Was Passiert Wenn Man Den Ganzen Tag Im Bett Liegt

Sich einen Tag im Bett zu gönnen, weil man sich unwohl fühlt oder einfach nur entspannen möchte, ist hin und wieder völlig normal. Einmalige Bettruhe ist meist kein Problem. Was aber passiert, wenn man regelmäßig oder sogar den ganzen Tag im Bett verbringt? Die Folgen können sowohl physischer als auch psychischer Natur sein und sollten nicht unterschätzt werden.
Physische Auswirkungen
Der menschliche Körper ist auf Bewegung ausgelegt. Längere Inaktivität, wie sie beim ganztägigen Liegen auftritt, kann zu einer Reihe von negativen körperlichen Veränderungen führen:
Muskelabbau (Muskelatrophie)
Einer der ersten und deutlichsten Effekte ist der Muskelabbau. Muskeln benötigen regelmäßige Belastung, um ihre Stärke und Masse zu erhalten. Wenn sie nicht benutzt werden, beginnen sie zu schrumpfen. Studien haben gezeigt, dass bereits nach wenigen Tagen der Inaktivität ein signifikanter Muskelabbau stattfinden kann. Dies betrifft insbesondere die Muskeln in den Beinen, im Rücken und im Rumpf, die für die Aufrechterhaltung der Körperhaltung und die Fortbewegung unerlässlich sind.
Knochenschwund (Osteoporose)
Ähnlich wie Muskeln benötigen auch Knochen Belastung, um ihre Dichte zu erhalten. Wenn der Körper nicht durch Stehen, Gehen oder andere Aktivitäten belastet wird, kann dies zu Knochenschwund führen, auch bekannt als Osteoporose. Dies erhöht das Risiko von Knochenbrüchen, insbesondere in der Hüfte, der Wirbelsäule und den Handgelenken. Personen, die über längere Zeiträume bettlägerig sind, haben ein deutlich höheres Risiko, an Osteoporose zu erkranken.
Kreislaufprobleme
Langes Liegen kann zu Kreislaufproblemen führen. Wenn man sich nicht bewegt, verlangsamt sich der Blutfluss. Dies kann zu Schwellungen in den Beinen und Füßen führen (Ödeme), da das Blut nicht effizient zum Herzen zurücktransportiert wird. Es erhöht auch das Risiko von Blutgerinnseln, insbesondere in den tiefen Venen der Beine (tiefe Venenthrombose, TVT). Diese Gerinnsel können sich lösen und in die Lunge wandern, was zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen kann. Zusätzlich kann langes Liegen den Blutdruck senken, was zu Schwindelgefühl oder Ohnmacht beim Aufstehen führen kann (orthostatische Hypotonie).
Verdauungsprobleme
Inaktivität kann auch die Verdauung beeinträchtigen. Die Darmbewegung verlangsamt sich, was zu Verstopfung führen kann. Dies kann unangenehm und schmerzhaft sein und in schwereren Fällen zu Komplikationen führen. Eine ballaststoffarme Ernährung, die oft mit Bettruhe einhergeht, kann das Problem noch verschärfen.
Hautprobleme
Langes Liegen auf einer Stelle kann zu Druckgeschwüren (Dekubitus) führen. Diese entstehen, wenn die Haut und das darunter liegende Gewebe durch den anhaltenden Druck zwischen Knochen und Matratze nicht ausreichend durchblutet werden. Dekubitus können sehr schmerzhaft sein und schwer zu heilen. Besonders gefährdet sind Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes.
Atemprobleme
Inaktives Liegen kann die Atemfunktion beeinträchtigen. Die Lunge kann sich nicht vollständig ausdehnen, was zu einer Verringerung der Lungenkapazität führt. Dies erhöht das Risiko von Lungenentzündungen, da sich Schleim in den Atemwegen ansammeln kann und Bakterien leichter wachsen können. Flaches Liegen kann auch die Atmung erschweren, insbesondere bei Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen.
Psychische Auswirkungen
Die Auswirkungen des ganztägigen Liegens sind nicht nur physischer Natur. Auch die psychische Gesundheit kann stark beeinträchtigt werden:
Depressionen
Längere Inaktivität und soziale Isolation, die oft mit Bettruhe einhergehen, können das Risiko von Depressionen erhöhen. Die fehlende Stimulation und die eingeschränkte Möglichkeit, positive Erfahrungen zu sammeln, können zu Gefühlen von Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Wertlosigkeit führen. Auch die körperlichen Beschwerden, die durch langes Liegen entstehen, können die Stimmung negativ beeinflussen.
