Ab Wann Muss Man Twitch Einnahmen Versteuern

Hallo liebe Streamer und Content Creator! Du planst vielleicht einen längeren Aufenthalt in Deutschland, bist Tourist, Expat oder denkst darüber nach, hier eine Weile zu leben und fragst dich: "Ab wann muss ich meine Twitch Einnahmen in Deutschland versteuern?" Keine Sorge, das ist ein wichtiges Thema, und wir werden es gemeinsam aufschlüsseln, damit du dich entspannt zurücklehnen und auf das konzentrieren kannst, was wirklich zählt: dein Streaming!

Das deutsche Steuersystem kann zunächst etwas kompliziert erscheinen, aber keine Panik. Wir werden uns auf die spezifischen Aspekte konzentrieren, die für Twitch-Streamer relevant sind, und alles so einfach wie möglich erklären.

Grundlagen: Steuerpflicht in Deutschland

Zuerst müssen wir klären, wann du überhaupt in Deutschland steuerpflichtig bist. Generell gibt es zwei Arten der Steuerpflicht:

Unbeschränkte Steuerpflicht: Diese gilt, wenn du deinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hast. Das bedeutet, dass du alle deine Einkünfte versteuern musst, egal woher sie stammen – also auch deine Twitch-Einnahmen. Als "gewöhnlicher Aufenthalt" gilt, wenn du dich länger als sechs Monate im Kalenderjahr in Deutschland aufhältst.
Beschränkte Steuerpflicht: Diese greift, wenn du keinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hast, aber Einkünfte aus Deutschland beziehst. Deine Steuerpflicht beschränkt sich dann auf diese deutschen Einkünfte. Im Falle von Twitch ist es etwas komplizierter, da die Herkunft der Einnahmen nicht immer eindeutig "deutsch" ist. Es ist aber wichtig zu wissen, dass dies relevant werden kann, wenn du beispielsweise durch deutsche Werbepartner oder Sponsoren Einkünfte generierst.

Was bedeutet das für Twitch-Streamer?

Wenn du dich länger als sechs Monate im Jahr in Deutschland aufhältst, bist du in der Regel unbeschränkt steuerpflichtig. Das bedeutet, du musst deine Twitch-Einnahmen in Deutschland versteuern, egal wo deine Zuschauer sitzen.

Ab wann genau muss ich meine Twitch Einnahmen versteuern?

Die kurze Antwort ist: ab dem ersten Euro. Sobald du Einkünfte aus deiner Tätigkeit als Twitch-Streamer erzielst, bist du grundsätzlich steuerpflichtig. Es gibt *keine* Freigrenze, bis zu der du komplett steuerfrei bist. Allerdings gibt es bestimmte Freibeträge und Möglichkeiten, deine Steuerlast zu mindern (dazu später mehr).

Es ist wichtig zu verstehen, dass das Finanzamt deine Twitch-Tätigkeit als gewerbliche Tätigkeit oder selbstständige Arbeit einordnen kann. Das bedeutet, dass du nicht nur Einkommensteuer, sondern unter Umständen auch Gewerbesteuer zahlen musst.

Welche Einkunftsart liegt vor? Gewerbe oder Selbstständigkeit?

Das ist eine entscheidende Frage, denn sie bestimmt, welche Steuern du zahlen musst. In den meisten Fällen wird das Finanzamt deine Twitch-Tätigkeit als Gewerbe einstufen. Das liegt daran, dass du regelmäßig und mit Gewinnerzielungsabsicht handelst.

Selbstständige Arbeit wäre eher gegeben, wenn du eine künstlerische oder freiberufliche Tätigkeit ausübst. Dies könnte der Fall sein, wenn du beispielsweise als freier Journalist über Gaming berichtest und dafür bezahlt wirst. Allerdings ist die Grenze fließend und die Entscheidung liegt letztendlich beim Finanzamt.

Der Unterschied ist wichtig, weil Gewerbetreibende zusätzlich zur Einkommensteuer auch Gewerbesteuer zahlen müssen, sobald ihr Gewinn einen bestimmten Freibetrag (derzeit 24.500 Euro) übersteigt. Selbstständige zahlen keine Gewerbesteuer.

Wie berechne ich meine Twitch-Einnahmen?

Das ist der springende Punkt! Deine Einnahmen setzen sich aus verschiedenen Quellen zusammen:

Abonnements (Subs): Die monatlichen Zahlungen deiner Zuschauer.
Spenden (Donations): Direkte Zuwendungen von Zuschauern über Plattformen wie PayPal oder Streamlabs.
Werbeeinnahmen: Einnahmen, die du durch das Schalten von Werbung auf deinem Kanal generierst.
Affiliate-Einnahmen: Provisionen, die du erhältst, wenn Zuschauer über deine Links Produkte kaufen.
Sponsoring: Zahlungen von Unternehmen, die dich für das Bewerben ihrer Produkte bezahlen.
Merchandise-Verkäufe: Einnahmen aus dem Verkauf von Fanartikeln.
Bit-Spenden: Einnahmen, die Zuschauer durch den Kauf und das Versenden von Bits generieren.

