Theory Of Proximal Development
Stell dir vor, du stehst vor einer riesigen Schüssel voller Legosteine. Du willst ein Raumschiff bauen, das so cool ist, dass selbst Darth Vader neidisch wird. Aber du hast noch nie ein Raumschiff aus Legosteinen gebaut. Panik? Nicht nötig!
Denn hier kommt die Zone der proximalen Entwicklung ins Spiel, kurz ZPD. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht! Stell dir vor, die ZPD ist wie ein magischer Bereich zwischen dem, was du schon alleine kannst (zum Beispiel, einen Turm bauen, der nicht gleich umfällt) und dem, was völlig unmöglich für dich ist (zum Beispiel, ein fliegendes Auto, das wirklich fliegt – sorry, Physik!).
Die magische Zone des Lernens
Diese Zone ist der Ort, an dem du mit ein bisschen Hilfe von außen *richtig* durchstarten kannst. Denk an einen Freund, der dir ein paar Tipps gibt, wie man stabilere Verbindungen baut, oder an eine Anleitung, die dir zeigt, wie man coole Flügel designt. Plötzlich ist das Raumschiff gar nicht mehr so weit entfernt!
Der Erfinder dieser genialen Idee war übrigens der russische Psychologe Lew Wygotski. Stell dir ihn als den Obi-Wan Kenobi des Lernens vor. Er hat verstanden, dass wir Menschen am besten lernen, wenn wir uns in dieser Zone aufhalten – kurz vor unserer Komfortzone, aber noch nicht völlig überfordert.
Der hilfreiche Helfer: Der Scaffolder
Wygotski nannte diese Hilfe, die uns in der ZPD unterstützt, „Scaffolding“. Stell dir vor, es ist wie ein Gerüst, das um ein Gebäude gebaut wird. Es gibt dir die nötige Unterstützung, um höher und besser zu bauen, als du es alleine könntest. Aber Achtung: Das Gerüst muss irgendwann wieder abgebaut werden, wenn du stark genug bist, das Gebäude selbst zu tragen! Sonst wirst du ja nie ein echter Raumschiff-Baumeister.
Ein Beispiel: Du lernst Gitarre spielen. Am Anfang klingt alles eher nach einer sterbenden Katze als nach Rock'n'Roll. Aber dein Gitarrenlehrer zeigt dir die richtigen Griffe, gibt dir Übungen und lobt dich, wenn du Fortschritte machst (auch wenn die Fortschritte winzig sind!). Er ist dein Scaffolder! Und mit seiner Hilfe wirst du bald auf der Bühne stehen und die Menge begeistern (oder zumindest ein akzeptables "Smoke on the Water" spielen).
Ein anderes Beispiel: Du versuchst, ein neues Rezept zu kochen, das *sehr* kompliziert aussieht. Alleine wäre es ein Rezept für eine Katastrophe. Aber deine Mutter (oder ein anderer Koch-Guru) steht dir zur Seite, erklärt die einzelnen Schritte, hilft dir beim Abschmecken und fängt dich auf, wenn du fast den Herd anzündest. Sie ist dein Scaffolder! Und am Ende steht ein Gericht auf dem Tisch, das sogar deine Freunde beeindruckt (oder zumindest nicht zum Erbrechen bringt).
"Das Kind kann heute mehr, als es morgen könnte." – Frei interpretiert von irgendjemandem, der Wygotski liebte.
Die ZPD ist also nicht nur etwas für Kinder. Wir alle haben unsere ZPDs in verschiedenen Bereichen unseres Lebens. Egal, ob es darum geht, eine neue Sprache zu lernen, ein kompliziertes Computerprogramm zu verstehen oder einfach nur den perfekten Kuchen zu backen. Wir brauchen alle manchmal ein bisschen Hilfe, um über uns hinauszuwachsen.
Also, das nächste Mal, wenn du vor einer Herausforderung stehst, die dich fast zur Verzweiflung treibt, denk an die ZPD! Such dir einen Scaffolder, lass dir helfen und erobere die Welt (oder zumindest das Raumschiff, die Gitarre oder den Kuchen).
Und vergiss nicht: Scheitern ist erlaubt! Solange du daraus lernst und dich nicht entmutigen lässt. Denn auch das ist Teil des Lernprozesses. Und wer weiß, vielleicht wirst du ja irgendwann selbst zum Scaffolder für jemand anderen! Dann schließt sich der Kreis. Und die Welt wird ein bisschen schlauer, ein bisschen besser und ein bisschen mehr voller Raumschiffe aus Legosteinen.
Also, ab ans Werk! Deine ZPD wartet schon auf dich. Und denk daran: Hauptsache, es macht Spaß!
