Kosten Und Leistungsrechnung Einfach Erklärt

Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist ein unverzichtbares Instrument für jedes Unternehmen, um wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen und die Rentabilität zu verbessern. Vereinfacht ausgedrückt, hilft sie zu verstehen, wo und wie Kosten entstehen und welche Leistungen (z.B. Produkte, Dienstleistungen) welchen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten. Besonders für Expats oder Neuankömmlinge in Deutschland, die ein Unternehmen gründen oder übernehmen, ist ein grundlegendes Verständnis der KLR von großer Bedeutung. Dieser Artikel erklärt die Grundlagen der KLR auf einfache und verständliche Weise.
Was ist die Kosten- und Leistungsrechnung?
Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR), auch als betriebliches Rechnungswesen bezeichnet, ist ein System zur systematischen Erfassung, Verteilung und Analyse von Kosten und Leistungen innerhalb eines Unternehmens. Im Gegensatz zur Finanzbuchhaltung (FiBu), die sich an externe Adressaten (z.B. Finanzamt, Investoren) richtet, ist die KLR ein internes Steuerungsinstrument. Sie dient dem Management zur Entscheidungsfindung, Planung, Kontrolle und zur Optimierung von Prozessen.
Man kann sich die KLR wie eine Art "innere Buchhaltung" des Unternehmens vorstellen. Sie beantwortet Fragen wie:
- Welche Kosten entstehen bei der Herstellung eines Produkts?
- Welche Bereiche des Unternehmens sind besonders kostenintensiv?
- Wie rentabel sind unsere einzelnen Produkte oder Dienstleistungen?
- Wo können wir Kosten einsparen?
Die Hauptbestandteile der Kosten- und Leistungsrechnung
Die KLR gliedert sich in verschiedene Bereiche, die miteinander verbunden sind:
1. Kostenartenrechnung
Die Kostenartenrechnung ist der erste Schritt und dient dazu, welche Kosten im Unternehmen überhaupt angefallen sind. Die Kosten werden nach Art der Entstehung erfasst und kategorisiert. Typische Kostenarten sind beispielsweise:
- Materialkosten: Kosten für Rohstoffe, Hilfsstoffe und Betriebsstoffe
- Personalkosten: Löhne, Gehälter, Sozialversicherungsbeiträge
- Abschreibungen: Wertminderung von Anlagegütern
- Mietkosten: Kosten für die Anmietung von Gebäuden oder Räumen
- Energiekosten: Kosten für Strom, Gas, Wasser
- Zinskosten: Kosten für Kredite und Darlehen
Eine systematische Erfassung der Kostenarten ist wichtig, um einen Überblick über die gesamten Aufwendungen des Unternehmens zu erhalten. Die Kostenartenrechnung liefert die Basisdaten für die weiteren Schritte der KLR.
2. Kostenstellenrechnung
Die Kostenstellenrechnung dient dazu, die Kosten den Orten zuzuordnen, an denen sie entstanden sind. Eine Kostenstelle ist ein abgegrenzter Bereich im Unternehmen, für den Kosten separat erfasst werden. Typische Kostenstellen sind beispielsweise:
- Fertigung: Hier entstehen die Kosten für die Herstellung der Produkte
- Verwaltung: Hier entstehen die Kosten für die administrative Steuerung des Unternehmens
- Vertrieb: Hier entstehen die Kosten für den Verkauf und die Vermarktung der Produkte
- Forschung und Entwicklung: Hier entstehen die Kosten für die Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren
Die Kostenstellenrechnung ermöglicht es, die Kosten genauer zu analysieren und zu kontrollieren. Man kann beispielsweise feststellen, welche Kostenstelle besonders hohe Kosten verursacht und wo Einsparpotenziale bestehen. Indirekte Kosten, auch Gemeinkosten genannt (z.B. Miete für das gesamte Gebäude), müssen über geeignete Schlüssel (z.B. Quadratmeterzahl, Anzahl der Mitarbeiter) auf die einzelnen Kostenstellen verteilt werden.
3. Kostenträgerrechnung
Die Kostenträgerrechnung ist der letzte Schritt und dient dazu, die Kosten den Kostenträgern zuzuordnen. Ein Kostenträger ist ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine andere Leistung des Unternehmens, für die Kosten ermittelt werden sollen. Ziel der Kostenträgerrechnung ist es, die Selbstkosten (alle Kosten, die für die Herstellung und den Vertrieb eines Produkts anfallen) und den Gewinn pro Kostenträger zu ermitteln.
Man unterscheidet zwischen zwei Hauptformen der Kostenträgerrechnung:
- Kostenträgerstückrechnung: Ermittlung der Kosten pro Stück (z.B. Selbstkosten pro hergestelltem Produkt)
- Kostenträgerzeitrechnung: Ermittlung der Kosten für einen bestimmten Zeitraum (z.B. Gesamtkosten für die Herstellung eines Produkts im Monat)
Die Kostenträgerrechnung liefert wichtige Informationen für die Preisgestaltung, die Produktplanung und die Rentabilitätsanalyse.
