Darf Man Ein Eichhörnchen Als Haustier Halten
Die Frage, ob man ein Eichhörnchen als Haustier halten darf, ist in Deutschland nicht einfach zu beantworten. Es gibt zahlreiche rechtliche und praktische Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Dieser Artikel soll Ihnen einen umfassenden Überblick über die Gesetzeslage, die Bedürfnisse von Eichhörnchen und die möglichen Konsequenzen einer illegalen Haltung geben.
Rechtliche Grundlagen
Die Haltung von Wildtieren, zu denen auch Eichhörnchen zählen, unterliegt in Deutschland strengen Regeln. Das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) spielt hierbei eine zentrale Rolle. Laut § 42 BNatSchG ist es grundsätzlich verboten, wild lebende Tiere der besonders geschützten Arten der Natur zu entnehmen, zu verletzen oder zu töten. Eichhörnchen gehören zu den besonders geschützten Arten.
Dies bedeutet aber nicht, dass die Haltung von Eichhörnchen grundsätzlich unmöglich ist. Ausnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Diese Ausnahmen werden in der Regel von den zuständigen Naturschutzbehörden der Bundesländer geregelt. Die Voraussetzungen für eine solche Ausnahme können jedoch sehr streng sein.
Ausnahmen und Sonderfälle
Es gibt einige wenige Situationen, in denen die Haltung eines Eichhörnchens legal sein kann:
- Fundtiere: Wenn Sie ein verletztes oder verwaistes Eichhörnchen finden, dürfen Sie es in der Regel vorübergehend aufnehmen, um es aufzupäppeln. Dies gilt jedoch nur für den Zeitraum, der unbedingt notwendig ist, um das Tier wieder auszuwildern. Eine dauerhafte Haltung ist in der Regel nicht erlaubt. Die zuständige Naturschutzbehörde sollte umgehend informiert werden.
- Genehmigung der Naturschutzbehörde: In seltenen Fällen kann die zuständige Naturschutzbehörde eine Genehmigung für die Haltung eines Eichhörnchens erteilen. Dies ist jedoch in der Regel nur dann der Fall, wenn ein besonderes öffentliches Interesse vorliegt, beispielsweise wenn das Tier für Forschungszwecke benötigt wird oder aufgrund einer schweren Behinderung nicht mehr ausgewildert werden kann.
- Zucht: Die Zucht von Eichhörnchen ist ebenfalls genehmigungspflichtig. Die Anforderungen an die Haltung und Zucht sind sehr hoch, da die Tiere artgerecht untergebracht und versorgt werden müssen.
Die Rolle des Jagdrechts
Es ist wichtig zu beachten, dass Eichhörnchen dem Jagdrecht unterliegen. Dies bedeutet, dass der Jagdausübungsberechtigte grundsätzlich das Recht hat, Eichhörnchen zu bejagen. Die Jagdzeiten und Schonzeiten sind jedoch in den jeweiligen Landesjagdgesetzen geregelt. Die Haltung eines Eichhörnchens entbindet Sie nicht von der Beachtung dieser Gesetze.
Die Bedürfnisse von Eichhörnchen
Eichhörnchen sind Wildtiere mit komplexen Bedürfnissen, die in einer Wohnung oder einem Käfig kaum befriedigt werden können. Sie sind äußerst aktiv und benötigen viel Platz zum Klettern, Springen und Erkunden. Eine artgerechte Haltung erfordert daher ein großes Gehege im Freien mit zahlreichen Kletter- und Versteckmöglichkeiten.
Ernährung
Die Ernährung von Eichhörnchen ist sehr vielfältig und besteht aus Nüssen, Samen, Früchten, Knospen, Insekten und gelegentlich auch Vogeleiern. Eine ausgewogene Ernährung ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere unerlässlich. Im Handel erhältliches Eichhörnchenfutter ist oft nicht ausreichend, da es nicht alle notwendigen Nährstoffe enthält. Es ist wichtig, sich genau über die artgerechte Ernährung zu informieren und das Futter entsprechend anzupassen.
Sozialverhalten
Eichhörnchen sind in der Natur Einzelgänger, kommen aber zur Paarungszeit zusammen. In Gefangenschaft können sie sich jedoch auch an die Gesellschaft von Artgenossen gewöhnen, wenn genügend Platz und Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind. Eine Einzelhaltung kann zu Verhaltensstörungen führen, wenn das Tier nicht ausreichend beschäftigt wird.
Gesundheit
Eichhörnchen können an verschiedenen Krankheiten leiden, darunter Parasitenbefall, Pilzinfektionen und Verletzungen. Regelmäßige Tierarztbesuche sind daher unerlässlich, um die Gesundheit der Tiere zu gewährleisten. Auch die Hygiene im Gehege ist sehr wichtig, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Konsequenzen einer illegalen Haltung
Die illegale Haltung eines Eichhörnchens kann empfindliche Strafen nach sich ziehen. Je nach Bundesland können Bußgelder von mehreren Tausend Euro verhängt werden. Im schlimmsten Fall kann die Haltung sogar als Straftat geahndet werden. Darüber hinaus kann die Naturschutzbehörde das Tier beschlagnahmen und in eine geeignete Auffangstation bringen.
Neben den rechtlichen Konsequenzen ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass die illegale Haltung eines Eichhörnchens auch dem Tier schadet. Ein Leben in Gefangenschaft, das nicht artgerecht ist, kann zu Stress, Verhaltensstörungen und gesundheitlichen Problemen führen.
Alternativen zur Haltung
Wenn Sie sich für Eichhörnchen interessieren und ihnen helfen möchten, gibt es viele sinnvolle Alternativen zur Haltung:
- Unterstützung von Auffangstationen: Viele Auffangstationen kümmern sich um verletzte oder verwaiste Eichhörnchen und wildern sie wieder aus. Sie können diese Stationen durch Spenden oder ehrenamtliche Arbeit unterstützen.
- Schaffung eines eichhörnchenfreundlichen Gartens: Pflanzen Sie Bäume und Sträucher, die Eichhörnchen Nahrung und Unterschlupf bieten. Stellen Sie eine Tränke auf und verzichten Sie auf den Einsatz von Pestiziden.
- Beobachtung von Eichhörnchen in der Natur: Gehen Sie in den Wald oder Park und beobachten Sie die Eichhörnchen in ihrem natürlichen Lebensraum.
Fazit
Die Haltung eines Eichhörnchens als Haustier ist in Deutschland grundsätzlich verboten und nur unter sehr strengen Voraussetzungen erlaubt. Die Bedürfnisse der Tiere sind komplex und können in Gefangenschaft kaum befriedigt werden. Die illegale Haltung kann empfindliche Strafen nach sich ziehen und schadet dem Tier. Es gibt jedoch viele sinnvolle Alternativen, um Eichhörnchen zu helfen und sich für ihren Schutz einzusetzen. Bevor Sie überhaupt in Erwägung ziehen, ein Eichhörnchen aufzunehmen, kontaktieren Sie die zuständige Naturschutzbehörde und lassen Sie sich umfassend beraten. Eine artgerechte Versorgung ist das A und O für das Wohlbefinden der Tiere, und in den meisten Fällen ist die freie Wildbahn der beste Ort für sie.
