Mit Der Pille Angefangen Und Blutung Hört Nicht Auf
Es fing alles so unschuldig an. Die Pille. Das Versprechen von mehr Freiheit, weniger Sorgen, und einem geregelteren Zyklus. "So ein Blödsinn," dachte ich damals, als meine Freundin Lisa mir von ihren Problemen erzählte. "Bei mir wird das ganz anders!" Berühmte letzte Worte, nicht wahr?
Ich erinnere mich noch genau an diesen Nachmittag. Ich war gerade 16 geworden und fühlte mich wie der König der Welt, oder zumindest die Königin meiner kleinen Teenager-Blase. Der Arztbesuch verlief reibungslos. Ein paar Fragen, ein kurzes Gespräch über mögliche Nebenwirkungen (die ich natürlich gekonnt ignorierte) und schon hatte ich mein Rezept in der Hand. Die Apotheke wirkte wie ein Tor zu einem neuen, erwachseneren Leben. Naivität pur, ich weiß.
Die ersten Wochen verliefen unspektakulär. Ich nahm brav jeden Abend meine Pille, fühlte mich gut, und genoss die vermeintliche Sorglosigkeit. Dann, eines Morgens, wachte ich auf und... da war sie. Die Blutung. "Kein Problem," dachte ich, "das ist bestimmt nur die Abbruchblutung." Aber sie hörte einfach nicht auf. Tag für Tag, Woche für Woche. Es wurde langsam… anstrengend.
Ich versuchte, es zu ignorieren. Ich versuchte, es mit Humor zu nehmen. Ich nannte sie meine "Dauer-Party" oder meine "endlose rote Welle". Meine Freundinnen lachten, aber innerlich fühlte ich mich immer unwohler. Sport? Schwierig. Schwimmbad? Vergiss es. Dating? Nur mit ganz viel Planung und einer riesigen Portion Selbstironie.
Ich suchte im Internet nach Antworten. Eine schlechte Idee, wie sich herausstellte. Die Foren waren voll von Horrorgeschichten und medizinischen Fachbegriffen, die ich nicht verstand. Ich fühlte mich noch hilfloser als zuvor. Google wurde zu meinem neuen besten Freund und schlimmsten Feind zugleich. "Schmierblutungen," "Hormonchaos," "Gebärmutterhalskrebs!" Panik pur.
Schließlich raffte ich mich auf und ging zurück zum Arzt. Der schaute mich an, nickte verständnisvoll und sagte: "Das ist am Anfang ganz normal. Dein Körper muss sich erst daran gewöhnen." "Normal?!", dachte ich. "Seit Wochen? Das ist alles andere als normal!" Aber ich traute mich nicht, das laut zu sagen. Er verschrieb mir eine andere Pille. "Die wird das regeln," versprach er.
Und? Hat sie es geregelt? Natürlich nicht sofort. Die neue Pille brachte zwar etwas Besserung, aber die "Dauer-Party" war immer noch im Gange, wenn auch in einer etwas gemäßigteren Form. Ich fühlte mich wie ein wandelndes Experimentierfeld, ein lebender Beweis für die Unberechenbarkeit des weiblichen Körpers.
Die Suche nach der Lösung
Ich wechselte gefühlt alle paar Monate die Pille. Jede neue Pille war wie ein neues Abenteuer, eine neue Hoffnung, gefolgt von einer neuen Enttäuschung. Ich lernte, die Beipackzettel auswendig zu kennen und die lateinischen Namen der Hormone fließend auszusprechen. Ich wurde zum Pillen-Experten, obwohl ich eigentlich nur meinen Frieden mit meinem Körper finden wollte.
Einmal versuchte ich es sogar mit pflanzlichen Mitteln. Mönchspfeffer, Frauenmanteltee, was es nicht alles gab. Ich trank so viel Tee, dass ich mich schon wie eine Teetasse fühlte. Geholfen hat es… naja, sagen wir mal so, es hat nicht geschadet. Aber die "Dauer-Party" feierte fröhlich weiter.
Der Wendepunkt
Irgendwann, nach gefühlt einem Jahrzehnt, fand ich dann doch noch die Pille, die zu mir passte. Die "Dauer-Party" wurde endlich abgesagt, und ich konnte mein Leben wieder unbeschwerter genießen. Es war ein langer und steiniger Weg, aber ich habe viel über meinen Körper, meine Geduld und die Macht der Selbstironie gelernt.
Rückblickend kann ich über die ganze Sache lachen. Es war eine absurde Zeit, voller Verzweiflung, Frustration und dem unerschütterlichen Glauben daran, dass es irgendwann besser werden würde. Und es wurde besser. Irgendwann.
Was ich daraus gelernt habe? Erstens: Höre auf deinen Körper. Zweitens: Vertraue nicht blindlings jedem Arzt. Drittens: Google kann hilfreich sein, aber er ist kein Ersatz für ein persönliches Gespräch mit einem Experten. Und viertens: Humor ist die beste Medizin, vor allem wenn es um hormonelle Achterbahnen geht.
Und Lisa? Die lacht heute noch über meine "Dauer-Party". Aber sie weiß auch, dass ich sie jetzt umso besser verstehe. Denn am Ende sitzen wir alle im selben Boot, oder besser gesagt, auf derselben Achterbahn. Eine Achterbahn, die manchmal ganz schön verrückt sein kann, aber die uns auch zu dem macht, was wir sind: starke, widerstandsfähige und humorvolle Frauen.
Denn auch wenn die Pille manchmal ein ganz schönes Chaos verursachen kann, ist sie für viele Frauen ein Segen. Sie gibt uns die Kontrolle über unseren Körper und unser Leben. Und das ist doch schon mal etwas, oder?
Ich habe mich entschieden, die Pille abzusetzen. Nach so vielen Jahren. Ich bin neugierig, wie mein Körper ohne sie funktioniert. Ich bin ein bisschen aufgeregt, aber vor allem bin ich bereit für ein neues Kapitel. Ohne "Dauer-Party", hoffentlich.
