Warum Ist Krieg Zwischen Russland Und Ukraine

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist ein komplexer Konflikt mit tiefen historischen, politischen und strategischen Wurzeln. Für Expats, Neuzugänge oder jeden, der sich einen Überblick verschaffen möchte, bietet dieser Artikel eine klare und neutrale Darstellung der wichtigsten Ursachen.
Historischer Kontext
Die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine sind seit Jahrhunderten eng miteinander verbunden. Beide Nationen haben ihre Wurzeln in der Kiewer Rus, einem ostslawischen Staat, der im 9. Jahrhundert entstand. Diese gemeinsame Geschichte wird von beiden Seiten unterschiedlich interpretiert, was zu Spannungen beiträgt.
Die Rolle der Sowjetunion
Die Ukraine war bis 1991 Teil der Sowjetunion. Die Zeit unter sowjetischer Herrschaft war von Ereignissen geprägt, die das Verhältnis zu Russland nachhaltig belasteten. Besonders relevant ist der Holodomor ("Hungertod"), eine von Stalin verursachte Hungersnot in den Jahren 1932-1933, die Millionen ukrainischer Bauern das Leben kostete. Dieses Ereignis wird in der Ukraine als Genozid betrachtet und hat zu einem tiefen Misstrauen gegenüber Russland geführt.
Unabhängigkeit der Ukraine
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erklärte die Ukraine am 24. August 1991 ihre Unabhängigkeit. Dieses Referendum wurde von einer überwältigenden Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung unterstützt. Russland erkannte die Unabhängigkeit zunächst an, doch unter der Oberfläche schwelten weiterhin Konflikte, insbesondere im Hinblick auf die russischsprachige Bevölkerung in der Ukraine und die Kontrolle über die Krim.
Politische Ursachen
Neben den historischen Faktoren spielen politische Aspekte eine zentrale Rolle in dem Konflikt.
Geopolitische Interessen Russlands
Russland betrachtet die Ukraine als Teil seiner traditionellen Einflusssphäre und sieht eine Annäherung der Ukraine an den Westen, insbesondere an die NATO, als Bedrohung seiner eigenen Sicherheit an. Russland argumentiert, dass die Osterweiterung der NATO eine Verletzung mündlicher Zusagen darstellt, die nach dem Fall der Berliner Mauer gegeben wurden. Russland möchte verhindern, dass die Ukraine Teil westlicher Militärbündnisse wird und seine strategische Tiefe verliert.
Innere politische Spaltung in der Ukraine
Die Ukraine ist politisch gespalten. Ein Teil der Bevölkerung orientiert sich stark an Europa und befürwortet eine Integration in die Europäische Union und möglicherweise die NATO. Ein anderer Teil der Bevölkerung hat traditionell engere Beziehungen zu Russland. Diese Spaltung spiegelt sich in den Wahlergebnissen und politischen Auseinandersetzungen wider und wird von Russland instrumentalisiert, um seine Interessen durchzusetzen.
Die Orangen Revolution und der Euromaidan
Die Orangen Revolution im Jahr 2004 und der Euromaidan im Jahr 2014 waren pro-westliche Protestbewegungen, die die politische Landschaft der Ukraine nachhaltig veränderten. Russland sah diese Ereignisse als von den USA und der EU inszenierte Putsche an, die darauf abzielten, die Ukraine aus dem russischen Einflussbereich zu entfernen. Der Euromaidan führte zum Sturz des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch und zur nachfolgenden Annexion der Krim durch Russland.
Die Annexion der Krim und der Krieg im Donbass
Die Annexion der Krim im März 2014 und der nachfolgende Krieg im Donbass in der Ostukraine markierten eine Eskalation des Konflikts.
