Vier Seiten Modell Schulz Von Thun

Hallo liebe Reisefreunde! Heute nehme ich euch mit auf eine etwas andere Reise – keine geografische, sondern eine in die faszinierende Welt der Kommunikation. Genauer gesagt, stelle ich euch das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun vor. Keine Sorge, das klingt komplizierter als es ist. Stellt es euch eher wie einen gut sortierten Koffer vor, der euch hilft, Missverständnisse zu vermeiden und eure Reisebegleiter besser zu verstehen.

Ich erinnere mich gut an meine erste Rucksackreise durch Südostasien. Überwältigt von der fremden Kultur, der Sprachbarriere und den vielen neuen Eindrücken, habe ich so manches Mal gedacht: "Was will der/die eigentlich von mir?". Im Nachhinein, und auch dank des Vier-Seiten-Modells, verstehe ich, dass es oft gar nicht um das *was*, sondern um das *wie* ging. Lasst uns also eintauchen in die vier Seiten einer Nachricht!

Die vier Seiten der Nachricht: Ein Kompass für klare Kommunikation

Schulz von Thun sagt, jede Nachricht, die wir senden oder empfangen, hat vier Seiten. Stellt euch eine viereckige Box vor, jede Seite trägt eine eigene Botschaft:

1. Die Sachebene: Was ist die Faktenlage?

Die Sachebene ist die objektive Seite der Nachricht. Hier geht es um Fakten, Daten, Informationen und Sachverhalte. Kurz gesagt: Worüber wird gesprochen? Zum Beispiel: "Die Golden Gate Bridge ist rot." Oder: "Der Zug fährt um 10:00 Uhr ab." Auf dieser Ebene ist es wichtig, klar, präzise und verständlich zu sein. Hier geht es darum, Informationen zu vermitteln.

Denkt an die Frage im Hotel: "Gibt es hier kostenloses WLAN?". Die Sachebene wäre die Antwort: "Ja, unser WLAN ist kostenfrei und das Passwort lautet 'Welcome'". Hier geht es um reine Information.

2. Die Beziehungsebene: Wie stehe ich zu dir?

Die Beziehungsebene verrät, wie der Sender zum Empfänger steht und was er von ihm hält. Sie wird durch Tonfall, Körpersprache, Mimik und die Art der Formulierung transportiert. Zum Beispiel: "Du bist ja heute wieder besonders schlau!". Je nach Tonfall kann das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein. Auf dieser Ebene geht es um Wertschätzung, Respekt oder eben auch Geringschätzung.

Stellt euch vor, ihr fragt im Restaurant: "Ist dieser Tisch noch frei?". Die Antwort "Könnten Sie das bitte nicht sehen?" transportiert nicht nur die Information (nein, der Tisch ist nicht frei), sondern auch eine Abwertung und deutet auf ein angespanntes Verhältnis hin. Die Beziehungsebene ist oft subtil und unbewusst, aber sie hat eine immense Wirkung.

3. Die Appellebene: Was will ich von dir?

Die Appellebene ist der Versuch des Senders, den Empfänger zu beeinflussen. Es ist der Aufruf, etwas zu tun oder zu unterlassen. Das kann offen oder verdeckt geschehen. Zum Beispiel: "Der Müll quillt schon wieder über!" (Appell: Bring den Müll raus!). Oder: "Mir ist kalt" (Appell: Mach das Fenster zu!). Auf dieser Ebene geht es um Aufforderungen und Wünsche.

Denkt an das Beispiel an der Rezeption: "Mein Zimmer ist noch nicht gereinigt". Der Appell ist klar: Bitte reinigen Sie mein Zimmer. Auch wenn es nicht explizit gesagt wird, ist die Intention dahinter unmissverständlich.

4. Die Selbstoffenbarungsebene: Was gebe ich von mir preis?

Die Selbstoffenbarungsebene verrät etwas über den Sender selbst. Sie gibt Auskunft über seine Gefühle, Werte, Bedürfnisse und seine Persönlichkeit. Jede Nachricht enthält (bewusst oder unbewusst) eine Information über den Sprecher. Zum Beispiel: "Ich bin so müde." (Selbstoffenbarung: Ich bin erschöpft und brauche Ruhe). Oder: "Dieser Tempel ist atemberaubend!" (Selbstoffenbarung: Ich bin beeindruckt und finde diesen Ort wunderschön). Auf dieser Ebene geht es um Gefühle, Meinungen und Persönliches.