Angst
Gleichzeitig kann die Sorge um die eigene Gesundheit, die durch die körperlichen Auswirkungen des langen Liegens entstehen, zu Angstzuständen führen. Die Angst, sich nicht mehr erholen zu können, oder die Angst vor Komplikationen kann sehr belastend sein.
Kognitive Beeinträchtigungen
Studien haben gezeigt, dass längere Inaktivität die kognitive Funktion beeinträchtigen kann. Die mangelnde Stimulation und die reduzierte Durchblutung des Gehirns können zu Gedächtnisproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und einer allgemeinen Verlangsamung der Denkprozesse führen.
Soziale Isolation
Wer den ganzen Tag im Bett liegt, ist oft sozial isoliert. Dies kann zu Gefühlen der Einsamkeit und des Verlustes von sozialen Kontakten führen. Die fehlende Interaktion mit anderen Menschen kann sich negativ auf die Stimmung und das Selbstwertgefühl auswirken.
Was tun?
Es ist wichtig zu verstehen, dass eine einmalige Bettruhe unbedenklich ist. Wenn man sich jedoch regelmäßig oder sogar den ganzen Tag im Bett aufhält, sollte man aktiv werden, um die negativen Auswirkungen zu minimieren.
Ärztliche Beratung
Zunächst sollte man einen Arzt aufsuchen, um die Ursache für die Notwendigkeit der Bettruhe abzuklären. Der Arzt kann eine Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen. Er kann auch Ratschläge geben, wie man die negativen Auswirkungen des langen Liegens minimieren kann.
Frühzeitige Mobilisierung
Sofern medizinisch vertretbar, sollte man so früh wie möglich mit der Mobilisierung beginnen. Das bedeutet, dass man so schnell wie möglich wieder aufstehen und sich bewegen sollte. Auch kleine Bewegungen im Bett, wie z.B. das Anspannen und Entspannen der Muskeln, können helfen, den Muskelabbau zu verlangsamen.
Physiotherapie
Ein Physiotherapeut kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Er kann auch Übungen zeigen, die man im Bett machen kann, um die Durchblutung zu fördern und die Lungenfunktion zu verbessern.
Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Besonders wichtig ist eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß, um den Muskelabbau zu minimieren. Auch eine ballaststoffreiche Ernährung ist wichtig, um Verstopfung vorzubeugen. Ausreichend Flüssigkeit ist ebenfalls wichtig, um die Durchblutung zu fördern und die Nierenfunktion zu unterstützen.
Soziale Kontakte pflegen
Auch wenn man bettlägerig ist, sollte man versuchen, soziale Kontakte zu pflegen. Telefonate, Videoanrufe oder Besuche von Freunden und Familie können helfen, die soziale Isolation zu verringern und die Stimmung zu verbessern.
Geistige Stimulation
Um die kognitive Funktion aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, sich geistig zu stimulieren. Lesen, Kreuzworträtsel lösen, Musik hören oder sich mit anderen Menschen austauschen können helfen, das Gehirn aktiv zu halten.
Hilfsmittel
Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die das Liegen im Bett angenehmer und sicherer machen können. Dazu gehören z.B. spezielle Matratzen, die den Druck auf die Haut reduzieren, oder Kissen, die die Körperhaltung unterstützen. Auch Hilfsmittel, die das Aufstehen und Hinsetzen erleichtern, können sehr hilfreich sein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass langes Liegen im Bett erhebliche physische und psychische Auswirkungen haben kann. Es ist daher wichtig, die Ursache der Bettruhe abzuklären, frühzeitig mit der Mobilisierung zu beginnen und Maßnahmen zu ergreifen, um die negativen Folgen zu minimieren. Eine ärztliche Beratung, Physiotherapie, eine ausgewogene Ernährung, soziale Kontakte und geistige Stimulation sind wichtige Bausteine, um die Gesundheit und das Wohlbefinden zu erhalten. Ignorieren Sie die Signale Ihres Körpers nicht und suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Sie bemerken, dass Sie längere Zeit im Bett verbringen müssen.

















