Golf 4 1.4 16v Zylinderkopfdichtung Wechseln

Hallo liebe Schrauberfreunde und Reiselustige! Heute nehme ich euch mit auf ein kleines, schweißtreibendes Abenteuer, das mir während meiner letzten Tour durch Europa widerfahren ist: Der Wechsel der Zylinderkopfdichtung an meinem treuen Golf 4 1.4 16V. Keine Angst, es wird keine trockene Reparaturanleitung, sondern eine lebendige Erzählung mit allen Höhen und Tiefen, Anekdoten und natürlich den wichtigsten Tipps, damit euch das nicht auch noch im Urlaub passiert. Aber falls doch… seid gewappnet!
Ich befand mich gerade in der malerischen Toskana, die Zypressenalleen sahen aus wie gemalt, der Wein schmeckte vorzüglich, und mein kleiner Golf schnurrte wie ein Kätzchen. Dachte ich zumindest. Eines Morgens, auf dem Weg zu einem abgelegenen Agriturismo, bemerkte ich dann doch etwas Unstimmiges. Der Kühlwasserstand war verdächtig niedrig, und beim Beschleunigen stieg eine weiße Rauchwolke aus dem Auspuff. Mein Mechaniker-Instinkt (den ich mir über die Jahre angeeignet habe) schlug Alarm. Diagnose: Zylinderkopfdichtung hinüber. Super. Mitten in Italien.
Jetzt hieß es erstmal, einen kühlen Kopf bewahren und organisieren. Zum Glück spreche ich ein bisschen Italienisch (dank eines Crashkurses vor der Reise), und so konnte ich in einem kleinen Dorf eine Werkstatt ausfindig machen. Der Mechaniker, ein uriger Typ namens Giovanni, war zwar sehr freundlich, aber sein Englisch war noch schlechter als mein Italienisch. Mit Händen und Füßen und Google Translate verständigten wir uns, dass ich die Reparatur selbst durchführen würde, und er mir lediglich einen Platz in seiner Werkstatt, Werkzeug und seine (hoffentlich) kompetente Aufsicht zur Verfügung stellen würde.
Vorbereitung ist alles: Ersatzteile und Werkzeug
Das Schwierigste war nun, die richtigen Ersatzteile zu beschaffen. Zum Glück gibt es das Internet, und ich konnte über eine deutsche Website eine neue Zylinderkopfdichtung, Zylinderkopfschrauben (immer neue nehmen!), Kühlmittel, Öl und einen Ölfilter bestellen. Giovanni war so nett, die Bestellung an seine Werkstattadresse liefern zu lassen. Das dauerte zwar zwei Tage, aber ich nutzte die Zeit, um die Gegend zu erkunden und meinen Italienischkurs aufzufrischen. Man muss ja das Beste aus der Situation machen!
Werkzeugtechnisch war ich relativ gut ausgestattet, da ich auf längeren Reisen immer einen kleinen Werkzeugkoffer dabei habe. Unverzichtbar für diese Reparatur waren:
- Ein guter Ratschenkasten mit Nüssen und Verlängerungen
- Drehmomentschlüssel (unbedingt notwendig!)
- Torx-Schlüssel
- Inbusschlüssel
- Schraubendreher (Kreuz und Schlitz)
- Abzieher (für die Nockenwellenräder, falls nötig)
- Ein Messgerät (für die Planheit des Zylinderkopfes)
- Reinigungsmaterial (Bremsenreiniger, Lappen, etc.)
- Und natürlich: Geduld und Nerven!
Die Operation am offenen Herzen: Der Zylinderkopf wird demontiert
So, nun ging es ans Eingemachte. Giovanni brachte mir einen Hocker und eine Tasse Espresso, und ich legte los.
Schritt 1: Vorbereitungen treffen
Zuerst habe ich die Batterie abgeklemmt (wichtig!), den Kühlmittelbehälter und den Ausgleichsbehälter geleert. Dann wurden alle Schläuche und Kabel, die am Zylinderkopf befestigt waren, vorsichtig entfernt und beschriftet. Beschriften ist extrem wichtig, sonst hat man später ein großes Puzzle vor sich!
Schritt 2: Ansaugbrücke und Abgaskrümmer demontieren
Als nächstes kamen die Ansaugbrücke und der Abgaskrümmer an die Reihe. Hier war etwas Fingerspitzengefühl gefragt, da einige Schrauben etwas versteckt lagen. Aber mit Geduld und Spucke (und etwas WD-40) ließen sie sich lösen.
