Sexualassistenz Für Menschen Mit Behinderung

Sexualassistenz ist ein Thema, das oft mit Missverständnissen behaftet ist, aber für viele Menschen mit Behinderung eine wichtige Rolle für ihre Lebensqualität spielt. Dieser Artikel soll Ihnen einen klaren und neutralen Überblick über Sexualassistenz in Deutschland geben, damit Sie fundierte Entscheidungen treffen oder Ratsuchende unterstützen können.
Was ist Sexualassistenz?
Sexualassistenz ist eine Dienstleistung, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderungen in Anspruch nehmen können, um ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Es geht dabei um die Unterstützung bei der Ausübung von Sexualität, die aufgrund der Behinderung nicht oder nur eingeschränkt möglich ist. Wichtig ist zu betonen, dass Sexualassistenz keine Prostitution ist. Der Fokus liegt auf der Selbstbestimmung und dem Recht auf sexuelle Entfaltung des Menschen mit Behinderung. Die Assistenzpersonen bieten praktische Unterstützung, jedoch immer im Einklang mit den Wünschen und Grenzen des Klienten.
Sexualassistenz kann verschiedene Formen annehmen, je nach den individuellen Bedürfnissen und Präferenzen. Einige Beispiele sind:
- Unterstützung bei der Selbstbefriedigung.
- Hilfe bei der Vorbereitung auf ein Date.
- Assistenz bei der Körperpflege und dem Anziehen erotischer Kleidung.
- Begleitung und Unterstützung bei sexuellen Handlungen mit einem Partner.
- Gespräche über Sexualität und Beziehungen.
Wichtig: Sexualassistenz darf niemals gegen den Willen des Menschen mit Behinderung erfolgen. Es muss immer eine klare Einwilligung vorliegen und die Assistenzperson muss die Grenzen des Klienten respektieren.
Wer kann Sexualassistenz in Anspruch nehmen?
Grundsätzlich kann jeder Mensch mit Behinderung Sexualassistenz in Anspruch nehmen, wenn er oder sie das Bedürfnis danach hat und in der Lage ist, eine informierte Entscheidung zu treffen. Dies gilt unabhängig von der Art oder dem Schweregrad der Behinderung. Allerdings ist es wichtig, dass die Person ein gewisses Maß an Einsichtsfähigkeit besitzt, um die Konsequenzen der Handlung zu verstehen und eine freie Entscheidung zu treffen. Bei Menschen mit schwerwiegenden kognitiven Einschränkungen ist eine sorgfältige Prüfung der individuellen Situation erforderlich, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Betreuern oder rechtlichen Vertretern.
Jugendliche mit Behinderung können ebenfalls Sexualassistenz in Anspruch nehmen, allerdings gelten hier besondere Schutzbestimmungen. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen über ihre Rechte aufgeklärt werden und dass die Assistenzpersonen über eine entsprechende Qualifikation und Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen verfügen.
Wo findet man Sexualassistenz in Deutschland?
Die Suche nach Sexualassistenz kann sich in Deutschland als Herausforderung erweisen, da es noch keine flächendeckenden Strukturen gibt. Allerdings gibt es verschiedene Anlaufstellen, die bei der Suche behilflich sein können:
- Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung: Viele Beratungsstellen bieten Informationen über Sexualassistenz und können Kontakte zu geeigneten Assistenzpersonen vermitteln.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein, um Informationen zu finden und Erfahrungen auszutauschen.
- Spezialisierte Agenturen: Es gibt einige Agenturen, die sich auf die Vermittlung von Sexualassistenten spezialisiert haben. Diese Agenturen legen in der Regel Wert auf die Qualifikation und Erfahrung ihrer Mitarbeiter.
- Online-Portale: Im Internet gibt es verschiedene Portale, die Informationen über Sexualassistenz anbieten und Kontakte zu Assistenzpersonen vermitteln. Achten Sie hierbei jedoch auf die Seriosität der Anbieter.
Bei der Auswahl einer Sexualassistenzperson ist es wichtig, auf folgende Punkte zu achten:
- Qualifikation und Erfahrung: Die Assistenzperson sollte über eine entsprechende Ausbildung oder Erfahrung im Bereich Sexualassistenz verfügen.
- Persönliche Eignung: Es ist wichtig, dass die Chemie zwischen dem Klienten und der Assistenzperson stimmt.
- Respekt und Empathie: Die Assistenzperson sollte den Klienten respektieren und auf seine Bedürfnisse eingehen.
- Einhaltung der ethischen Grundsätze: Die Assistenzperson sollte sich an die ethischen Grundsätze der Sexualassistenz halten, insbesondere an das Prinzip der Selbstbestimmung und des Respekts der Grenzen des Klienten.
