Ab Wie Viel Punkten Muss Man Den Führerschein Abgeben

Das deutsche Punktesystem im Straßenverkehr soll die Verkehrssicherheit erhöhen und Fahrer, die wiederholt gegen Verkehrsregeln verstoßen, sanktionieren. Ein zentraler Aspekt dieses Systems ist die Frage: Ab wie viel Punkten muss man den Führerschein abgeben? Die Antwort ist nicht nur eine simple Zahl, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus Verstößen, Gewichtung und den damit verbundenen Konsequenzen.
Das Punktesystem: Eine Einführung
Das Fahreignungsregister (FAER), umgangssprachlich auch Verkehrssünderkartei genannt, wird vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg geführt. Hier werden alle Verkehrsverstöße erfasst, die mit Punkten geahndet werden. Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Verkehrsverstoß automatisch zu Punkten führt. Lediglich Verstöße, die die Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigen, werden mit Punkten belegt. Bagatellverstöße, wie beispielsweise das Parken im eingeschränkten Halteverbot ohne Behinderung, werden in der Regel lediglich mit einem Verwarnungsgeld geahndet.
Die Anzahl der Punkte, die für einen Verstoß vergeben werden, richtet sich nach der Schwere des Verstoßes. Leichtere Verstöße werden mit einem Punkt, schwerere Verstöße mit zwei Punkten und besonders gravierende Verstöße mit drei Punkten geahndet. Die Höchststrafe ist dann natürlich der Führerscheinentzug.
Die Gewichtung der Verstöße: Ein genauerer Blick
Die Bewertung eines Verstoßes mit einem, zwei oder drei Punkten hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei spielen die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, die Vorsätzlichkeit des Handelns und die Schwere der Folgen eine entscheidende Rolle. Einige Beispiele zur Veranschaulichung:
- Ein Punkt: Verursachen eines Unfalls mit Gefährdung, aber ohne schwerwiegende Folgen. Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit innerhalb geschlossener Ortschaften um mehr als 20 km/h.
- Zwei Punkte: Erhebliche Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit (z.B. über 40 km/h innerorts). Fahren unter Alkoholeinfluss (ab 0,5 Promille).
- Drei Punkte: Fahrerflucht nach einem Unfall mit Personenschaden. Gefährdung des Straßenverkehrs durch Alkohol oder Drogen. Besonders schwere Geschwindigkeitsüberschreitungen, die zu einer konkreten Gefährdung führen.
Es ist entscheidend zu beachten, dass sich die Punktezahl nicht linear mit der Schwere des Verstoßes erhöht. Die Bewertung mit drei Punkten signalisiert eine erhebliche Gefährdung der Verkehrssicherheit und führt deutlich schneller zum Führerscheinentzug.
Die Eskalationsstufen: Von der Ermahnung zum Führerscheinentzug
Das Punktesystem ist in verschiedene Eskalationsstufen unterteilt, die jeweils mit spezifischen Maßnahmen verbunden sind. Diese Maßnahmen sollen den betroffenen Fahrer zur Reflexion seines Fahrverhaltens anregen und ihn gegebenenfalls dazu bewegen, sich verkehrssicherheitsrelevant weiterzubilden.
- 1 bis 3 Punkte: Keine direkten Maßnahmen. Der Punktestand wird im FAER gespeichert.
- 4 bis 5 Punkte: Schriftliche Ermahnung. Der Fahrer wird auf die Bedeutung der Verkehrssicherheit hingewiesen und über die Folgen weiterer Verstöße informiert.
- 6 bis 7 Punkte: Schriftliche Verwarnung. Der Fahrer wird erneut auf die Folgen weiterer Verstöße hingewiesen. Zusätzlich wird ihm die Teilnahme an einem Fahreignungsseminar angeboten. Die freiwillige Teilnahme kann zum Abbau von einem Punkt führen.
- 8 Punkte oder mehr: Entziehung der Fahrerlaubnis.
Die Entziehung der Fahrerlaubnis ist die gravierendste Konsequenz des Punktesystems. Sie bedeutet, dass der Fahrer bis auf Weiteres nicht mehr berechtigt ist, ein Kraftfahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr zu führen. Die Fahrerlaubnis kann erst nach einer Sperrfrist, die von der zuständigen Fahrerlaubnisbehörde festgelegt wird, neu beantragt werden. Oftmals ist hierfür die Vorlage eines positiven medizinisch-psychologischen Gutachtens (MPU) erforderlich, um die Fahreignung des Betroffenen nachzuweisen.
