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Widerstand Der Kirche Im Nationalsozialismus


Widerstand Der Kirche Im Nationalsozialismus

Die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) war eine Periode beispielloser politischer und sozialer Umwälzungen, gekennzeichnet durch Terror, Verfolgung und schließlich den Zweiten Weltkrieg. Inmitten dieser düsteren Ära leisteten Einzelpersonen und Institutionen, darunter auch die Kirche, auf verschiedene Weise Widerstand gegen das NS-Regime. Dieses Engagement war vielschichtig und reichte von offenem Protest bis hin zu stillen Akten des Ungehorsams. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Formen des kirchlichen Widerstands, seine Motive und seine Grenzen.

Formen des Widerstands

Der Widerstand der Kirche im Nationalsozialismus manifestierte sich auf unterschiedliche Art und Weise, wobei zwischen dem Widerstand der evangelischen und der katholischen Kirche unterschieden werden muss. Die Motivationen und Handlungsspielräume beider Konfessionen unterschieden sich teils erheblich.

Evangelischer Widerstand

Innerhalb der evangelischen Kirche formierte sich die Bekennende Kirche. Sie entstand als Reaktion auf die Bestrebungen der Nationalsozialisten, eine "Deutsche Kirche" zu etablieren, die unter staatlicher Kontrolle stehen und die NS-Ideologie übernehmen sollte. Die Bekennende Kirche, angeführt von Persönlichkeiten wie Martin Niemöller und Dietrich Bonhoeffer, lehnte diese Vereinnahmung ab und verteidigte die theologische Eigenständigkeit der Kirche.

Zu den Widerstandsformen der Bekennenden Kirche gehörten:

  • Öffentliche Predigten und Erklärungen: Pfarrer der Bekennenden Kirche kritisierten öffentlich die NS-Ideologie, insbesondere deren rassistische und antisemitische Ausrichtung. Sie prangerten die Verletzung von Menschenrechten und die Verfolgung von Juden an.
  • Verweigerung des Gehorsams: Die Bekennende Kirche weigerte sich, Anordnungen der "Deutschen Kirche" zu befolgen, die im Widerspruch zu ihrem Glauben standen.
  • Hilfe für Verfolgte: Einzelne Mitglieder der Bekennenden Kirche halfen Juden und anderen Verfolgten, indem sie ihnen Verstecke boten oder sie bei der Flucht unterstützten.
  • Theologische Schriften: Theologen wie Bonhoeffer entwickelten eine Theologie des Widerstands, die den Christen zur aktiven Opposition gegen Unrecht ermutigte. Bonhoeffer wurde später wegen seiner Beteiligung an einem Attentatsversuch auf Hitler hingerichtet.

Es ist wichtig zu betonen, dass der Widerstand der Bekennenden Kirche nicht einheitlich war. Viele ihrer Mitglieder sympathisierten mit den nationalkonservativen Zielen des Regimes, während andere eine radikalere Opposition befürworteten. Dennoch stellte die Bekennende Kirche eine wichtige Stimme des Protests gegen die NS-Diktatur dar.

Katholischer Widerstand

Die katholische Kirche agierte in ihrer Opposition gegen das NS-Regime anders als die evangelische Kirche. Sie verfügte über eine hierarchische Struktur und war durch das Reichskonkordat von 1933 an eine vertragliche Bindung mit dem NS-Staat gebunden. Diese Bindung schränkte ihren Handlungsspielraum ein, ermöglichte ihr aber auch, institutionelle Interessen zu schützen.

Zu den Widerstandsformen der katholischen Kirche gehörten:

  • Kritik an der NS-Ideologie: Päpstliche Enzykliken wie Mit brennender Sorge (1937) kritisierten die NS-Ideologie, insbesondere deren rassistische und totalitäre Züge. Auch Bischöfe in Deutschland äußerten sich kritisch zu den nationalsozialistischen Lehren.
  • Schutz kirchlicher Einrichtungen: Die katholische Kirche versuchte, ihre Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen vor dem Zugriff des Staates zu schützen.
  • Hilfe für Verfolgte: Einzelne katholische Geistliche und Laien halfen Juden und anderen Verfolgten, indem sie ihnen Verstecke boten oder sie bei der Flucht unterstützten. Bekannte Beispiele sind Kardinal Preysing in Berlin und Bernhard Lichtenberg, der öffentlich für die Juden betete und im Konzentrationslager Dachau starb.
  • Proteste gegen die Euthanasie-Morde: Bischof Clemens August Graf von Galen von Münster protestierte öffentlich gegen die Euthanasie-Morde an Behinderten und psychisch Kranken. Seine Predigten trugen dazu bei, dass das Euthanasie-Programm zumindest zeitweise eingestellt wurde.

