Present Simple For Future
Ich habe da so eine Theorie. Eine, die wahrscheinlich nicht jeder mag. Aber hey, deswegen sind es ja auch Theorien, oder?
Die Present Simple Zukunft
Es geht um die Present Simple Zeitform. Ja, genau, die, die wir eigentlich für Gewohnheiten und Fakten benutzen. "Ich trinke jeden Morgen Kaffee." "Die Sonne geht im Osten auf." So weit, so gut.
Aber was, wenn ich dir sage, dass wir die Present Simple insgeheim für die Zukunft benutzen? Nicht nur für Fahrpläne, wie im Lehrbuch steht ("Der Zug fährt um 10 Uhr ab"). Nein, ich rede von mehr!
Das Theaterstück und der Friseurtermin
Denk mal drüber nach. "Das Theaterstück beginnt um 20 Uhr." Klingt doch ganz normal, oder? Aber faktisch reden wir über etwas, das in der Zukunft liegt. Wir reden nicht über eine tägliche Gewohnheit des Theaters. Es ist ein Event, das noch stattfinden wird. Trotzdem benutzen wir Present Simple!
Oder der Friseurtermin: "Ich habe morgen um 15 Uhr einen Termin." Sagt man doch so, oder? Nicht: "Ich werde morgen um 15 Uhr einen Termin haben." Das klingt ja viel zu kompliziert! Wir benutzen das einfache Präsens, um etwas Zukünftiges auszudrücken. Einfach, prägnant, deutsch.
Die heimliche Zukunft
Ist es vielleicht so, dass das Present Simple in Wirklichkeit unser heimliches, liebstes Zukunfts-Werkzeug ist? Ich glaube, ja! Es ist so unaufgeregt, so selbstverständlich. Wir schleichen die Zukunft einfach ins Präsens und keiner merkt es. Genial, oder?
Klar, wir haben auch das Futur I und das Futur II. Aber mal ehrlich, wer benutzt die wirklich regelmäßig? "Ich werde das tun." Klingt doch total formell! Wir sind doch viel pragmatischer. "Ich mache das." Zack. Zukunft erledigt. Problem gelöst.
"Die Zukunft hat viele Namen: Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Tapferen die Chance." - Victor Hugo (Aber er hat das wahrscheinlich nicht auf die Present Simple bezogen...)
Mein (vielleicht) unbeliebte Meinung
Hier kommt also meine (vielleicht) unbeliebte Meinung: Wir Deutschen sind Meister darin, die Present Simple für die Zukunft zu missbrauchen. Und das ist gut so! Es ist effizient, es ist unkompliziert, es ist…typisch deutsch? (Okay, vielleicht übertreibe ich ein bisschen.)
Denk an folgende Sätze: "Nächste Woche fahre ich nach Berlin." "Morgen gehe ich ins Kino." "Am Wochenende mache ich einen Ausflug." Alles Zukunft, alles Present Simple. Und alles völlig normal. Wer würde da "Ich werde…" sagen? Niemand! (Hoffentlich.)
Vielleicht sollte man in den Deutschkursen für Ausländer nicht so viel Wert auf die korrekte Verwendung des Futur I legen. Sondern lieber erklären: "Hört mal, Leute, wir sagen das zwar so, aber eigentlich meinen wir das ganz anders!" Die Verwirrung wäre wahrscheinlich riesig, aber realistisch.
Die Zukunft ist einfach
Also, was lernen wir daraus? Die Zukunft muss nicht kompliziert sein. Sie kann einfach sein. Sie kann Present Simple sein. Und wenn jemand deswegen komisch guckt, dann sag einfach: "Ich spreche die Wahrheit! In der Zukunft!" (Und grins dabei ganz unschuldig.)
Und was machst du morgen? Erzähl es mir. In der Present Simple natürlich!
Ich zum Beispiel, ich schlafe erst mal aus. Zukunftspläne müssen warten. Oder eben nicht, denn "ich schlafe aus" impliziert ja bereits die Zukunft... Clever, oder?
Was sagt eigentlich Wikipedia dazu? Wahrscheinlich irgendwas Langweiliges über grammatikalische Regeln. Aber wir wissen es besser, oder?
Und jetzt, entschuldige mich bitte. Ich muss meinen nächsten Friseurtermin machen. (Und rate mal, wie ich ihn formulieren werde...)
Ach so, und falls du dich fragst, was ich heute Abend mache: Ich gucke fern. Ist das jetzt Zukunft oder Gewohnheit? Wer weiß das schon so genau? Egal, Hauptsache Present Simple!
Und du so? Erzähl mir von deinen heimlichen Present Simple Zukunfts-Plänen!
