Inneres Team Schulz Von Thun
Stell dir vor, in deinem Kopf sitzt ein kleines Team. Nicht von Neurologen, sondern von ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die einen sind total vernünftig, die anderen wollen nur Spaß, und wieder andere sind chronisch ängstlich. Klingt verrückt? Willkommen in der Welt des Inneren Teams nach Friedemann Schulz von Thun!
Das Team in deinem Kopf: Wer sind die da eigentlich?
Schulz von Thun, ein deutscher Kommunikationswissenschaftler, hat dieses geniale Modell entwickelt, um zu verstehen, warum wir manchmal so widersprüchlich handeln. Es ist, als ob mehrere Stimmen gleichzeitig in uns sprechen, jede mit ihrer eigenen Agenda. Und genau das ist das Innere Team: Eine Metapher für die verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die in uns aktiv sind.
Denk zum Beispiel an diesen einen Kollegen, der immer alles besser weiß. Wahrscheinlich hast du auch so einen "Besserwisser" in deinem Inneren Team! Oder die innere Stimme, die dir ständig einredet, dass du eh alles falsch machst. Autsch. Aber keine Sorge, auch diese Stimme hat ihren Ursprung und kann konstruktiv genutzt werden.
Die verschiedenen Teammitglieder: Ein bunter Haufen
Typischerweise besteht das Innere Team aus Mitgliedern wie:
- Der Vernünftige: Der Logiker, der rationale Entscheidungen treffen will.
- Der Ängstliche: Derjenige, der vor Risiken warnt und Sicherheit sucht.
- Der Harmonische: Der Friedensstifter, der Konflikte vermeiden und alle glücklich machen will.
- Der Spontane: Der Abenteurer, der Neues ausprobieren und Spaß haben will.
- Der Kritiker: Derjenige, der alles hinterfragt und Verbesserungspotenzial sieht (manchmal etwas zu kritisch).
Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt! Dein Inneres Team ist so einzigartig wie du selbst. Es kann noch viele weitere Mitglieder geben, je nach deiner Persönlichkeit und deinen Erfahrungen.
Wenn das Team verrückt spielt: Konflikte im Kopf
Das Problem entsteht, wenn die Teammitglieder sich ständig in die Quere kommen. Stell dir vor, du willst dich für einen Marathon anmelden (Spontaner schreit "Jaaa!"), aber der Ängstliche flüstert dir ins Ohr, dass du dich bestimmt verletzen wirst und eh nicht durchhältst. Zack – innere Zerrissenheit! Und genau das ist es, was Schulz von Thun mit seinem Modell veranschaulichen will: Unsere inneren Konflikte entstehen, weil die verschiedenen Persönlichkeitsanteile unterschiedliche Bedürfnisse und Ziele haben.
Oder denk an die Situation, wenn du eigentlich lernen müsstest (Vernünftiger erinnert dich daran!), aber der Spontane dich lieber mit Freunden treffen will. Wer gewinnt? Oft derjenige, der am lautesten schreit. Und das führt dann zu Frust, schlechtem Gewissen und dem Gefühl, nicht authentisch zu sein.
Der Clou: Dem Team zuhören und es moderieren
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht hilflos ausgeliefert! Du kannst lernen, deinem Inneren Team zuzuhören und es zu moderieren. Das bedeutet nicht, dass du einzelne Teammitglieder unterdrücken musst, sondern dass du versuchst, ihre Bedürfnisse zu verstehen und einen Kompromiss zu finden. Stell dir vor, du bist der Teamleiter und sorgst für eine konstruktive Zusammenarbeit.
Wie geht das? Indem du dir bewusst machst, welche Stimmen gerade aktiv sind. Frag dich: "Wer redet da gerade in mir? Ist das der Vernünftige, der mich vor Fehlern bewahren will? Oder der Ängstliche, der mich vor Risiken schützen will?" Indem du die verschiedenen Persönlichkeitsanteile identifizierst, kannst du ihre Motive besser verstehen und ihre Argumente abwägen.
Und dann kommt der Clou: Versuche, eine innere Verhandlung zu führen. Sprich mit deinen Teammitgliedern, frag sie, was sie brauchen, und suche nach Lösungen, die für alle akzeptabel sind. Vielleicht kannst du den Spontanen mit einem kleinen Ausflug belohnen, nachdem du gelernt hast. Oder dem Ängstlichen zusichern, dass du dich gut vorbereitest, bevor du dich für den Marathon anmeldest.
Es geht darum, die verschiedenen Stimmen in dir zu integrieren, anstatt sie zu bekämpfen. Denn jede Stimme hat ihre Berechtigung und kann dich auf ihre Weise bereichern. Der Vernünftige bewahrt dich vor unüberlegten Entscheidungen, der Ängstliche schützt dich vor Gefahren, der Harmonische sorgt für gute Beziehungen, und der Spontane bringt Freude und Lebendigkeit in dein Leben.
Indem du dein Inneres Team besser kennenlernst und lernst, es zu moderieren, kannst du selbstbewusster, authentischer und zufriedener werden. Und wer weiß, vielleicht entdeckst du ja auch ganz neue Seiten an dir selbst!
"Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit." – Viktor Frankl (dieses Zitat passt zwar nicht direkt zum Inneren Team, verdeutlicht aber die Idee, dass wir Wahlmöglichkeiten haben, wie wir mit unseren inneren Stimmen umgehen).
Also, viel Spaß beim Kennenlernen deines Inneren Teams! Es ist eine spannende Reise zu dir selbst. Und keine Sorge, wenn es am Anfang etwas holprig ist. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Und dein Inneres Team braucht vielleicht auch ein bisschen Zeit, um sich an den neuen Teamleiter zu gewöhnen: Dich!