Auch innerhalb der katholischen Kirche gab es unterschiedliche Haltungen zum NS-Regime. Einige Kirchenvertreter sympathisierten mit den nationalkonservativen Zielen des Regimes, während andere eine deutlichere Opposition befürworteten. Der Widerstand der katholischen Kirche war oft subtiler und vorsichtiger als der der Bekennenden Kirche, aber er war dennoch von Bedeutung.

Motive des Widerstands

Die Motive für den kirchlichen Widerstand im Nationalsozialismus waren vielfältig. Sie basierten auf religiösen, moralischen und politischen Überzeugungen.

  • Religiöse Überzeugung: Christen sahen in der NS-Ideologie eine Bedrohung für ihren Glauben. Sie lehnten die rassistische und antisemitische Ausrichtung des Regimes ab und verteidigten die Würde jedes Menschen, unabhängig von seiner Herkunft oder Religion.
  • Moralische Überzeugung: Viele Christen empfanden die Verbrechen des NS-Regimes als moralisch verwerflich. Sie konnten nicht tatenlos zusehen, wie Menschen verfolgt, entrechtet und ermordet wurden.
  • Verteidigung der kirchlichen Autonomie: Die Kirchen sahen in den Bestrebungen des NS-Regimes, die Kirche zu vereinnahmen, eine Bedrohung für ihre Autonomie und ihren Einfluss. Sie versuchten, ihre theologische Eigenständigkeit und ihre institutionellen Interessen zu verteidigen.
  • Politische Überzeugung: Einige Christen waren aus politischen Gründen gegen das NS-Regime. Sie sahen in ihm eine Bedrohung für die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit.

Grenzen des Widerstands

Der kirchliche Widerstand im Nationalsozialismus war jedoch auch durch Grenzen gekennzeichnet. Viele Kirchenvertreter waren unentschlossen oder zögerten, sich offen gegen das Regime zu stellen. Es gab verschiedene Gründe für diese Zurückhaltung:

  • Angst vor Repressionen: Der NS-Staat ging brutal gegen Oppositionelle vor. Viele Kirchenvertreter fürchteten um ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit ihrer Gemeinden.
  • Nationalkonservative Gesinnung: Einige Kirchenvertreter sympathisierten mit den nationalkonservativen Zielen des Regimes und sahen in ihm zunächst eine Chance für einen nationalen Aufbruch.
  • Antikommunismus: Viele Kirchenvertreter waren antikommunistisch eingestellt und sahen im NS-Regime ein Bollwerk gegen den Bolschewismus.
  • Reichskonkordat (nur katholische Kirche): Das Reichskonkordat band die katholische Kirche vertraglich an den Staat und erschwerte eine offene Opposition. Die Kirche fürchtete um den Verlust ihrer Privilegien.

Es ist wichtig, diese Grenzen zu berücksichtigen, um ein differenziertes Bild des kirchlichen Widerstands im Nationalsozialismus zu erhalten. Der Widerstand der Kirche war nicht einheitlich und oft von Kompromissen und Zögerlichkeit geprägt. Dennoch trugen einzelne Christen und kirchliche Institutionen dazu bei, die Verbrechen des NS-Regimes anzuprangern und Verfolgten zu helfen.

Fazit

Der Widerstand der Kirche im Nationalsozialismus war ein komplexes und vielschichtiges Phänomen. Er reichte von offenem Protest bis hin zu stillen Akten des Ungehorsams. Die Motive für den Widerstand waren vielfältig und basierten auf religiösen, moralischen und politischen Überzeugungen. Der Widerstand war jedoch auch durch Grenzen gekennzeichnet, die durch Angst, nationalkonservative Gesinnung und institutionelle Zwänge bedingt waren.

Trotz seiner Grenzen stellte der kirchliche Widerstand eine wichtige Stimme des Protests gegen die NS-Diktatur dar. Er trug dazu bei, die Verbrechen des Regimes anzuprangern und Verfolgten zu helfen. Der Widerstand der Kirche ist ein wichtiger Teil der deutschen Geschichte und erinnert daran, dass auch in Zeiten größter Dunkelheit Menschen bereit waren, für ihre Überzeugungen einzustehen.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema des kirchlichen Widerstands im Nationalsozialismus ist auch heute noch von Bedeutung. Sie erinnert daran, wie wichtig es ist, sich gegen Unrecht und Diskriminierung zu stellen und für die Würde jedes Menschen einzutreten. Sie mahnt auch, wachsam zu sein gegenüber Tendenzen, die zu Ausgrenzung und Gewalt führen können.

Widerstand Der Kirche Im Nationalsozialismus Widerstand der Kirche im Nationalsozialismus by Mirjam Harrich on Prezi
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Widerstand Der Kirche Im Nationalsozialismus The Christians Who Rejected the Old Testament
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