Schritt 3: Zahnriemen entfernen
Der Zahnriemen war die größte Herausforderung. Zuerst musste ich den Motor auf OT (Oberer Totpunkt) stellen, um sicherzustellen, dass die Steuerzeiten stimmen. Dann habe ich den Zahnriemen entspannt und von den Nockenwellenrädern genommen. Wichtig: Vorher die Position der Nockenwellenräder markieren, damit man sie später wieder richtig montieren kann! Ich habe mir dazu einfach mit einem Lackstift kleine Striche auf die Räder und den Zylinderkopf gemacht.
Schritt 4: Der Zylinderkopf wird enthüllt
Endlich war es soweit: Die Zylinderkopfschrauben konnten gelöst werden. Wichtig: Die Schrauben immer über Kreuz lösen, um den Zylinderkopf nicht zu verziehen. Nachdem alle Schrauben draußen waren, konnte ich den Zylinderkopf vorsichtig abheben. Und da war sie, die Übeltäterin: Die Zylinderkopfdichtung, brüchig und zerfetzt.
Inspektion und Reinigung: Vorbereitung für das neue Herz
Nach der Demontage habe ich den Zylinderkopf und den Motorblock gründlich inspiziert. Giovanni hatte ein Lineal und eine Fühlerlehre, mit denen ich die Planheit des Zylinderkopfes überprüft habe. Zum Glück war alles im Toleranzbereich. Falls der Zylinderkopf verzogen wäre, hätte ich ihn planen lassen müssen. Das hätte die Reparatur um einiges komplizierter (und teurer) gemacht.
Anschließend habe ich alle Dichtflächen gründlich gereinigt. Hier ist Sorgfalt gefragt, da kleinste Verschmutzungen die Dichtigkeit der neuen Dichtung beeinträchtigen können. Ich habe Bremsenreiniger und einen Schaber verwendet, um alle alten Dichtungsreste zu entfernen.
Die Hochzeit: Der Zylinderkopf wird wieder montiert
Nachdem alles gereinigt und überprüft war, konnte die neue Zylinderkopfdichtung montiert werden. Ich habe sie vorsichtig auf den Motorblock gelegt und darauf geachtet, dass sie richtig sitzt. Dann wurde der Zylinderkopf wieder aufgesetzt und mit den neuen Zylinderkopfschrauben befestigt. Wichtig: Die Schrauben müssen unbedingt mit dem richtigen Drehmoment und in der richtigen Reihenfolge angezogen werden! Die Anzugsmomente und die Reihenfolge stehen in der Reparaturanleitung (die ich mir natürlich vorher besorgt hatte).
Nachdem der Zylinderkopf fest saß, wurden alle anderen Teile wieder montiert: Zahnriemen, Ansaugbrücke, Abgaskrümmer, Schläuche, Kabel… Alles, was ich vorher demontiert hatte, fand seinen Platz wieder. Dank meiner sorgfältigen Beschriftung ging das erstaunlich reibungslos.
Der Moment der Wahrheit: Der Motor wird gestartet
Nachdem alles zusammengebaut war, füllte ich Kühlmittel und Öl nach und schloss die Batterie wieder an. Dann kam der Moment der Wahrheit: Ich drehte den Zündschlüssel… und der Motor sprang sofort an! Er lief ruhig und rund, und es kam keine weiße Rauchwolke mehr aus dem Auspuff. Juhu! Geschafft!
Das Fazit: Eine lehrreiche Erfahrung
Der Wechsel der Zylinderkopfdichtung war eine anstrengende, aber auch lehrreiche Erfahrung. Ich habe nicht nur mein technisches Wissen aufgefrischt, sondern auch meine Italienischkenntnisse verbessert und einen netten Mechaniker kennengelernt. Und das Beste: Ich konnte meine Reise fortsetzen und die Toskana in vollen Zügen genießen.
Mein Tipp: Wenn ihr eine ähnliche Reparatur vor euch habt, nehmt euch Zeit, seid sorgfältig und besorgt euch vorher alle notwendigen Informationen und Ersatzteile. Und vergesst nicht, es ist nur ein Auto. Selbst wenn etwas schief geht, ist das kein Weltuntergang. Hauptsache, ihr habt eine gute Geschichte zu erzählen!
Ach ja, und noch ein kleiner Reisetipp: Das Agriturismo, zu dem ich unterwegs war, hieß "Fattoria di Maiano" und war wirklich traumhaft. Ein Besuch lohnt sich! Und vielleicht trefft ihr ja auch Giovanni in seiner Werkstatt… er freut sich bestimmt über einen Besuch von einem deutschen Schrauber.
Bis zum nächsten Abenteuer!

















