Deitermann Schmolke Industrielles Rechnungswesen

Okay, Leute, lasst uns ehrlich sein. Wir alle haben diesen einen Freund. Der, der behauptet, er liebt Tabellenkalkulationen. Der, der freiwillig die Firmenkasse verwaltet. Der, dessen Augen aufleuchten, wenn jemand "Soll und Haben" sagt. Dieser Freund hat wahrscheinlich auch ein Exemplar von Deitermann/Schmolke im Regal stehen. Und ich sage euch was? Ich hab da so meine ganz eigenen Gefühle zu diesem Buch.
Ich weiß, ich weiß. Es ist ein heiliges Buch. Die Bibel des Industriellen Rechnungswesens. Angeblich. Man sollte es verehren. Darin die Weisheit der Kostenrechnung finden. Die absolute Wahrheit über Gemeinkostenzuschläge. Aber mal ehrlich, Hand aufs Herz: Wer *wirklich* versteht, was da drin steht? Außer vielleicht... eben, dieser eine Freund?
Kostenrechnung für Dummies? Naja...
Ich behaupte ja, dass Deitermann/Schmolke eigentlich ein Buch für Außerirdische ist. Oder für Leute, die schon alles wissen, aber so tun, als würden sie es noch mal nachlesen. Die Erklärungen sind... sagen wir mal... herausfordernd. Wie ein Puzzle, das man schon gelöst hat, aber dann nochmal auseinander nimmt, um es komplizierter zu machen.
Und diese Beispiele! Gott sei Dank, dass wir in der Realität nicht mit diesen irrsinnig konstruierten Fällen zu tun haben. Wer, bitte, hat denn einen Produktionsprozess, der so perfekt und linear abläuft wie in den Übungsaufgaben? Vermutlich niemand. Außer vielleicht... im Lehrbuch. Und das ist ja das Problem.
Der Mythos der Perfektion
Ich finde, dieses Buch vermittelt ein falsches Bild. Ein Bild von einer Welt, in der alles genau berechenbar ist. In der jede Kostenstelle perfekt definiert ist. In der die Zahlen immer stimmen. Aber die Realität ist doch anders! Die Realität ist Chaos. Die Realität ist Kaffeepausen, die länger dauern als geplant. Die Realität sind unvorhergesehene Maschinenreparaturen. Und die Realität ist, dass niemand, nicht einmal Deitermann/Schmolke, das alles perfekt vorhersagen kann.
Ich sage nicht, dass Kostenrechnung unwichtig ist. Um Gottes Willen, nein! Sie ist essenziell. Aber ich sage, dass man sich nicht von diesem einen Buch unter Druck setzen lassen sollte. Es ist ein Werkzeug, nicht ein Gesetz. Man kann es benutzen. Oder man kann es ignorieren. Oder man kann es als Türstopper verwenden. (Bitte nicht! Aber der Gedanke ist verlockend.)
Vielleicht ist meine Meinung unpopulär. Vielleicht werde ich jetzt von einer Horde BWL-Studenten mit Taschenrechnern gejagt. Aber ich stehe dazu: Deitermann/Schmolke ist überbewertet. Es ist ein gutes Buch, ja. Aber es ist nicht das Nonplusultra. Es ist nicht die Antwort auf alle Fragen. Und es ist definitiv nicht lesbar, wenn man gerade einen langen Tag hinter sich hat und einfach nur noch ins Bett will.
Ich glaube, es gibt bessere Wege, sich mit Industriellem Rechnungswesen auseinanderzusetzen. Praktischere Wege. Verständlichere Wege. Wege, die nicht das Gefühl vermitteln, man bräuchte einen Doktortitel, um einen Gemeinkostenzuschlag zu berechnen. Und vielleicht, nur vielleicht, gibt es sogar Bücher, die ein bisschen mehr Humor haben. Ein kleines bisschen. Nur so als Option.
Oder vielleicht sollte ich einfach mal wieder mit diesem einen Freund reden. Vielleicht erklärt er mir ja alles nochmal. Ganz langsam. Und mit ganz vielen Beispielen aus dem echten Leben. (Aber bitte nicht aus dem Lehrbuch!)
"Die Wahrheit ist oft einfacher, als wir denken. Auch wenn Deitermann/Schmolke das manchmal anders darstellt."
Also, was meint ihr? Bin ich komplett verrückt? Oder habt ihr auch schon mal so gedacht?

















