Great Britain System Of Government

Hallo, liebe Reisefreunde! Nachdem ich selbst schon so oft die britischen Inseln erkundet habe, wollte ich euch heute mal einen etwas anderen Einblick geben. Wir lassen die üblichen Touri-Pfade kurz hinter uns und tauchen ein in das faszinierende – und manchmal etwas verwirrende – Regierungssystem Großbritanniens. Keine Sorge, es wird nicht staubtrocken! Versprochen!
Eine Monarchie – Aber eine ganz besondere!
Das Erste, was einem natürlich in den Sinn kommt, ist die Queen, oder jetzt König Charles. Und ja, Großbritannien ist eine konstitutionelle Monarchie. Das bedeutet aber nicht, dass der Monarch das Sagen hat, wie man es vielleicht aus dem Mittelalter kennt. Der Monarch ist das Staatsoberhaupt, eine unglaublich wichtige und symbolträchtige Rolle, aber die tatsächliche politische Macht liegt woanders.
Denkt an den Monarchen eher als eine Art nationalen Leuchtturm, eine Verkörperung der britischen Geschichte und Tradition. Er oder sie eröffnet das Parlament, ernennt den Premierminister (theoretisch!), und unterzeichnet Gesetze. Aber all das geschieht nach den Regeln und Empfehlungen der gewählten Regierung. Im Grunde ist der Monarch ein Symbol der Einheit und Kontinuität.
Die Rolle des Monarchen im Detail:
- Staatsoberhaupt: Vertritt Großbritannien im In- und Ausland.
- Oberbefehlshaber der Streitkräfte: Eine ehrenvolle Position mit wenig tatsächlicher militärischer Macht.
- Eröffnung des Parlaments: Hält die Thronrede, die von der Regierung verfasst wurde.
- Billigung von Gesetzen: Unterzeichnet vom Parlament verabschiedete Gesetze, ein Akt, der als Royal Assent bezeichnet wird.
Stellt euch vor, ihr seid in London und seht die Wachablösung vor dem Buckingham Palace. Das ist mehr als nur eine touristische Attraktion; es ist ein visuelles Symbol für die lange Geschichte und die Traditionen der Monarchie.
Das Parlament: Wo die Musik spielt!
Das britische Parlament ist das Herzstück der Demokratie im Vereinigten Königreich. Es ist ein Zweikammerparlament, das bedeutet, es besteht aus zwei Kammern: dem House of Commons (Unterhaus) und dem House of Lords (Oberhaus).
Das House of Commons: Die gewählten Volksvertreter
Das House of Commons ist die mächtigere der beiden Kammern. Hier sitzen die Abgeordneten (Members of Parliament, MPs), die in den Wahlkreisen des Landes gewählt wurden. Jedes Mitglied repräsentiert seinen Wahlkreis und vertritt die Interessen seiner Wähler.
Die Partei, die bei den Parlamentswahlen die Mehrheit der Sitze gewinnt, bildet die Regierung. Der Vorsitzende dieser Partei wird Premierminister. Der Premierminister ernennt dann sein Kabinett, die Minister, die für die verschiedenen Regierungsbereiche verantwortlich sind, wie z.B. Finanzen, Gesundheit, Bildung usw.
Die Hauptaufgabe des House of Commons ist es, Gesetze zu verabschieden, die Regierung zu kontrollieren und den Haushalt zu genehmigen. Die Debatten im Parlament können sehr lebhaft sein, und es ist faszinierend zu beobachten, wie die Abgeordneten miteinander diskutieren und argumentieren.
Das House of Lords: Ein Haus der Überprüfung
Das House of Lords ist die zweite Kammer des Parlaments. Im Gegensatz zum House of Commons werden die Mitglieder des House of Lords nicht gewählt, sondern ernannt oder erben ihren Sitz. Es gibt verschiedene Arten von Lords:
- Life Peers: Vom Monarchen auf Empfehlung des Premierministers ernannte Lords auf Lebenszeit.
