Wie Wirkt Sich Krankengeld Auf Die Steuer Aus

Krankengeld ist eine wichtige Leistung in Deutschland, die Arbeitnehmern und Selbstständigen im Falle einer Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit finanzielle Sicherheit bietet. Allerdings wirft die Auswirkung von Krankengeld auf die Steuer oft Fragen auf. Dieser Artikel soll Klarheit schaffen und die steuerlichen Aspekte von Krankengeld verständlich erläutern.
Was ist Krankengeld?
Krankengeld wird von der gesetzlichen Krankenversicherung gezahlt, wenn ein Arbeitnehmer oder Selbstständiger aufgrund einer Krankheit länger als sechs Wochen arbeitsunfähig ist. Während der ersten sechs Wochen der Krankheit zahlt der Arbeitgeber weiterhin das Gehalt (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall). Nach Ablauf dieser Frist springt die Krankenkasse ein und zahlt Krankengeld. In der Regel beträgt das Krankengeld 70% des Bruttoeinkommens, jedoch maximal 90% des Nettoeinkommens. Es ist wichtig zu beachten, dass das Krankengeld nicht mit dem vollen Bruttogehalt identisch ist.
Krankengeld und die Steuer: Die Grundlagen
Ein wesentlicher Punkt, den man verstehen muss, ist, dass Krankengeld zwar nicht sozialversicherungspflichtig ist (also keine Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- oder Arbeitslosenversicherung abgezogen werden), aber es unterliegt dem sogenannten Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass das Krankengeld selbst zwar nicht direkt besteuert wird, aber es erhöht den Steuersatz, der auf das restliche zu versteuernde Einkommen angewendet wird. Das Finanzamt berücksichtigt das Krankengeld bei der Berechnung des persönlichen Steuersatzes, wodurch sich die Steuerlast auf das übrige Einkommen erhöht.
Der Progressionsvorbehalt im Detail
Um den Progressionsvorbehalt zu verstehen, stellen Sie sich vor, Sie haben im Laufe eines Jahres sowohl reguläres Gehalt als auch Krankengeld bezogen. Das Finanzamt addiert Ihr Gehalt und das Krankengeld, um Ihr gesamtes Einkommen zu berechnen. Anhand dieses Gesamteinkommens wird dann der Steuersatz ermittelt, der auf Ihr Gehalt angewendet wird. Da das Gesamteinkommen höher ist als Ihr reines Gehalt, ist auch der Steuersatz höher. Dieser höhere Steuersatz wird dann aber nur auf Ihr Gehalt angewendet, nicht auf das Krankengeld selbst.
Beispiel:
- Reguläres Gehalt: 30.000 Euro
- Krankengeld: 5.000 Euro
- Gesamteinkommen (für die Berechnung des Steuersatzes): 35.000 Euro
Das Finanzamt berechnet den Steuersatz auf Basis von 35.000 Euro. Dieser Steuersatz wird dann auf die 30.000 Euro Gehalt angewendet. Dadurch erhöht sich die Steuerlast auf das Gehalt, obwohl das Krankengeld selbst steuerfrei ist.
Wie wirkt sich das konkret auf die Steuererklärung aus?
In der jährlichen Einkommensteuererklärung müssen Sie das erhaltene Krankengeld angeben. Dies geschieht in der Regel in der Anlage N (Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit) oder in der Anlage S (Einkünfte aus selbstständiger Arbeit), je nachdem, ob Sie Arbeitnehmer oder Selbstständiger sind. Sie erhalten von Ihrer Krankenkasse eine separate Bescheinigung über die Höhe des gezahlten Krankengeldes. Diese Bescheinigung ist wichtig, da sie alle relevanten Informationen für die Steuererklärung enthält.
Wo in der Steuererklärung angeben?
Die genaue Zeile, in der das Krankengeld eingetragen werden muss, kann sich je nach Formular ändern. Achten Sie aber auf Begriffe wie "Einkommensersatzleistungen" oder "Leistungen nach dem SGB V". Die Krankenkasse stellt Ihnen die notwendige Bescheinigung zur Verfügung, die Ihnen genau sagt, wo Sie die Beträge eintragen müssen. Moderne Steuersoftware hilft Ihnen in der Regel dabei, indem sie Sie durch den Prozess führt und die relevanten Felder automatisch ausfüllt, sobald Sie die Daten von der Krankenkassenbescheinigung eingegeben haben.
