Assassins Creed Origins Es Stinkt Zum Himmel

Die Ausstellung „Es Stinkt Zum Himmel“ innerhalb von Assassin's Creed Origins bietet dem aufmerksamen Spieler weit mehr als nur eine weitere optionale Nebenquest. Sie ist eine subtile, aber eindringliche Lektion über das Leben im alten Ägypten, über die fragile Balance zwischen Mensch, Tier und Umwelt, und über die allgegenwärtige Präsenz des Todes in einer Gesellschaft, die stark vom Glauben an ein Leben nach dem Tod geprägt war. Während die eigentliche Mission den Spieler dazu auffordert, eine Reihe von üblen Gerüchen zu beseitigen, verbirgt sich hinter dieser scheinbar trivialen Aufgabe ein tieferer Einblick in die Lebenswirklichkeit der einfachen Menschen und die komplexen Herausforderungen des städtischen Lebens in Alexandria.
Die Exponate der Misere: Eine Rekonstruktion der Lebensbedingungen
Die „Exponate“ dieser unfreiwilligen Ausstellung sind nicht fein säuberlich in Vitrinen präsentiert. Stattdessen sind sie integraler Bestandteil der Spielwelt selbst. Jeder üble Geruch, den Bayek im Laufe der Quest aufspürt, erzählt seine eigene kleine Geschichte. Da ist zum Beispiel der vergammelte Fisch auf dem Markt. Er zeugt nicht nur von mangelnder Kühlungstechnik, sondern auch von den Risiken, die mit dem Handel verderblicher Waren verbunden waren. Ein verdorbener Fisch bedeutete nicht nur eine unangenehme Mahlzeit, sondern potenziell eine ganze Familie, die ihren Lebensunterhalt verlor. Die engen Gassen, in denen sich Abfall und Exkremente stapeln, spiegeln die fehlende Infrastruktur zur Abfallentsorgung wider. Sie sind ein direkter Beweis für die sanitären Bedingungen, die Krankheiten begünstigten und die Lebenserwartung der Bevölkerung drastisch reduzierten.
Besonders eindrücklich ist der Kadaver eines Tieres, der am Rande der Stadt entdeckt wird. Er erinnert uns daran, dass das Zusammenleben von Mensch und Tier im alten Ägypten oft von Konflikten geprägt war. Nutztiere waren zwar essentiell für die Landwirtschaft und den Transport, aber auch anfällig für Krankheiten und Unfälle. Der Tod eines Tieres war nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein emotionaler. Tiere spielten eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen, und ihr Verlust wurde oft schmerzlich betrauert. Die Interaktion mit den Bewohnern, die sich über die Gerüche beschweren, bietet einen zusätzlichen Einblick in die sozialen Auswirkungen dieser Missstände. Ihre Klagen sind mehr als nur Hintergrundrauschen; sie sind ein Schrei nach Verbesserung, ein Ausdruck der Frustration über die Lebensbedingungen, denen sie ausgesetzt sind.