Du musst alle diese Einnahmen zusammenrechnen. Es ist wichtig, dass du alle Transaktionen genau dokumentierst. Am besten führst du eine separate Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) oder lässt sie von einem Steuerberater erstellen.

Welche Ausgaben kann ich absetzen?

Gute Nachrichten! Du kannst viele Kosten, die direkt mit deiner Twitch-Tätigkeit zusammenhängen, von deinen Einnahmen absetzen. Das senkt deine Steuerlast erheblich.

Hier sind einige Beispiele für absetzbare Kosten:

Hardware: Computer, Mikrofone, Kameras, Beleuchtung, Gaming-Equipment.
Software: Streaming-Software, Bearbeitungsprogramme.
Internetkosten: Ein Teil deiner Internetrechnung (der beruflich genutzte Anteil).
Stromkosten: Ein Teil deiner Stromrechnung (der beruflich genutzte Anteil).
Raummiete: Wenn du ein separates Streaming-Studio hast.
Reisekosten: Für Messen, Conventions oder andere berufliche Veranstaltungen.
Werbekosten: Für Werbung für deinen Kanal.
Lizenzgebühren: Für Musik oder andere Inhalte, die du verwendest.
Fortbildungskosten: Für Kurse oder Seminare, die dich beruflich weiterbringen.
Steuerberaterkosten: Die Kosten für die Beratung durch einen Steuerberater.

Wichtig: Du musst alle Ausgaben belegen können. Bewahre also alle Rechnungen und Quittungen sorgfältig auf!

Wie melde ich meine Twitch-Einnahmen beim Finanzamt?

Du musst eine Steuererklärung abgeben. Als Gewerbetreibender oder Selbstständiger musst du in der Regel folgende Formulare ausfüllen:

Einkommensteuererklärung (ESt): Hier gibst du deine gesamten Einkünfte an, also auch deine Twitch-Einnahmen.
Anlage G (für Gewerbebetrieb) oder Anlage S (für Selbstständige): Hier gibst du detaillierte Informationen über deine gewerbliche oder selbstständige Tätigkeit an.
Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR): Hier listest du deine Einnahmen und Ausgaben auf, um deinen Gewinn zu ermitteln.
Gewerbesteuererklärung (GewSt): Nur, wenn du Gewerbesteuer zahlen musst.

Die Steuererklärung muss bis zum 31. Juli des Folgejahres beim Finanzamt eingereicht werden. Wenn du einen Steuerberater beauftragst, hast du in der Regel bis zum 28. Februar des übernächsten Jahres Zeit.

Brauche ich einen Steuerberater?

Das ist eine individuelle Entscheidung. Wenn du dich mit dem deutschen Steuersystem nicht auskennst oder deine Twitch-Tätigkeit komplex ist, kann ein Steuerberater sehr hilfreich sein. Er kann dir helfen, alle deine Einnahmen und Ausgaben korrekt zu erfassen, deine Steuerlast zu minimieren und die Steuererklärung fristgerecht einzureichen.

Die Kosten für einen Steuerberater sind ebenfalls absetzbar, was die Entscheidung noch einfacher machen kann.

Zusammenfassung und wichtige Tipps

Ab dem ersten Euro sind deine Twitch-Einnahmen in Deutschland steuerpflichtig, wenn du unbeschränkt steuerpflichtig bist (d.h. dich länger als sechs Monate im Jahr in Deutschland aufhältst).
Das Finanzamt wird deine Twitch-Tätigkeit in der Regel als Gewerbe einstufen.
Du musst alle deine Einnahmen dokumentieren und in deiner Steuererklärung angeben.
Nutze die Möglichkeit, Ausgaben abzusetzen, um deine Steuerlast zu senken.
Überlege dir, ob du einen Steuerberater beauftragen möchtest.
Melde dich beim Finanzamt als Gewerbetreibender an, wenn du deine Streaming-Tätigkeit aufnimmst.

Das deutsche Steuersystem ist vielleicht nicht das einfachste, aber mit den richtigen Informationen und etwas Hilfe kannst du deine Steuerpflichten problemlos erfüllen und dich voll und ganz auf dein Streaming konzentrieren. Viel Erfolg!

Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zu Informationszwecken und stellt keine steuerliche Beratung dar. Bitte wende dich an einen qualifizierten Steuerberater, um individuelle Beratung zu erhalten.