Arthur Miller Death Of A Salesman
Arthur Millers Death of a Salesman (deutscher Titel: Tod eines Handlungsreisenden) ist ein 1949 uraufgeführtes Theaterstück, das als ein Meilenstein des amerikanischen Dramas gilt. Es thematisiert den amerikanischen Traum, persönliche Erwartungen und das Scheitern, besonders im Kontext des kapitalistischen Systems. Das Stück ist komplex und vielschichtig, und diese Information soll Ihnen ein grundlegendes Verständnis des Werkes und seiner zentralen Themen vermitteln.
Die Handlung
Death of a Salesman erzählt die Geschichte von Willy Loman, einem alternden Handlungsreisenden, der sich in einer Lebenskrise befindet. Er ist müde, sowohl körperlich als auch mental, und seine Verkaufszahlen sinken rapide. Willy wird von Erinnerungen und Halluzinationen geplagt, die Vergangenheit und Gegenwart vermischen. Diese Erinnerungen zeigen Bruchstücke seines Lebens, insbesondere seine Beziehungen zu seiner Frau Linda und seinen Söhnen Biff und Happy.
Biff, der ältere Sohn, war in seiner Jugend ein vielversprechender Footballspieler und Schulabsolvent. Doch nach einem traumatischen Ereignis, als er seinen Vater in Boston mit einer anderen Frau ertappte, scheiterte er und konnte seine schulischen Leistungen nicht mehr erbringen. Nun, erwachsen, irrt Biff ziellos umher und ist unfähig, sich beruflich zu etablieren. Happy, der jüngere Sohn, hat zwar einen Job, ist aber unglücklich und sucht Bestätigung in oberflächlichen Beziehungen und sexuellen Abenteuern.
Willy klammert sich an die Vorstellung des "amerikanischen Traums" – der Glaube, dass harter Arbeit und Beliebtheit zum Erfolg führen. Er hat jedoch Schwierigkeiten, diesen Traum zu verwirklichen, und sein Selbstwertgefühl leidet unter seinem beruflichen Misserfolg. Die Familie Loman steht vor finanziellen Problemen, und Willy ist kurz davor, seinen Job zu verlieren. Sein Geisteszustand verschlechtert sich zunehmend, und er wird immer unberechenbarer.
Das Stück kulminiert in Willys Selbstmord. Er glaubt, dass sein Tod seinen Söhnen ermöglichen wird, die Lebensversicherungssumme zu nutzen, um ein erfolgreiches Leben zu beginnen. Doch Linda und Biff erkennen die Tragik von Willys Leben und die Verblendung, die ihn getrieben hat.
Die Charaktere
Willy Loman
Willy ist der Protagonist des Stücks. Er ist ein 63-jähriger Handlungsreisender, der von der Idee des amerikanischen Traums besessen ist. Er glaubt, dass Beliebtheit und "Persönlichkeit" der Schlüssel zum Erfolg sind. Willy ist jedoch unsicher, selbstzerstörerisch und unfähig, die Realität zu akzeptieren. Er ist ein tragischer Charakter, der vom System und seinen eigenen Illusionen verschlungen wird. Seine ständigen Erinnerungen und Halluzinationen verdeutlichen seinen labilen Geisteszustand.
Linda Loman
Linda ist Willys loyale und unterstützende Ehefrau. Sie ist sich der Realität von Willys Situation bewusst, versucht aber, ihn zu schützen und seine Illusionen aufrechtzuerhalten. Sie ist die pragmatische Stimme der Vernunft in der Familie, aber ihre Bemühungen, Willy zu helfen, sind oft erfolglos. Ihre Liebe zu Willy ist bedingungslos, und sie versucht, die Familie zusammenzuhalten.
Biff Loman
Biff ist Willys älterer Sohn. Er war in seiner Jugend ein vielversprechender Athlet, verlor aber nach einem traumatischen Erlebnis seinen Weg. Er versucht, sich von den Erwartungen seines Vaters zu befreien und seinen eigenen Weg zu finden. Biff ist der einzige Charakter, der die Wahrheit über Willy und seine Illusionen erkennt. Er hadert mit seinem Vater und versucht, ihm die Realität zu zeigen, was jedoch zu Konflikten führt.
Happy Loman
Happy ist Willys jüngerer Sohn. Er ist oberflächlich und auf seinen eigenen Erfolg fixiert. Er sucht Bestätigung in oberflächlichen Beziehungen und versucht, seinen Vater zu beeindrucken. Happy repräsentiert die negative Seite des amerikanischen Traums – die Jagd nach materiellem Erfolg ohne Rücksicht auf persönliche Werte.
Charley
Charley ist Willys Nachbar und Freund. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der Willy oft hilft. Charley repräsentiert die bodenständige und pragmatische Seite des Lebens. Er bietet Willy Ratschläge an, die dieser jedoch ablehnt. Er ist eine Art Kontrastfigur zu Willy und seinen Illusionen.
Bernard
Bernard ist Charleys Sohn. Er war in der Schule ein fleißiger und intelligenter Schüler, der im Gegensatz zu Biff Erfolg hat. Er ist das Paradebeispiel für jemanden, der durch harte Arbeit und Intelligenz erfolgreich wird, im Gegensatz zu Willys Vorstellung von Beliebtheit und "Persönlichkeit".