Finanzierung von Sexualassistenz
Die Finanzierung von Sexualassistenz ist in Deutschland noch nicht einheitlich geregelt. In vielen Fällen müssen die Kosten von den Betroffenen selbst getragen werden. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten, eine Kostenübernahme durch Dritte zu beantragen:
- Persönliches Budget: Menschen mit Behinderung, die ein Persönliches Budget beziehen, können dieses unter Umständen auch für die Finanzierung von Sexualassistenz verwenden.
- Eingliederungshilfe: In Einzelfällen kann die Eingliederungshilfe die Kosten für Sexualassistenz übernehmen, wenn diese als notwendige Maßnahme zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben angesehen wird.
- Spenden: Einige Organisationen sammeln Spenden, um Menschen mit Behinderung die Inanspruchnahme von Sexualassistenz zu ermöglichen.
Es ist ratsam, sich bei der zuständigen Behörde oder einer Beratungsstelle über die Möglichkeiten der Kostenübernahme zu informieren. Die Rechtslage ist komplex und es gibt keine Garantie für eine Kostenübernahme. Klären Sie die Finanzierungsfrage vor Inanspruchnahme der Leistung.
Rechtliche Aspekte der Sexualassistenz
Sexualassistenz ist in Deutschland rechtlich nicht explizit geregelt. Allerdings gelten die allgemeinen Gesetze, insbesondere das Strafgesetzbuch und das Bürgerliche Gesetzbuch. Es ist wichtig zu beachten, dass Sexualassistenz keine strafbare Handlung darstellt, solange sie auf der Grundlage einer freien und informierten Einwilligung des Menschen mit Behinderung erfolgt und die Grenzen des Klienten respektiert werden. Die Ausübung von Zwang oder Gewalt ist selbstverständlich strafbar.
Sexualassistenz ist klar von Prostitution abzugrenzen. Während Prostitution auf kommerzieller Basis stattfindet und sexuelle Handlungen im Vordergrund stehen, geht es bei der Sexualassistenz um die Unterstützung von Menschen mit Behinderung bei der Ausübung ihrer Sexualität und um die Förderung ihrer Selbstbestimmung.
Die rechtliche Grauzone führt jedoch zu Unsicherheiten bei allen Beteiligten. Es gibt Bestrebungen, Sexualassistenz rechtlich klarer zu definieren und zu regeln, um Rechtssicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.
Ethische Überlegungen
Sexualassistenz ist ein Thema, das viele ethische Fragen aufwirft. Es ist wichtig, diese Fragen offen und ehrlich zu diskutieren, um eine verantwortungsvolle Praxis der Sexualassistenz zu gewährleisten. Einige wichtige ethische Überlegungen sind:
- Selbstbestimmung: Die Selbstbestimmung des Menschen mit Behinderung muss jederzeit im Vordergrund stehen. Die Assistenzperson darf niemals Entscheidungen für den Klienten treffen oder ihn zu Handlungen drängen, die er nicht möchte.
- Schutz vor Missbrauch: Menschen mit Behinderung sind besonders anfällig für Missbrauch. Es ist daher wichtig, dass die Assistenzpersonen über eine entsprechende Qualifikation und Erfahrung verfügen und dass sie sich an strenge ethische Richtlinien halten.
- Vertraulichkeit: Die Assistenzperson muss die Privatsphäre des Klienten respektieren und alle Informationen vertraulich behandeln.
- Professionelle Distanz: Die Assistenzperson sollte eine professionelle Distanz zum Klienten wahren und keine persönlichen Beziehungen eingehen.
Die ethischen Grundsätze der Sexualassistenz dienen dazu, die Würde und die Rechte des Menschen mit Behinderung zu schützen und eine verantwortungsvolle Praxis zu gewährleisten.
Zusammenfassung
Sexualassistenz ist eine wichtige Dienstleistung für Menschen mit Behinderung, die ihnen die Möglichkeit gibt, ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen und ihre Selbstbestimmung zu leben. Die Suche nach Sexualassistenz kann in Deutschland eine Herausforderung sein, aber es gibt verschiedene Anlaufstellen, die bei der Suche behilflich sein können. Die Finanzierung ist oft schwierig, aber es gibt Möglichkeiten der Kostenübernahme. Sexualassistenz ist rechtlich nicht explizit geregelt, aber es gelten die allgemeinen Gesetze. Ethische Überlegungen spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung einer verantwortungsvollen Praxis der Sexualassistenz.
Es ist wichtig, sich umfassend zu informieren und sich professionelle Beratung zu suchen, bevor man Sexualassistenz in Anspruch nimmt. Die Selbstbestimmung und das Wohlbefinden des Menschen mit Behinderung stehen immer im Mittelpunkt.
Weitere Informationen
Für weitere Informationen und Unterstützung können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung
- Selbsthilfegruppen
- Spezialisierte Agenturen für Sexualassistenz

