Die Rolle der Tiere: Zwischen Nutzen und Risiko
Die Präsenz von Tieren ist ein wiederkehrendes Thema in der Questreihe „Es Stinkt Zum Himmel“. Pferde, Ochsen, Hunde und Katzen waren allgegenwärtig und spielten eine entscheidende Rolle im wirtschaftlichen und sozialen Leben. Allerdings brachten sie auch Probleme mit sich. Tierische Abfälle trugen zur Verschmutzung bei und erhöhten das Risiko der Krankheitsübertragung. Die Ausstellung demonstriert auf subtile Weise die Doppelnatur des Mensch-Tier-Verhältnisses im alten Ägypten: einerseits die Notwendigkeit der Tiere für die Landwirtschaft und den Handel, andererseits die Herausforderungen, die ihr Zusammenleben mit sich brachte. Die Quest zwingt den Spieler dazu, sich mit diesen komplexen Zusammenhängen auseinanderzusetzen und die Lebensbedingungen der Menschen und Tiere im alten Alexandria aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Bildungswert: Eine Lektion in Geschichte und Sozialkunde
Der Bildungswert der Ausstellung liegt nicht in trockenen Fakten oder detaillierten historischen Abhandlungen. Stattdessen vermittelt sie Wissen auf eine intuitive und immersive Weise. Durch die Interaktion mit der Spielwelt und die Lösung der Questaufgaben lernt der Spieler auf indirektem Wege viel über die Lebensbedingungen, die sozialen Strukturen und die ökologischen Herausforderungen des alten Ägypten. Die Quest „Es Stinkt Zum Himmel“ ist somit eine Art interaktives Geschichtsbuch, das den Spieler aktiv in den Lernprozess einbezieht. Im Vergleich zu traditionellen Geschichtsdarstellungen, die oft abstrakt und distanziert wirken, ermöglicht Assassin's Creed Origins eine viel direktere und persönlichere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Darüber hinaus vermittelt die Ausstellung wichtige Lektionen in Sozialkunde. Sie zeigt, wie sich mangelnde sanitäre Einrichtungen und unzureichende Abfallentsorgung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung auswirken. Sie verdeutlicht die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit und die Notwendigkeit, die Lebensbedingungen der einfachen Menschen zu verbessern. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Themen regt die Quest den Spieler dazu an, über die gesellschaftlichen Herausforderungen der Vergangenheit und Gegenwart nachzudenken und die Bedeutung von Verantwortung und Solidarität zu erkennen.
Besucher-Erfahrung: Immersion und Empathie
Die „Besucher-Erfahrung“ in dieser Ausstellung ist naturgemäß eine sehr spezielle. Anders als in einem traditionellen Museum kann der Spieler die Exponate nicht nur betrachten, sondern auch aktiv mit ihnen interagieren. Er kann die Gerüche riechen (wenn auch nur virtuell), die Reaktion der Bewohner beobachten und versuchen, die Ursachen der Probleme zu beheben. Diese immersive Erfahrung ermöglicht es dem Spieler, sich besser in die Lebenswelt der Menschen im alten Ägypten hineinzuversetzen und ein tieferes Verständnis für ihre Herausforderungen und Freuden zu entwickeln.
Die Quest fordert den Spieler auf, Empathie für die Bewohner Alexandrias zu entwickeln. Er wird Zeuge ihrer Klagen und Frustrationen und muss sich mit den Konsequenzen der schlechten Lebensbedingungen auseinandersetzen. Durch die Lösung der Questaufgaben trägt der Spieler dazu bei, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihr Vertrauen in die Obrigkeit wiederherzustellen. Diese Erfahrung kann dazu beitragen, das Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit zu schärfen und den Spieler dazu zu motivieren, sich auch in der realen Welt für eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft einzusetzen.
Die Ausstellung „Es Stinkt Zum Himmel“ ist ein subtiles Meisterwerk der Geschichtsvermittlung. Sie zeigt, dass auch scheinbar triviale Nebenquests einen wertvollen Beitrag zum Verständnis der Vergangenheit leisten können. Durch die Kombination von interaktivem Gameplay, historischer Genauigkeit und sozialkritischer Reflexion bietet sie dem Spieler eine einzigartige und nachhaltige Lernerfahrung. Sie ist ein Beweis dafür, dass Computerspiele nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein mächtiges Werkzeug zur Bildung und Aufklärung sein können. Die Quest lehrt uns, dass der Blick auf die vermeintlich kleinen, unscheinbaren Aspekte des Lebens oft den größten Erkenntnisgewinn bringt.
Assassin's Creed Origins hat hier mehr als nur ein Videospiel geschaffen; es hat eine virtuelle Zeitmaschine gebaut, die uns auf anschauliche Weise in die Vergangenheit katapultiert. Es ist ein interaktives Museum, das uns die Möglichkeit gibt, Geschichte nicht nur zu lesen, sondern zu erleben. Und während der Gestank in der Luft liegen mag, liegt der wahre Wert der Ausstellung in der bleibenden Erinnerung und dem erweiterten Verständnis, das sie in uns hinterlässt.

















