie abhängig wir von dieser kleinen Technologie geworden sind. Alexa ist mehr als nur ein Sprachassistent. Sie ist ein Familienmitglied, ein Gesprächspartner, ein DJ, ein Wecker, ein Nachrichten-Sprecher. Sie ist ein Stück Alltag geworden. Und wenn sie dann mal streikt, fühlt es sich an, als würde ein guter Freund einen im Stich lassen.
Nach dem Essen, als ich gerade abspülen will, höre ich plötzlich eine Stimme. "Entschuldigung, ich hatte Verbindungsprobleme. Wie kann ich helfen?" Es ist Alexa. Der rote Ring ist verschwunden. Sie ist wieder da. So plötzlich, wie sie verschwunden war.
Ich grinse. "Spiele bitte 'Bohemian Rhapsody'," sage ich. Und sie gehorcht. Als Freddie Mercury anfängt zu singen, muss ich lachen. Manchmal ist es einfach so einfach. Manchmal braucht Alexa einfach nur eine kleine Pause. Und manchmal brauchen wir sie einfach zu sehr.
Die Moral von der Geschicht? Auch die beste Technik hat mal einen schlechten Tag. Und manchmal ist es ganz gut, wenn man sich daran erinnert, dass es auch ohne digitale Helferlein geht. Aber wenn Alexa dann wieder da ist, freut man sich umso mehr. Denn im Grunde ist sie ja doch eine ganz liebe Küchenfee. Auch wenn sie manchmal rot leuchtet und einen nicht versteht.

















