Kit Und Sam Bei Einer Spinne

Es war ein ganz normaler Dienstag. Kit, die eigentlich immer alles unter Kontrolle hatte, bereitete gerade einen Smoothie mit Blaubeeren und Spinat zu (ja, wirklich!) und Sam, der chronische Träumer, starrte aus dem Fenster und sinnierte darüber, ob Wolken wohl auch manchmal Angst vor dem Runterfallen hätten.
Plötzlich, ein Schrei. Nicht der panische, "Ich-habe-mir-den-Zeh-gestoßen"-Schrei, sondern der echte, "Hier-stimmt-etwas-ganz-und-gar-nicht"-Schrei. Kit, Blaubeeren-Smoothie halb verschüttet, starrte auf die Decke. Sam, aus seinen Wolkenträumen gerissen, folgte ihrem Blick.
Und da war sie. Eine Spinne. Nicht irgendeine Spinne, nein. Diese Spinne schien direkt aus einem Horrorfilm entsprungen zu sein. Gut, vielleicht war sie auch nur ein bisschen größer als eine Euromünze, aber im Angesicht panischer Angst mutieren Euromünzen eben zu Monstern.
Die Panik bricht aus
Kit, die selbsternannte Heldin, versteckte sich instinktiv hinter Sam. Sam, der Pazifist, der nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun konnte, erstarrte vor Schreck.
"Mach was!", flüsterte Kit, ihre Stimme zitterte leicht.
Sam schluckte. "Was denn? Ich rede doch immer mit Spinnen! Vielleicht will sie nur Hallo sagen!"
Kit verdrehte die Augen. "Hallo sagen? Sie sieht aus, als würde sie uns ihr Mietshaus zeigen wollen! Mach sie weg!"
Was folgte, war ein minutenlanges, chaotisches Durcheinander. Sam versuchte, die Spinne mit einem Kissen zu verjagen (was die Spinne eher irritierte als einschüchterte). Kit schrie Anweisungen, die meistens mit "Nicht näher ran!" oder "Vorsicht, sie krabbelt!" endeten.
Planänderung
Irgendwann, mitten im Chaos, hatte Sam eine Idee. Eine ziemlich verrückte Idee, aber immerhin eine Idee.
"Ich habe es!", rief er. "Wir fangen sie! Mit einem Glas!"
Kit war skeptisch. "Ein Glas? Was soll das denn bringen? Dann ist sie doch immer noch im Haus!"
"Aber draußen!", erwiderte Sam triumphierend. "Wir bringen sie nach draußen! Zurück zur Natur!"
Und so begann Operation Spinnenrettung. Sam, bewaffnet mit einem Glas und einem Stück Pappe, pirschte sich langsam an die Spinne heran. Kit, immer noch in Deckung, gab moralische Unterstützung (und wies Sam darauf hin, dass die Spinne sich bewegte).
Tatsächlich gelang es Sam, das Glas vorsichtig über die Spinne zu stülpen. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch den Raum. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer.
Ein unerwartetes Gespräch
Sam blickte in das Glas. Die Spinne, nun gefangen, schien ihn anzustarren. Oder bildete er sich das nur ein?
„Ich… ich glaube, sie guckt mich an“, sagte Sam zögernd.
„Klar guckt sie dich an! Du hast sie ja auch gerade in ein Gefängnis gesteckt! Jetzt mach schon, bring sie raus!“, drängte Kit.
Aber Sam zögerte. Irgendetwas in dem Blick der Spinne hielt ihn zurück. Er sah keine Boshaftigkeit, keine Aggression. Nur… Angst?
Und dann tat Sam etwas Verrücktes. Er begann, mit der Spinne zu reden.
„Hey… alles okay? Ich will dir nichts tun. Wir wollen dich nur nach draußen bringen. Da ist es doch viel schöner, oder? Mit Bäumen und Blumen und… anderen Spinnen, mit denen du dich unterhalten kannst.“
Kit starrte ihn an, als wäre er verrückt geworden. „Redest du gerade mit einer Spinne?!“
Sam ignorierte sie. Er fuhr fort, mit sanfter Stimme auf die Spinne einzureden. Er erzählte ihr von den Wolken, von den Blumen im Garten, von den Vögeln, die zwitscherten. Er versuchte, ihr die Angst zu nehmen.
Und dann geschah etwas Unglaubliches. Die Spinne, die eben noch wie ein Monster gewirkt hatte, entspannte sich. Sie krabbelte nicht mehr panisch im Glas herum, sondern saß ruhig am Boden.
Happy End (fast)
Sam, immer noch redend, trug das Glas vorsichtig nach draußen. Kit folgte ihm mit etwas Abstand, immer noch misstrauisch.
Im Garten angekommen, hob Sam das Glas an und schob die Pappe darunter weg. Die Spinne zögerte kurz, dann krabbelte sie langsam heraus und verschwand im Gras.
Sam lächelte. "Sie ist frei!"
Kit schnaubte. "Frei, um in unser Schlafzimmer zurückzukommen!"
Doch selbst Kit musste zugeben, dass Sam etwas Besonderes vollbracht hatte. Er hatte eine Spinne nicht getötet, nicht vertrieben, sondern… beruhigt. Er hatte gezeigt, dass selbst die gruseligsten Kreaturen ein bisschen Mitgefühl verdienen.
Und während Sam weiter den Wolken nachschaute, wusste Kit, dass ihr Smoothie mit Blaubeeren und Spinat heute irgendwie anders schmeckte. Vielleicht lag es daran, dass sie etwas gelernt hatte. Etwas über Spinnen. Und etwas über Sam.

