Arten von Kosten
In der KLR werden verschiedene Arten von Kosten unterschieden, um eine differenzierte Analyse zu ermöglichen:
- Fixe Kosten: Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge oder dem Umsatz anfallen (z.B. Miete, Gehälter).
- Variable Kosten: Kosten, die sich mit der Produktionsmenge oder dem Umsatz verändern (z.B. Materialkosten, Akkordlöhne).
- Direkte Kosten (Einzelkosten): Kosten, die direkt einem Kostenträger zugeordnet werden können (z.B. Materialkosten für ein bestimmtes Produkt).
- Indirekte Kosten (Gemeinkosten): Kosten, die nicht direkt einem Kostenträger zugeordnet werden können (z.B. Miete für die Produktionshalle).
- Vollkosten: Umfassen alle Kosten, sowohl fixe als auch variable, direkte und indirekte.
- Teilkosten: Berücksichtigen nur einen Teil der Kosten, z.B. nur die variablen Kosten.
Bedeutung der Kosten- und Leistungsrechnung für Expats und Neuankömmlinge
Für Expats und Neuankömmlinge, die in Deutschland ein Unternehmen gründen oder übernehmen, ist die KLR aus mehreren Gründen von Bedeutung:
- Fundierte Entscheidungen: Die KLR liefert die notwendigen Informationen, um fundierte Entscheidungen über Preise, Produktionsmengen, Investitionen und andere wichtige Unternehmensbereiche zu treffen.
- Controlling und Steuerung: Die KLR ermöglicht es, die Kosten im Unternehmen zu kontrollieren und die Effizienz zu steigern.
- Rentabilitätsanalyse: Die KLR hilft, die Rentabilität einzelner Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsbereiche zu analysieren und zu verbessern.
- Planung: Die KLR dient als Grundlage für die Planung zukünftiger Aktivitäten und die Erstellung von Budgets.
- Banken und Investoren: Banken und Investoren fordern in der Regel detaillierte Informationen über die Kostenstruktur und die Rentabilität des Unternehmens. Eine gut geführte KLR kann hier von Vorteil sein.
- Verständnis der deutschen Geschäftskultur: Die KLR ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Geschäftskultur. Ein Verständnis der KLR zeigt Professionalität und Kompetenz.
Vereinfachtes Beispiel
Nehmen wir an, Sie betreiben eine kleine Bäckerei in München. Die KLR hilft Ihnen zu verstehen, wie viel es kostet, ein einzelnes Brezel herzustellen:
- Kostenartenrechnung: Sie erfassen alle Kosten, die in der Bäckerei anfallen, z.B. Kosten für Mehl, Hefe, Salz, Strom, Miete, Löhne.
- Kostenstellenrechnung: Sie verteilen die Kosten auf die verschiedenen Bereiche der Bäckerei, z.B. Backstube, Verkaufsraum. Ein Teil der Mietkosten wird der Backstube zugerechnet.
- Kostenträgerrechnung: Sie ermitteln, wie viele Brezeln Sie in einem Monat gebacken haben. Sie teilen die Kosten der Backstube (z.B. Mehl, Löhne der Bäcker, anteilige Miete) durch die Anzahl der Brezeln, um die Kosten pro Brezel zu ermitteln.
Wenn Sie beispielsweise feststellen, dass die Herstellung einer Brezel 50 Cent kostet, können Sie den Verkaufspreis so festlegen, dass Sie einen Gewinn erzielen. Außerdem können Sie analysieren, wo Sie Kosten einsparen können, z.B. durch den Einkauf günstigerer Zutaten oder durch die Optimierung des Backprozesses.
Tools und Software für die KLR
Es gibt verschiedene Softwarelösungen, die Unternehmen bei der Durchführung der KLR unterstützen. Diese reichen von einfachen Tabellenkalkulationsprogrammen bis hin zu komplexen ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning). Die Wahl der richtigen Software hängt von der Größe und Komplexität des Unternehmens ab.
Einige gängige Softwarelösungen für die KLR sind beispielsweise:
- Excel: Für kleine Unternehmen oder einfache Anwendungen kann Excel eine gute Option sein.
- Lexware: Eine weit verbreitete Software für kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland.
- SAP Business One: Eine umfassende ERP-Lösung für kleine und mittlere Unternehmen.
- Microsoft Dynamics 365: Eine weitere umfassende ERP-Lösung, die sich an größere Unternehmen richtet.
Fazit
Die Kosten- und Leistungsrechnung ist ein wichtiges Instrument für jedes Unternehmen, um wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen und die Rentabilität zu verbessern. Für Expats und Neuankömmlinge in Deutschland ist ein grundlegendes Verständnis der KLR unerlässlich, um erfolgreich ein Unternehmen zu führen. Durch die systematische Erfassung, Verteilung und Analyse von Kosten und Leistungen können Unternehmen ihre Kostenstruktur optimieren, ihre Rentabilität steigern und fundierte Entscheidungen treffen. Auch wenn die KLR auf den ersten Blick komplex erscheinen mag, lohnt es sich, sich mit den Grundlagen vertraut zu machen. Eine gut geführte KLR ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen.

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