Letter To The Editor Aufbau

Liebe Reisefreunde,

Heute möchte ich euch von einer ganz besonderen Entdeckung in meiner Lieblingsstadt New York berichten. Ihr wisst ja, ich liebe es, abseits der üblichen Touristenpfade nach kleinen Juwelen zu suchen, nach Orten, die eine Geschichte erzählen und die Seele der Stadt widerspiegeln. Und genau so ein Ort ist das Aufbau.

Ich muss gestehen, ich bin durch Zufall darauf gestossen. Ich war auf der Suche nach einem authentischen deutschen Frühstück (ja, ich bin manchmal etwas heimatverbunden!) und hatte online recherchiert. Die Suche führte mich in die Upper West Side, genauer gesagt in die 2001 Broadway. Dort, inmitten des geschäftigen Treibens, entdeckte ich ein unscheinbares Büro mit dem schlichten Schild "Aufbau". Ich war etwas verwirrt, denn ich hatte eigentlich ein Café erwartet. Aber meine Neugierde war geweckt, und ich beschloss, hineinzugehen.

Schon beim Betreten wurde ich von einer Atmosphäre empfangen, die mich sofort in ihren Bann zog. Es war nicht das typische sterile Büroambiente. Stattdessen herrschte hier eine warme, fast familiäre Stimmung. Überall an den Wänden hingen Fotos, Zeitungsausschnitte und Erinnerungsstücke. Man spürte sofort, dass dieser Ort eine lange und bewegte Geschichte hat.

Ich wurde freundlich von einer älteren Dame begrüsst, die sich als Mitarbeiterin des Aufbau vorstellte. Sie erzählte mir mit leuchtenden Augen von der Geschichte dieser Institution, die so viel mehr ist als nur eine Zeitung. Der Aufbau, gegründet 1934 in New York von deutschen Juden, die vor dem Nationalsozialismus geflohen waren, war zunächst eine Selbsthilfeorganisation für Einwanderer. Er half ihnen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, Arbeit zu finden und Kontakte zu knüpfen. Und natürlich gab er ihnen eine Stimme.

Eine Zeitung mit Herz und Seele

Die Zeitung Aufbau, die aus dieser Organisation hervorging, entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Sprachrohr für die deutschsprachige Exilgemeinschaft in den USA. Sie informierte über politische Entwicklungen, kulturelle Ereignisse und das Leben der Einwanderer. Sie bot aber auch eine Plattform für Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle, die in Deutschland verfolgt wurden. Namen wie Thomas Mann, Albert Einstein, Hannah Arendt und Lion Feuchtwanger schrieben für den Aufbau. Das ist schon beeindruckend, oder?

Ich durfte mir die Redaktionsräume ansehen und war fasziniert von den alten Schreibtischen, den Bücherregalen voller historischer Dokumente und den unzähligen Fotos, die von vergangenen Zeiten zeugten. Die Mitarbeiter, die ich traf, waren alle unglaublich engagiert und voller Leidenschaft für ihre Arbeit. Sie erzählten mir von den Herausforderungen, vor denen die Zeitung heute steht, aber auch von der Bedeutung, die sie immer noch für viele Menschen hat. Der Aufbau ist heute zwar hauptsächlich englischsprachig, aber er widmet sich weiterhin der Förderung des deutsch-jüdischen Erbes und dem interkulturellen Dialog.

Mehr als nur ein Besuch

Mein Besuch im Aufbau war mehr als nur eine Besichtigung. Es war eine Begegnung mit einem Stück Geschichte, ein Eintauchen in eine andere Welt. Ich habe viel über die deutsche Exilgemeinschaft in New York gelernt und über die Bedeutung von Zusammenhalt und Solidarität in schwierigen Zeiten. Und ich habe eine neue Wertschätzung für die Rolle der Presse bei der Verteidigung von Freiheit und Demokratie gewonnen.

Ich weiss, dass ein Besuch im Aufbau vielleicht nicht auf der typischen To-Do-Liste für New York steht. Aber ich möchte euch ermutigen, diesen Ort zu entdecken. Nehmt euch die Zeit, mit den Mitarbeitern zu sprechen, die Ausstellung anzusehen und in die Geschichte einzutauchen. Es ist eine Erfahrung, die euch bereichern und inspirieren wird.

Meine Tipps für euren Besuch:

Adresse: 2001 Broadway, New York, NY 10023
Öffnungszeiten: Am besten vorab auf der Website aufbau.com informieren. Es ist kein Museum im klassischen Sinne, daher sind die Besuchszeiten begrenzt.
Sprache: Die Mitarbeiter sprechen Deutsch und Englisch.
Was gibt es zu sehen: Eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Aufbau, die Redaktionsräume (sofern möglich) und natürlich die aktuelle Ausgabe der Zeitung.
Was gibt es zu tun: Sprecht mit den Mitarbeitern, stellt Fragen und lasst euch von der Geschichte des Ortes inspirieren.

Und noch ein kleiner Tipp: Wenn ihr euch für die deutsch-jüdische Geschichte in New York interessiert, empfehle ich euch auch einen Besuch im Leo Baeck Institute (15 West 16th Street). Dort findet ihr eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten, Fotos und Büchern zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums.

Ich hoffe, mein kleiner Bericht hat euch gefallen und vielleicht sogar dazu inspiriert, den Aufbau bei eurem nächsten New York Besuch zu besuchen. Es ist ein Ort, der es wert ist, entdeckt zu werden.

Die Geschichte des Aufbau ist ein wichtiger Teil der New Yorker Geschichte und ein Zeugnis des Überlebenswillens und der Widerstandsfähigkeit der Exilgemeinschaft.

Ich freue mich auf eure Kommentare und Erfahrungen! Habt ihr den Aufbau schon einmal besucht? Oder kennt ihr ähnliche Orte, die eine besondere Geschichte erzählen?

Bis bald und viel Spass beim Reisen!

Eure [Dein Name]