Wenn ihr im Café sagt: "Dieser Kaffee ist aber stark!", offenbart ihr nicht nur eure Meinung über den Kaffee (Sachebene), sondern auch, dass ihr empfindlich auf Koffein reagiert (Selbstoffenbarung). Vielleicht wollt ihr auch den Kellner dazu bringen, euch einen weniger starken Kaffee zu bringen (Appellebene). Und der Tonfall, mit dem ihr es sagt, verrät etwas über eure Stimmung (Beziehungsebene).

Warum ist das Modell für Reisende so wichtig?

Auf Reisen begegnen wir ständig neuen Menschen, Kulturen und Kommunikationsweisen. Missverständnisse sind da vorprogrammiert. Das Vier-Seiten-Modell hilft uns, bewusster zu kommunizieren und die Botschaften anderer besser zu verstehen. Es sensibilisiert uns für die unterschiedlichen Ebenen einer Nachricht und hilft uns, angemessen zu reagieren.

Nehmen wir an, ein Einheimischer sagt zu euch: "Ihr Deutschen seid immer so pünktlich!". Die Sachebene ist klar: Es geht um die Pünktlichkeit der Deutschen. Aber die Beziehungsebene könnte abwertend sein (Vorwurf, übertriebene Pünktlichkeit) oder anerkennend (Bewunderung für die Pünktlichkeit). Die Selbstoffenbarung könnte sein, dass der Sprecher selbst Schwierigkeiten mit Pünktlichkeit hat. Und der Appell könnte sein, dass ihr euch entspannen und die Dinge etwas lockerer angehen sollt. Indem ihr alle vier Seiten berücksichtigt, könnt ihr die Aussage besser interpretieren und angemessen darauf reagieren. Vielleicht antwortet ihr mit einem Augenzwinkern: "Ja, das stimmt, aber wir lernen gerade, etwas entspannter zu sein!"

Ein paar praktische Tipps für eure Reise:

• Achtet auf eure eigene Kommunikation: Versucht, klar und präzise auf der Sachebene zu sein, respektvoll auf der Beziehungsebene, eindeutig auf der Appellebene und authentisch auf der Selbstoffenbarungsebene.
• Hört aktiv zu: Versucht, alle vier Seiten der Nachricht eures Gesprächspartners wahrzunehmen. Fragt nach, wenn ihr euch unsicher seid, wie etwas gemeint ist.
• Seid geduldig und tolerant: Nicht jede Kultur kommuniziert auf die gleiche Weise. Was in einem Land als höflich gilt, kann in einem anderen Land als unhöflich empfunden werden.
• Habt Humor: Ein Lächeln kann viele Missverständnisse ausräumen. Und auch über sich selbst lachen zu können, hilft, die Situation zu entschärfen.

Das Vier-Seiten-Modell ist kein Allheilmittel für alle Kommunikationsprobleme, aber es ist ein wertvolles Werkzeug, um die Kommunikation bewusster und erfolgreicher zu gestalten. Ich hoffe, diese kleine Reise in die Welt der Kommunikation hat euch gefallen und inspiriert. Packt das Vier-Seiten-Modell in euren gedanklichen Reisekoffer und lasst es euch auf euren nächsten Abenteuern begleiten! Ihr werdet sehen, es kann so manches Gespräch bereichern und so manche Tür öffnen. Und vergesst nicht: Die Welt ist ein Dorf, und Kommunikation ist der Schlüssel zu einem friedlichen und verständnisvollen Zusammenleben. Gute Reise!

Und noch ein kleiner Gedanke zum Schluss: Das Modell ist nicht nur für die Kommunikation mit Fremden nützlich, sondern auch für die Kommunikation mit euren Reisebegleitern. Gerade auf Reisen, wo man viel Zeit miteinander verbringt und oft unter Stress steht, können Missverständnisse schnell entstehen. Das Vier-Seiten-Modell kann euch helfen, Konflikte zu vermeiden und eure Reise gemeinsam zu genießen. Denn die beste Reise ist doch die, die man mit guten Freunden und verständnisvoller Kommunikation erlebt!

Viel Spaß beim Entdecken der Welt und beim bewussten Kommunizieren!