Warum Mischen Sich Atlantik Und Pazifik Nicht

Warum Vermischen sich Atlantik und Pazifik nicht sofort?
Oftmals wird beobachtet, dass der Atlantik und der Pazifik, obwohl sie sich an bestimmten Stellen treffen, nicht sofort und vollständig vermischen. Dieses Phänomen, das besonders gut in der Nähe des Kap Hoorn in Südamerika oder in der Straße von Magellan zu sehen ist, führt zu der Frage, warum das so ist. Die Antwort ist komplex und beruht auf einer Kombination verschiedener physikalischer und chemischer Faktoren.
Salzgehalt: Ein entscheidender Unterschied
Einer der Hauptgründe für das verzögerte Vermischen ist der Unterschied im Salzgehalt zwischen den beiden Ozeanen. Der Atlantik hat im Durchschnitt einen etwas höheren Salzgehalt als der Pazifik. Dieser Unterschied entsteht durch verschiedene Faktoren:
- Verdunstung: Die Verdunstungsrate ist im Atlantik höher als im Pazifik. Da Salz bei der Verdunstung zurückbleibt, erhöht sich der Salzgehalt des Wassers.
- Zuflüsse: Der Atlantik erhält Zuflüsse von Flüssen und Eis, die relativ wenig Süßwasser enthalten, im Vergleich zum Pazifik, der von großen Flüssen wie dem Amazonas und den Flüssen Südostasiens gespeist wird. Diese Süßwasserzuflüsse verdünnen den Salzgehalt des Pazifik.
- Strömungen: Die Zirkulation der Meeresströmungen spielt ebenfalls eine Rolle. Bestimmte Strömungen transportieren salzreiches Wasser in den Atlantik und weniger salzreiches Wasser in den Pazifik.
Der höhere Salzgehalt des Atlantiks führt zu einer höheren Dichte. Dichteres Wasser sinkt unter weniger dichtes Wasser. Wenn also Atlantik- und Pazifikwasser aufeinandertreffen, tendiert das dichtere Atlantikwasser dazu, unter das weniger dichte Pazifikwasser abzutauchen. Diese Schichtung erschwert die sofortige Vermischung.
Temperaturunterschiede: Ein weiterer Faktor
Neben dem Salzgehalt spielt auch die Temperatur eine wichtige Rolle. Die Temperatur der Ozeane variiert je nach geografischer Lage, Jahreszeit und Strömungen. Im Allgemeinen ist das Oberflächenwasser des Pazifiks in einigen Regionen kälter als das des Atlantiks. Kälteres Wasser ist dichter als wärmeres Wasser, was den Schichtungseffekt verstärkt. Die Kombination aus höherem Salzgehalt und potenziell niedrigerer Temperatur im Atlantik macht sein Wasser dichter und fördert das Absteigen unter das Pazifikwasser.
Dichteunterschiede und Schichtung
Die Unterschiede in Salzgehalt und Temperatur führen zu Dichteunterschieden zwischen den beiden Ozeanen. Diese Dichteunterschiede sind der Hauptgrund für das beobachtete Phänomen. Wenn zwei Wassermassen unterschiedlicher Dichte aufeinandertreffen, vermischen sie sich nicht sofort. Stattdessen bilden sie eine Art Grenze oder Schicht, die als Halokline (Salzgehaltsdifferenz) oder Thermokline (Temperaturdifferenz) bezeichnet werden kann. In diesem Fall spricht man von einer Pyknokline, die die generelle Dichtedifferenz beschreibt.
Diese Schichtung verhindert, dass sich die Wassermassen sofort vermischen. Die Vermischung erfolgt langsam durch Turbulenzen, Wellenbewegungen und andere physikalische Prozesse, die Energie in das System einbringen und die Dichteschichtung allmählich aufbrechen. Dieser Prozess kann über lange Zeiträume ablaufen und ist nicht immer sofort sichtbar.
Oberflächenspannung und sichtbare Effekte
Ein weiterer Faktor, der zu dem Eindruck eines "nicht vermischten" Zustands beiträgt, ist die Oberflächenspannung. Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung der Wassermassen kann es zu Unterschieden in der Oberflächenspannung kommen. Diese Unterschiede können dazu führen, dass sich an der Grenze zwischen den beiden Wassermassen eine dünne Schicht bildet, die das Licht anders reflektiert. Dies kann zu sichtbaren Unterschieden in Farbe und Textur des Wassers führen und den Eindruck erwecken, dass sich die Ozeane nicht vermischen. Es ist wichtig zu betonen, dass dies jedoch nur ein oberflächlicher Effekt ist.
Zusätzlich können sich Schaumlinien an der Grenze bilden, die den Effekt verstärken. Diese Schaumlinien entstehen durch die Ansammlung von organischen Stoffen und Tensiden an der Oberfläche. Die unterschiedliche Zusammensetzung der Wassermassen kann zu einer unterschiedlichen Ansammlung dieser Stoffe führen, was zu sichtbaren Schaumlinien führt.
Vermischung über Zeit und Raum
Es ist wichtig zu verstehen, dass sich Atlantik und Pazifik langsam vermischen. Die Vermischung ist kein plötzlicher, sondern ein allmählicher Prozess, der durch die kontinuierliche Einwirkung von Wind, Gezeiten, Strömungen und anderen physikalischen Kräften angetrieben wird. Über große Entfernungen und lange Zeiträume hinweg gleichen sich die Eigenschaften der beiden Ozeane allmählich an.
Die Vermischung ist auch räumlich variabel. In einigen Gebieten, insbesondere in Küstennähe und in Gebieten mit starken Strömungen, erfolgt die Vermischung schneller als in anderen. In tieferen Wasserschichten kann die Vermischung sehr langsam sein. Die genauen Mechanismen und Raten der Vermischung sind Gegenstand laufender Forschung.
Zusammenfassend
Die scheinbare Unfähigkeit von Atlantik und Pazifik, sich sofort zu vermischen, ist auf eine Kombination aus Salzgehaltsunterschieden, Temperaturunterschieden und den daraus resultierenden Dichteunterschieden zurückzuführen. Diese Unterschiede führen zur Schichtung der Wassermassen und verlangsamen die Vermischung. Oberflächeneffekte wie unterschiedliche Oberflächenspannung und Schaumbildung können den Eindruck verstärken, dass sich die Ozeane nicht vermischen, obwohl die Vermischung tatsächlich langsam und kontinuierlich stattfindet. Die Ozeane vermischen sich, aber eben nicht so schnell, wie man es aufgrund der schieren Größe der Wassermassen vielleicht erwarten würde.
Die Natur vollführt ihre Prozesse oft in einer Geschwindigkeit, die unser menschliches Auge kaum wahrnehmen kann. Die scheinbare "Nicht-Vermischung" von Atlantik und Pazifik ist ein faszinierendes Beispiel dafür.
Es ist also kein physikalisches Gesetz, das die Vermischung verhindert, sondern ein Zusammenspiel von Faktoren, die den Prozess verlangsamen und zu den beobachteten Effekten führen.

