- Hereditary Peers: Lords, die ihren Sitz geerbt haben (die Anzahl der Hereditary Peers wurde jedoch stark reduziert).
- Lords Spiritual: Die Bischöfe der Church of England.
Die Hauptaufgabe des House of Lords ist es, die Gesetze, die vom House of Commons verabschiedet wurden, zu überprüfen und zu überarbeiten. Sie können Gesetze verzögern und Änderungen vorschlagen, aber sie können Gesetze nicht grundsätzlich blockieren. Das House of Lords dient als eine Art zweite Meinung, um sicherzustellen, dass die Gesetze gut durchdacht und fair sind.
Der Premierminister und das Kabinett: Die Exekutive
Der Premierminister ist der Chef der Regierung und somit der mächtigste Politiker des Landes. Er oder sie wird vom Monarchen ernannt, nachdem er oder sie die Fähigkeit bewiesen hat, das Vertrauen des House of Commons zu genießen, was praktisch bedeutet, dass er oder sie der Führer der Partei mit der Mehrheit im Unterhaus ist.
Der Premierminister ist verantwortlich für die Führung der Regierung, die Festlegung der politischen Agenda und die Vertretung Großbritanniens im Ausland. Er oder sie ernennt auch das Kabinett, das aus den Ministern besteht, die für die verschiedenen Regierungsbereiche verantwortlich sind. Das Kabinett ist das wichtigste Entscheidungsgremium der Regierung.
Stellt euch vor, ihr seid auf der Downing Street No. 10, dem Amtssitz des Premierministers. Hier werden wichtige Entscheidungen getroffen, die das Leben aller Menschen im Vereinigten Königreich beeinflussen.
Das Wahlsystem: First-Past-the-Post
Das britische Wahlsystem ist als First-Past-the-Post (FPTP) bekannt. Das bedeutet, dass der Kandidat, der in einem Wahlkreis die meisten Stimmen erhält, den Sitz gewinnt, unabhängig davon, ob er oder sie die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten hat.
Dieses System hat seine Vor- und Nachteile. Einerseits führt es oft zu stabilen Mehrheitsregierungen. Andererseits kann es dazu führen, dass kleinere Parteien benachteiligt werden und Stimmen verschwendet werden, wenn man für einen Kandidaten stimmt, der keine Chance hat, zu gewinnen.
Wichtig zu wissen: Es gibt in Großbritannien immer wieder Diskussionen über eine Wahlrechtsreform, aber bisher hat sich das First-Past-the-Post-System bewährt.
Das britische Rechtssystem: Common Law
Das britische Rechtssystem basiert auf dem Common Law, einem System, das sich im Laufe der Jahrhunderte durch Gerichtsentscheidungen und Gewohnheitsrecht entwickelt hat. Im Gegensatz zu vielen kontinentaleuropäischen Ländern gibt es in Großbritannien keine umfassende Kodifizierung des Rechts.
Gerichtsentscheidungen spielen eine wichtige Rolle bei der Interpretation und Anwendung des Gesetzes. Frühere Urteile dienen als Präzedenzfälle, an denen sich spätere Gerichte orientieren müssen. Das britische Rechtssystem ist bekannt für seine Unabhängigkeit und seine Betonung der Fairness und Gerechtigkeit.
Ein paar abschließende Gedanken
Das britische Regierungssystem ist ein komplexes und faszinierendes Gebilde, das sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Es ist eine Mischung aus Tradition und Moderne, Monarchie und Demokratie. Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in die Welt der britischen Politik hat euch gefallen und euch geholfen, das Land und seine Kultur besser zu verstehen.
Wenn ihr das nächste Mal in Großbritannien seid, nehmt euch vielleicht einen Moment Zeit, um über die Geschichte und die politischen Institutionen des Landes nachzudenken. Es ist eine Reise wert, die über die üblichen Sehenswürdigkeiten hinausgeht!
Bis zum nächsten Mal und viel Spaß beim Reisen!