Die Annexion der Krim
Russland annektierte die Krim nach einem umstrittenen Referendum, bei dem sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Beitritt zu Russland aussprach. Die Ukraine und die internationale Gemeinschaft erkennen die Annexion nicht an und betrachten sie als Völkerrechtsbruch. Russland argumentiert, dass es die russischsprachige Bevölkerung auf der Krim schützen wollte und dass das Referendum den Willen des Volkes widerspiegelte. Strategisch betrachtet ist die Krim für Russland von großer Bedeutung, da sie den Zugang zum Schwarzen Meer sichert und den russischen Marinestützpunkt Sewastopol beheimatet.
Der Krieg im Donbass
Nach der Annexion der Krim kam es im Donbass, einer Region im Osten der Ukraine mit einer großen russischsprachigen Bevölkerung, zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen ukrainischen Regierungstruppen und von Russland unterstützten Separatisten. Russland bestreitet eine direkte militärische Beteiligung, doch es gibt zahlreiche Beweise für die Lieferung von Waffen, Ausrüstung und die Entsendung von Soldaten und Söldnern in die Region. Der Krieg im Donbass hat zu tausenden von Toten und Verletzten geführt und eine humanitäre Krise ausgelöst. Die Minsker Abkommen, die 2014 und 2015 geschlossen wurden, sollten einen Waffenstillstand und eine politische Lösung des Konflikts ermöglichen, wurden aber nie vollständig umgesetzt.
Strategische Interessen
Neben den historischen und politischen Ursachen spielen auch strategische Interessen eine wichtige Rolle.
Energiepolitik
Die Ukraine ist ein Transitland für russische Erdgaslieferungen nach Europa. Russland versucht, seine Abhängigkeit von der Ukraine als Transitland zu verringern, indem es alternative Pipelines wie Nord Stream und Nord Stream 2 baut. Diese Projekte werden von einigen europäischen Ländern kritisiert, da sie die Ukraine wirtschaftlich schwächen und Russland mehr Einfluss auf die europäische Energieversorgung geben.
Militärische Überlegungen
Russland betrachtet die Ukraine als strategischen Puffer zwischen Russland und der NATO. Eine Mitgliedschaft der Ukraine in der NATO würde die russische Grenze direkt an das Territorium des westlichen Militärbündnisses verlegen, was Russland als inakzeptabel ansieht. Russland möchte seine militärische Präsenz in der Region sichern und verhindern, dass die Ukraine zu einer Basis für westliche Streitkräfte wird.
Der umfassende Angriff 2022
Im Februar 2022 eskalierte der Konflikt dramatisch mit dem umfassenden Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Dieser Angriff markierte eine neue Phase des Krieges und führte zu einer umfassenden humanitären Krise und einer massiven Vertreibung von Menschen.
Russlands Begründung
Russland rechtfertigt den Angriff mit dem Schutz der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine vor angeblicher "Genozid" und der "Entnazifizierung" und "Entmilitarisierung" des Landes. Diese Begründungen werden von der Ukraine und der internationalen Gemeinschaft als Vorwand für einen unprovozierten Angriffskrieg zurückgewiesen.
Internationale Reaktionen
Der Angriff Russlands auf die Ukraine wurde international scharf verurteilt. Viele Länder haben Sanktionen gegen Russland verhängt und die Ukraine mit Waffen und humanitärer Hilfe unterstützt. Die NATO hat ihre militärische Präsenz in den osteuropäischen Mitgliedsstaaten verstärkt, um ein Übergreifen des Konflikts zu verhindern.
Zusammenfassung
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist ein komplexer Konflikt mit vielschichtigen Ursachen. Historische Traumata, politische Rivalitäten, strategische Interessen und die innere Spaltung der Ukraine haben zu einer gefährlichen Eskalation geführt. Ein umfassendes Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend, um die gegenwärtige Situation und die möglichen zukünftigen Entwicklungen zu beurteilen. Es ist wichtig, sich auf verifizierte Informationen zu verlassen und sich vor Desinformation und Propaganda zu schützen.
Die Lage ist weiterhin dynamisch und Veränderungen unterworfen. Informieren Sie sich regelmäßig aus seriösen Quellen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

