Zentrale Themen
Der amerikanische Traum
Das Stück kritisiert den amerikanischen Traum, insbesondere die Vorstellung, dass Erfolg durch Beliebtheit und "Persönlichkeit" erreichbar ist. Willy Loman ist das Opfer dieser Illusion. Er glaubt, dass er erfolgreich sein kann, wenn er nur beliebt ist, aber er vernachlässigt harte Arbeit und Ehrlichkeit. Das Stück zeigt, dass der amerikanische Traum für viele unerreichbar ist und zu Enttäuschung und Scheitern führen kann. Der amerikanische Traum wird hier entlarvt als eine Ideologie, die unrealistische Erwartungen schürt und den Einzelnen unter Druck setzt.
Das Scheitern
Death of a Salesman ist eine Geschichte des Scheiterns. Willy scheitert als Handlungsreisender, als Vater und als Ehemann. Er ist unfähig, seine eigenen Erwartungen zu erfüllen, und seine Illusionen führen zu seinem Untergang. Das Stück zeigt, dass Scheitern ein Teil des Lebens ist, aber es kritisiert auch die Gesellschaft, die Scheitern so stigmatisiert.
Die Vater-Sohn-Beziehung
Die Beziehung zwischen Willy und seinen Söhnen, insbesondere Biff, ist ein zentrales Thema des Stücks. Willy hat unrealistische Erwartungen an seine Söhne und versucht, sie zu formen. Dies führt zu Konflikten und Enttäuschungen. Biff versucht, sich von den Erwartungen seines Vaters zu befreien, aber er wird von Schuldgefühlen und Loyalität geplagt. Die Vater-Sohn-Beziehung ist geprägt von Liebe, Hass und Missverständnissen.
Die Bedeutung von Realität und Illusion
Willy Loman lebt in einer Welt der Illusionen. Er weigert sich, die Realität seiner Situation zu akzeptieren, und klammert sich an seine falschen Vorstellungen. Dies führt zu seinem Untergang. Das Stück betont die Bedeutung, die Realität zu erkennen und sich ihr zu stellen, auch wenn sie schmerzhaft ist.
Die Diskrepanz zwischen Willys Selbstbild und der Realität seiner Situation ist ein Motor der Tragödie.
Kritik am Kapitalismus
Das Stück kritisiert indirekt das kapitalistische System, das den Einzelnen unter Druck setzt, erfolgreich zu sein und sich anzupassen. Willy ist ein Opfer dieses Systems, das ihn ausnutzt und dann fallen lässt, wenn er nicht mehr nützlich ist. Die Kommerzialisierung des Lebens und die Oberflächlichkeit der Beziehungen werden im Stück thematisiert.
Stilistische Mittel
Miller verwendet in Death of a Salesman eine Vielzahl von stilistischen Mitteln, um die Geschichte zu erzählen und die Themen zu verdeutlichen.
Flashbacks
Die häufigen Flashbacks sind ein wichtiges stilistisches Mittel. Sie ermöglichen es dem Publikum, Willys Vergangenheit kennenzulernen und die Ursachen seiner gegenwärtigen Krise zu verstehen. Die Flashbacks vermischen sich oft mit der Gegenwart, was Willys labilen Geisteszustand widerspiegelt.
Symbolik
Das Stück verwendet eine Vielzahl von Symbolen, um die Themen zu verdeutlichen. Zum Beispiel symbolisiert der Garten, den Willy anlegen will, seinen Wunsch nach bleibendem Wert und Erfolg. Die Strümpfe, die Willy seiner Geliebten schenkt, symbolisieren seine Untreue und seine Versäumnisse gegenüber seiner Familie.
Sprache
Die Sprache der Charaktere ist oft umgangssprachlich und spiegelt ihre soziale Herkunft wider. Willys Sprache ist oft von Selbsttäuschung und Übertreibung geprägt. Die Sprache dient dazu, die Charaktere zu charakterisieren und die Atmosphäre des Stücks zu erzeugen. Die Verwendung von Alltagssprache unterstreicht die Tragik des "gewöhnlichen" Mannes.
Bedeutung und Rezeption
Death of a Salesman war bei seiner Uraufführung ein großer Erfolg und gilt bis heute als eines der wichtigsten Werke des amerikanischen Dramas. Das Stück hat zahlreiche Preise gewonnen, darunter den Pulitzer-Preis für Drama. Es wurde in viele Sprachen übersetzt und weltweit aufgeführt. Das Stück hat eine große Bedeutung für die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Traum, dem Scheitern und der Identitätssuche des Individuums in einer kapitalistischen Gesellschaft. Death of a Salesman hat viele Künstler und Intellektuelle beeinflusst und regt bis heute zur Diskussion an. Die zeitlose Thematik macht es weiterhin relevant.
Das Stück hat auch Kritik erfahren. Einige Kritiker bemängeln die Überzeichnung der Charaktere und die pessimistische Weltsicht. Trotzdem bleibt Death of a Salesman ein bedeutendes und bewegendes Werk, das zum Nachdenken anregt.
Zum tieferen Verständnis von Death of a Salesman ist es ratsam, sich mit der historischen und gesellschaftlichen Kontext der Entstehungszeit auseinanderzusetzen, insbesondere mit den wirtschaftlichen Bedingungen und den vorherrschenden Werten der Nachkriegszeit in den Vereinigten Staaten. Die Auseinandersetzung mit anderen Werken von Arthur Miller kann ebenfalls hilfreich sein, um seine thematischen Schwerpunkte und stilistischen Merkmale besser zu verstehen.
