Wer Schrieb Den Text Zur Deutschen Nationalhymne

Die deutsche Nationalhymne, allgemein als das "Lied der Deutschen" bekannt, ist ein bedeutendes Symbol der deutschen Identität. Ein zentraler Aspekt ihres Verständnisses ist die Frage: Wer schrieb den Text dieser Hymne? Die Antwort ist klar und historisch belegt: Der Text wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasst.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Der Dichter
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, geboren am 2. April 1798 in Fallersleben (heute Teil von Wolfsburg) und gestorben am 19. Januar 1874 in Corvey, war ein deutscher Dichter und Germanist. Er ist vor allem für seine Kinderlieder und eben den Text des "Liedes der Deutschen" bekannt. Hoffmann von Fallersleben war eine Figur des Vormärz, einer Periode politischer Unruhe und des Aufstiegs des Nationalismus in Deutschland.
Politischer Kontext und Entstehung des Liedes
Das "Lied der Deutschen" entstand im Jahr 1841 auf der Insel Helgoland, die damals zu Großbritannien gehörte. Dieser Ort war bewusst gewählt. Hoffmann von Fallersleben war aufgrund seiner liberalen und nationalistischen Ansichten politisch verfolgt und befand sich im Exil. Helgoland bot ihm einen sicheren Rückzugsort und ermöglichte es ihm, seine Ideen frei zu äußern.
Der politische Kontext der Zeit ist entscheidend für das Verständnis des Liedes. Deutschland war zu diesem Zeitpunkt kein geeinter Nationalstaat, sondern ein lockerer Zusammenschluss von Einzelstaaten, der Deutsche Bund. Der Wunsch nach nationaler Einheit und Freiheit war in der Bevölkerung weit verbreitet. Hoffmann von Fallersleben teilte diese Sehnsucht und drückte sie in seinem Lied aus. Es war ein Appell an das Nationalgefühl und ein Aufruf zur Überwindung der Kleinstaaterei.
Die Entstehung des Textes: "Deutschland, Deutschland über alles"
Der vollständige Titel des Gedichts lautet "Das Lied der Deutschen". Es beginnt mit der berühmten Strophe "Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt". Diese Zeile, die oft missverstanden wird, ist im historischen Kontext zu interpretieren. Sie bedeutete nicht eine aggressive Überlegenheit Deutschlands gegenüber anderen Nationen, sondern vielmehr die Priorisierung der nationalen Einheit gegenüber den partikularen Interessen der einzelnen deutschen Staaten. Das "über alles" bezog sich also auf die Zerrissenheit Deutschlands und den Wunsch nach einem geeinten Vaterland.
Die weiteren Strophen des Liedes beschreiben die geografischen Grenzen, die Hoffmann von Fallersleben für Deutschland als wünschenswert ansah: von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt. Diese Angaben spiegelten die damaligen Vorstellungen von einem "Großdeutschland" wider, das alle deutschsprachigen Gebiete umfassen sollte.
Es ist wichtig zu betonen, dass nur die dritte Strophe des "Liedes der Deutschen" heute als Nationalhymne gesungen wird. Diese Strophe, beginnend mit den Worten "Einigkeit und Recht und Freiheit", betont die Werte, die für die deutsche Nation von zentraler Bedeutung sind. Sie verkörpert den Wunsch nach einem geeinten, gerechten und freien Deutschland.
Die Melodie: Joseph Haydns Kaiserhymne
Obwohl Hoffmann von Fallersleben den Text schrieb, ist die Melodie des "Liedes der Deutschen" älter. Sie stammt von Joseph Haydn und wurde ursprünglich als Kaiserhymne für den österreichischen Kaiser Franz II. komponiert. Die Melodie, bekannt als "Gott erhalte Franz den Kaiser", wurde 1797 uraufgeführt und erfreute sich großer Beliebtheit. Hoffmann von Fallersleben wählte diese Melodie bewusst für sein Lied aus, da sie bereits eine gewisse Bekanntheit und Würde besaß.
Die Geschichte des Liedes als Nationalhymne
Obwohl das "Lied der Deutschen" bereits im 19. Jahrhundert populär war, wurde es erst 1922, in der Zeit der Weimarer Republik, zur offiziellen Nationalhymne Deutschlands erklärt. Reichspräsident Friedrich Ebert, ein Sozialdemokrat, wählte das Lied, um die nationale Einheit in einer politisch turbulenten Zeit zu stärken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde das Lied zunächst beibehalten, jedoch ohne offizielle Festlegung. Erst 1952 bestätigte Bundespräsident Theodor Heuss in einem Briefwechsel mit Bundeskanzler Konrad Adenauer, dass das "Lied der Deutschen" weiterhin als Nationalhymne gelten solle, jedoch nur die dritte Strophe gesungen werden solle. Diese Beschränkung sollte Missverständnisse und Fehlinterpretationen der ersten beiden Strophen verhindern, insbesondere im Hinblick auf die Erfahrungen des Nationalsozialismus.
Kritik und Kontroversen
Das "Lied der Deutschen" war und ist immer wieder Gegenstand von Kritik und Kontroversen. Die erste Strophe, insbesondere die Formulierung "Deutschland, Deutschland über alles", wird oft als nationalistisch und aggressiv interpretiert. Kritiker bemängeln, dass diese Zeile zu Missbrauch und zur Rechtfertigung von expansionistischen Bestrebungen missbraucht wurde.
Auch die geografischen Angaben in der zweiten Strophe, die Gebiete außerhalb der heutigen deutschen Grenzen umfassen, sind umstritten. Sie werden von einigen als Ausdruck eines überholten Nationalismus und als potenziell revanchistisch interpretiert.
Trotz dieser Kritik und Kontroversen hat das "Lied der Deutschen" als Nationalhymne eine wichtige Bedeutung für die deutsche Identität. Die dritte Strophe, die von Einigkeit, Recht und Freiheit spricht, verkörpert die grundlegenden Werte der deutschen Verfassung und die Ideale einer demokratischen Gesellschaft.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Der Text des "Liedes der Deutschen" wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben im Jahr 1841 verfasst. Die Melodie stammt von Joseph Haydn. Das Lied wurde 1922 zur Nationalhymne Deutschlands erklärt, wobei seit 1952 nur die dritte Strophe gesungen wird. Trotz Kritik und Kontroversen ist das "Lied der Deutschen" ein wichtiges Symbol der deutschen Identität und verkörpert die Werte Einigkeit, Recht und Freiheit.
Das Verständnis des historischen Kontextes ist entscheidend, um die Bedeutung und die Intention des Liedes richtig zu interpretieren. Es ist wichtig, die erste Strophe nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang mit dem Wunsch nach nationaler Einheit und Freiheit im 19. Jahrhundert.
Für Expats und Neuankömmlinge in Deutschland ist es hilfreich, diese Hintergrundinformationen zu kennen, um die deutsche Nationalhymne besser zu verstehen und ihre Bedeutung im kulturellen und politischen Kontext einordnen zu können.

















