Braucht Man Das Kleine Latinum Für Medizinstudium

Mal ehrlich, Hand aufs Herz: Wer von uns erinnert sich noch an Cicero? An all die Fälle, die wir im Lateinunterricht gebüffelt haben? Ich gestehe: Nicht viel. Und ich behaupte mal ganz frech: Das ist auch nicht schlimm.
Braucht man das Latinum wirklich?
Die Frage, die sich vielen stellt (oder eben nicht mehr stellt, weil sie es schon hinter sich haben): Braucht man dieses ominöse Kleine Latinum wirklich für ein Medizinstudium? Offiziell ja. Aber inoffiziell... naja, sagen wir's mal so: Ich habe da so meine Zweifel.
Klar, die Uni sagt: "Ja, unbedingt! Du musst die Fachbegriffe verstehen! Os hier, Musculus da..." Und ja, es stimmt, die Medizin ist voll von lateinischen und griechischen Begriffen. Aber kommt man deswegen um's Latinum herum? Ich finde nicht.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man diese Begriffe auch anders lernen kann. Durch Fleiß, durch Eselsbrücken, durch das ständige Wiederholen im Studium. Man lernt ja schließlich auch, wie man eine Blinddarmentzündung erkennt, ohne vorher perfekt Caesar übersetzt zu haben!
Ein kleiner Exkurs: Die Macht der Wiederholung
Denkt doch mal an eure Kindheit. Habt ihr erst die Grammatik von "Mama" und "Papa" gelernt, bevor ihr angefangen habt, die Wörter zu benutzen? Natürlich nicht! Ihr habt die Wörter gehört, wiederholt und irgendwann verstanden. Und so ist es doch auch mit den medizinischen Fachbegriffen. Man hört sie, liest sie, benutzt sie... und plötzlich sitzen sie.
Und seien wir ehrlich: Wie viel Prozent des Latinums, das wir gelernt haben, brauchen wir wirklich? Übersetzen wir im OP plötzlich Ovid? Wohl kaum. Wir googeln lieber die Bedeutung eines Begriffs, den wir vergessen haben. Das ist doch die Realität!
Ich will das Latinum nicht schlechtreden. Es ist sicherlich eine tolle Sache, wenn man sich für Sprachen interessiert und Freude daran hat. Aber es als unbedingte Voraussetzung für ein Medizinstudium hinzustellen? Das finde ich übertrieben.
Die "unbeliebte" Meinung
Hier kommt also meine "unbeliebte" Meinung: Abschafft das Kleine Latinum als Pflicht für's Medizinstudium! Lasst die Leute Medizin studieren, die wirklich Medizin studieren wollen. Die sich für den menschlichen Körper interessieren, die Leben retten wollen. Nicht diejenigen, die sich jahrelang mit Deklinationen und Konjugationen herumquälen mussten, nur um dann festzustellen, dass sie das im Studium kaum brauchen.
Konzentrieren wir uns lieber darauf, den Studenten das beizubringen, was sie wirklich brauchen. Gebt ihnen mehr Praxis, mehr Einblicke in den Klinikalltag, mehr Möglichkeiten, von erfahrenen Ärzten zu lernen. Das ist doch viel sinnvoller, als sie mit unnötigem Latein zu quälen.
Vielleicht sollte man einen Latein-Kurs während des Medizinstudiums anbieten. Für diejenigen, die sich dafür interessieren und ihr Wissen vertiefen möchten. Aber bitte nicht als verpflichtende Hürde, die viele vom Studium abhält.
Ich bin bereit, mich für diese Meinung steinigen zu lassen. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es viele gibt, die insgeheim zustimmen. Die sich denken: "Ja, eigentlich hat sie ja Recht!" Traut euch, es zuzugeben!
Also, liebe zukünftige Ärzte und Ärztinnen: Lasst euch nicht entmutigen! Auch ohne Latinum könnt ihr hervorragende Mediziner werden. Glaubt an euch und an eure Fähigkeiten. Und lasst euch von niemandem einreden, dass ihr etwas nicht könnt, nur weil ihr nicht perfekt Vergil übersetzen könnt.
Die Medizin braucht euch! Sie braucht euer Talent, eure Empathie und euren Einsatz. Und ganz ehrlich? Sie braucht wahrscheinlich weniger Perfekt-Konjunktiv.
Und wer weiß, vielleicht ändert sich ja irgendwann mal was. Vielleicht wird meine "unbeliebte" Meinung ja doch noch irgendwann zur Mehrheitsmeinung. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

















