Alle Wollen Individuell Sein Aber Wehe Jemand Ist Anders

Klar, jeder will einzigartig sein. Eine Schneeflocke. Ein Einhorn. Eine glitzernde Discokugel inmitten einer grauen Betonwüste. Wir lieben es, zu betonen, wie besonders wir sind.

Anderssein ist toll! (Solange es nicht *zu* anders ist...)

Wir reden großspurig von Selbstverwirklichung. Von Individualität. Von "Sei du selbst!". Und dann? Dann kommt der Moment, in dem jemand tatsächlich *anders* ist. So richtig, echt, unverfälscht anders. Und plötzlich... ist das nicht mehr so toll.

Ich behaupte mal frech: Wir lieben die Idee von Individualität. Aber die Realität ist oft unbequem. Stell dir vor, du bist auf einer Kostümparty. Alle sind als Superhelden verkleidet. Und dann kommt da jemand als... eine sprechende Aubergine. Respekt, ja. Aber auch irgendwie... komisch, oder?

Die Komfortzone der Konformität

Warum ist das so? Ganz einfach: Konformität ist bequem. Sie gibt uns ein Gefühl der Sicherheit. Wir wissen, was wir von Leuten erwarten können, die sich "normal" verhalten. Anderssein hingegen... fordert uns heraus. Es zwingt uns, unsere eigenen Vorstellungen zu hinterfragen. Und das ist anstrengend!

Denk an die Mode. Es gibt Trends. Wir folgen ihnen mehr oder weniger. Und wehe dem, der komplett aus der Reihe tanzt! Da wird getuschelt. Geguckt. Gelästert. "Was trägt der denn bitte?!" *Armer Kerl!*

Oder Musik. Jeder hat seinen Lieblingsgeschmack. Aber wehe, jemand outet sich als Fan von Schlager. Oder Heavy Metal. Oder... (Gott bewahre!) Klassischer Musik. Dann hagelt es komische Blicke und pseudo-verständnisvolle Kommentare. "Ach, das ist ja... interessant!"

Selbst beim Essen! Du bist Veganer? Vegetarier? Glutenfrei? Laktoseintolerant? Super! Solange du es nicht *erwähnst*! Sonst bist du schnell der "Extrawurst"-Besteller, der alle anderen aufhält.

"Kann man denn da überhaupt was essen?"

Die Ironie der Individualität

Die Ironie ist doch: Wir wollen alle individuell sein. Aber wir definieren Individualität oft über oberflächliche Dinge. Über Markenklamotten. Über den neuesten Smartphone. Über den coolsten Urlaubsort. Alles Dinge, die wir uns *kaufen* können.

Wirkliche Individualität hingegen... die kommt von innen. Sie zeigt sich in unseren Werten. In unseren Überzeugungen. In unserer Art, die Welt zu sehen. Und das ist oft viel schwieriger zu akzeptieren, weil es uns zwingt, uns mit uns selbst auseinanderzusetzen.

Also, was tun? Sollen wir alle gleich werden? Bloß nicht! Aber vielleicht sollten wir ein bisschen toleranter sein. Ein bisschen offener. Ein bisschen neugieriger. Und vielleicht, ganz vielleicht, ein bisschen weniger wertend.

Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass Anderssein nicht bedeutet, dass jemand *falsch* ist. Es bedeutet nur, dass jemand... anders ist. Und das ist doch eigentlich das, was wir alle wollen, oder?

Ich weiß, das ist eine gewagte These. Eine *unpopuläre Meinung*. Aber ich stehe dazu. Lasst uns alle ein bisschen mehr Aubergine sein. (Oder was auch immer euch glücklich macht.) Und lasst uns die anderen Auberginen nicht verurteilen.

Denn am Ende des Tages sind wir doch alle ein bisschen verrückt. Nur manche von uns sind etwas offensichtlicher darin.