Der Weg zurück: Wiedererlangung der Fahrerlaubnis
Die Wiedererlangung der Fahrerlaubnis nach einer Entziehung ist ein komplexer Prozess, der von der individuellen Situation des Betroffenen abhängt. Die zuständige Fahrerlaubnisbehörde prüft, ob der Antragsteller seine Fahreignung wiedererlangt hat. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
- Vergangene Verkehrsverstöße: Die Art und Schwere der Verstöße, die zur Entziehung der Fahrerlaubnis geführt haben, werden genau analysiert.
- Verhalten nach der Entziehung: Das Verhalten des Betroffenen nach der Entziehung der Fahrerlaubnis wird berücksichtigt. Hat er sich verkehrsgerecht verhalten? Hat er an Maßnahmen zur Verbesserung seiner Fahreignung teilgenommen?
- Medizinisch-Psychologisches Gutachten (MPU): In vielen Fällen ist die Vorlage eines positiven MPU-Gutachtens erforderlich. Dieses Gutachten soll feststellen, ob der Betroffene die Ursachen für sein Fehlverhalten erkannt hat und ob er in der Lage ist, sich zukünftig verkehrsgerecht zu verhalten.
Die MPU ist ein psychologisches Gespräch, bei dem der Betroffene über seine Verkehrsverstöße, seine Motive und seine Verhaltensänderungen befragt wird. Ziel ist es, festzustellen, ob der Betroffene sein Fahrverhalten reflektiert hat und ob er zukünftig in der Lage ist, sich verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu bewegen.
Prävention ist besser als Sanktion: Maßnahmen zur Vermeidung von Punkten
Der beste Weg, um den Führerschein nicht zu verlieren, ist, sich an die Verkehrsregeln zu halten und Punkte im FAER zu vermeiden. Dies erfordert ein verantwortungsbewusstes und rücksichtsvolles Fahrverhalten. Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten, sein Wissen über die Verkehrsregeln aufzufrischen und seine Fahrkompetenzen zu verbessern:
- Auffrischungskurse: Viele Fahrschulen bieten Auffrischungskurse für erfahrene Fahrer an. Diese Kurse vermitteln aktuelle Informationen über die Verkehrsregeln und bieten die Möglichkeit, das eigene Fahrverhalten zu reflektieren.
- Fahreignungsseminare: Die Teilnahme an einem Fahreignungsseminar ist eine freiwillige Maßnahme, die zum Abbau von einem Punkt im FAER führen kann. Diese Seminare vermitteln Wissen über die Ursachen von Verkehrsverstößen und bieten Strategien zur Vermeidung zukünftiger Verstöße.
- Regelmäßige Information über Verkehrsregeln: Die Verkehrsregeln sind ständig im Wandel. Es ist daher wichtig, sich regelmäßig über aktuelle Änderungen zu informieren. Hierzu können Fachzeitschriften, Websites und Broschüren der zuständigen Behörden genutzt werden.
Letztendlich ist die Einhaltung der Verkehrsregeln nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein Gebot der Vernunft und der Rücksichtnahme. Ein verantwortungsbewusstes Fahrverhalten trägt dazu bei, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und Unfälle zu vermeiden. Und ganz nebenbei bewahrt man auch noch seinen Führerschein.
Die Frage "Ab wie viel Punkten muss man den Führerschein abgeben?" ist also nicht nur eine juristische Frage, sondern auch eine Frage der Verantwortung. Die Antwort lautet: 8 Punkte. Aber viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass jeder einzelne Punkt vermeidbar ist und dass ein verantwortungsbewusstes Fahrverhalten die beste Versicherung gegen den Verlust der Fahrerlaubnis ist.
Wichtig: Die hier dargestellten Informationen dienen lediglich der allgemeinen Information und ersetzen keine Rechtsberatung. Im Zweifelsfall sollte immer ein Rechtsanwalt konsultiert werden.

















