Auf Der Terrasse Des Café Josty Gedicht Analyse

Kennen Sie das? Man sitzt im Café, schlürft genüsslich seinen Latte Macchiato und beobachtet die Welt. Vögel zwitschern, ein verliebtes Pärchen hält Händchen, ein Hund schnüffelt an einem Baum… Alltag eben. Aber was, wenn dieser Alltag plötzlich zum Stoff für ein Gedicht wird? Genau das ist Alfred Lichtenstein passiert. Sein Gedicht Auf der Terrasse des Café Josty ist so ein Alltags-Schnappschuss – nur eben auf Papier verewigt und mit einer ordentlichen Prise Absurdität gewürzt.
Das Café Josty: Ein Hotspot des Wahnsinns?
Das Café Josty, das klingt doch erstmal ganz harmlos, oder? War es wohl auch. Zumindest tagsüber. Es war ein angesagter Treffpunkt in Berlin, ein Ort, wo Künstler, Intellektuelle und Dandys sich trafen, um zu diskutieren, zu flirten und einfach das Leben zu genießen. Man stelle sich vor: Es ist das frühe 20. Jahrhundert, die Luft ist geschwängert von Zigarettenrauch, und am Nebentisch entspinnt sich gerade eine hitzige Debatte über die neuesten Strömungen in der Malerei.
Lichtenstein saß dort, beobachtete und schrieb. Und was er sah, war… nun ja, sagen wir mal, nicht ganz das, was man in einer Reiseprospekt erwarten würde. Sein Gedicht ist keine romantische Lobeshymne auf das Berliner Stadtleben. Im Gegenteil! Es ist eher eine Art dadaistischer Alptraum, ein Kaleidoskop bizarrer Bilder und skurriler Gestalten.
Ein Spaziergang durch das Gedicht
Okay, tauchen wir mal ein bisschen tiefer ein. Das Gedicht beginnt mit einer scheinbar normalen Szene: "Die Bäume husten und die Dächer schreien." Moment mal, hustende Bäume? Schreiende Dächer? Klingt schon mal verdächtig. Und es wird nicht besser. Es folgen "dicke, fette Herren", die "Säuglinge fressen" (keine Sorge, wahrscheinlich nur metaphorisch… hoffentlich!) und "bleiche Jungfrauen", die "in den Bärten kochen". Was zum Henker geht hier vor?
Genau das ist der Punkt! Lichtenstein wollte nicht die Realität abbilden, sondern sie verzerren, verfremden, ins Absurde übersteigern. Er wollte die bürgerliche Fassade aufbrechen und zeigen, was sich dahinter verbirgt: Eine Welt voller Neurosen, Ängste und unterdrückter Begierden.
"Die Sonne schmilzt. Die Bäume kriechen weiter."
Manche Interpreten sehen in dem Gedicht eine Kritik an der zunehmenden Entfremdung des Menschen in der Großstadt. Andere deuten es als Ausdruck einer tiefenpsychologischen Krise, einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Wieder andere sagen einfach: "Ist halt Quatsch, aber lustiger Quatsch!"
Und vielleicht ist das die beste Art, das Gedicht zu betrachten. Es ist nicht unbedingt wichtig, jedes Detail zu verstehen oder eine tiefere Bedeutung zu finden. Viel wichtiger ist es, sich von der Sprachgewalt, dem Rhythmus und dem Humor mitreißen zu lassen. Es ist wie ein expressionistisches Gemälde, bei dem es nicht darum geht, etwas abzubilden, sondern Gefühle und Stimmungen auszudrücken.
Lichtenstein: Ein tragischer Komiker
Alfred Lichtenstein war ein vielseitiger Künstler. Er schrieb Gedichte, Prosa, Theaterstücke und war auch als Maler tätig. Er war ein typischer Vertreter des Expressionismus, einer Kunstrichtung, die sich durch ihre subjektive und oft übersteigerte Darstellung der Wirklichkeit auszeichnete.
Sein Leben war allerdings von kurzer Dauer. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und fiel 1914 in Frankreich. Er wurde gerade einmal 25 Jahre alt. Seine Werke, darunter Auf der Terrasse des Café Josty, blieben jedoch erhalten und zeugen von seinem Talent und seiner scharfen Beobachtungsgabe.
Es ist fast schon ironisch: Ein Gedicht, das voller Absurdität und Humor ist, stammt von einem Mann, der so jung sterben musste. Aber vielleicht ist es gerade das, was Lichtensteins Werk so besonders macht. Es ist ein Spiegelbild einer zerrissenen Zeit, eine Ahnung von dem Grauen, das noch kommen sollte, verpackt in eine groteske und doch irgendwie faszinierende Form.
Was können wir daraus lernen?
Also, was nehmen wir jetzt mit aus dieser Analyse? Vielleicht, dass Kunst nicht immer ernst und bedeutungsschwer sein muss. Dass es okay ist, auch mal über den Unsinn zu lachen. Dass es manchmal befreiend sein kann, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, auch wenn diese Perspektive ein bisschen verrückt ist.
Und vielleicht, dass man beim nächsten Cafébesuch einfach mal die Augen offen halten sollte. Wer weiß, vielleicht inspiriert uns ja auch die Alltagsszenerie zu einem kleinen Gedicht. Oder zumindest zu einem lustigen Tweet.
Denn eines ist sicher: Das Café Josty mag verschwunden sein, aber die Kunst, den Wahnsinn des Alltags zu erkennen und zu beschreiben, die lebt weiter.
Also, Prost! Auf Alfred Lichtenstein und seine schreienden Dächer!
![Auf Der Terrasse Des Café Josty Gedicht Analyse Auf der Terrasse des Café Josty • Gedichtanalyse · [mit Video]](https://d3f6gjnauy613m.cloudfront.net/system/production/videos/004/508/ea40a69b7d5bd917f5071acb8bd186bd0e7dc23c/Thumbnail_Auf_der_Terrasse_des_Café_Josty_LauraKr.png?1731669207)


![Auf Der Terrasse Des Café Josty Gedicht Analyse Auf der Terrasse des Café Josty • Gedichtanalyse · [mit Video]](https://d1g9li960vagp7.cloudfront.net/wp-content/uploads/2022/03/Thumbnail_Expressionismus_Ann-Kathrin-1024x576.png)


![Auf Der Terrasse Des Café Josty Gedicht Analyse Auf der Terrasse des Café Josty • Gedichtanalyse · [mit Video]](https://d1g9li960vagp7.cloudfront.net/wp-content/uploads/2022/03/Expressionismus-Gedichte-1024x576.png)