Was passiert nach der Steuererklärung?
Nachdem Sie Ihre Steuererklärung eingereicht haben, berechnet das Finanzamt Ihre Steuerlast unter Berücksichtigung des Progressionsvorbehalts. Sie erhalten dann entweder eine Steuererstattung oder eine Steuernachzahlung. Eine Steuernachzahlung ist wahrscheinlich, wenn das Krankengeld Ihren Steuersatz erhöht hat, aber während des Jahres nicht ausreichend Steuern auf Ihr Gehalt gezahlt wurden, um diesen erhöhten Steuersatz zu decken.
Sonderfälle und Besonderheiten
Es gibt einige Sonderfälle und Besonderheiten, die im Zusammenhang mit Krankengeld und Steuern beachtet werden sollten:
- Krankengeld bei Arbeitslosigkeit: Wenn Sie während des Bezugs von Arbeitslosengeld I erkranken, erhalten Sie in der Regel Krankengeld von Ihrer Krankenkasse. Dieses Krankengeld unterliegt ebenfalls dem Progressionsvorbehalt.
- Krankengeld für Selbstständige: Selbstständige haben in der Regel die Möglichkeit, eine Krankentagegeldversicherung abzuschließen. Das Krankentagegeld ist ebenfalls eine Einkommensersatzleistung und unterliegt dem Progressionsvorbehalt.
- Freiberufler und Künstler: Für Freiberufler und Künstler gelten ähnliche Regelungen wie für Selbstständige. Sie müssen das erhaltene Krankengeld in ihrer Steuererklärung angeben.
- Minijobber: Auch Minijobber haben unter Umständen Anspruch auf Krankengeld. Die steuerlichen Regelungen sind hier jedoch oft komplexer und hängen von den individuellen Umständen ab. Es empfiehlt sich, in diesem Fall professionelle Steuerberatung in Anspruch zu nehmen.
Tipps für den Umgang mit Krankengeld und Steuern
Um den Überblick über die steuerlichen Auswirkungen von Krankengeld zu behalten, hier einige praktische Tipps:
- Bescheinigung der Krankenkasse aufbewahren: Bewahren Sie die Bescheinigung über das erhaltene Krankengeld sorgfältig auf. Sie benötigen diese für Ihre Steuererklärung.
- Steuererklärung sorgfältig ausfüllen: Füllen Sie Ihre Steuererklärung sorgfältig aus und geben Sie alle relevanten Informationen korrekt an.
- Steuerberater konsultieren: Wenn Sie unsicher sind oder komplexe Einkommensverhältnisse haben, kann es sinnvoll sein, einen Steuerberater zu konsultieren. Ein Steuerberater kann Ihnen helfen, Ihre Steuerlast zu optimieren und Fehler zu vermeiden.
- Steuervorauszahlungen anpassen: Wenn Sie regelmäßig Krankengeld beziehen, kann es sinnvoll sein, Ihre Steuervorauszahlungen anzupassen, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Finanzamt, um dies zu besprechen.
Fazit
Krankengeld ist eine wichtige soziale Leistung, die jedoch steuerliche Auswirkungen hat. Durch den Progressionsvorbehalt kann sich die Steuerlast auf das übrige Einkommen erhöhen. Es ist daher wichtig, das Krankengeld in der Steuererklärung anzugeben und die Bescheinigung der Krankenkasse sorgfältig aufzubewahren. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, professionelle Steuerberatung in Anspruch zu nehmen. Eine sorgfältige Planung und Dokumentation helfen, unerwartete Steuernachzahlungen zu vermeiden und die finanzielle Situation im Krankheitsfall besser zu überblicken.
Die korrekte Angabe des Krankengeldes in der Steuererklärung ist essentiell, um mögliche Strafen durch das Finanzamt zu vermeiden. Zudem ermöglicht es eine genaue Berechnung der individuellen Steuerlast, was wiederum die finanzielle Planung erleichtert.
Informieren Sie sich zusätzlich bei Ihrer Krankenkasse oder einem Steuerberater, um sicherzustellen, dass Sie alle relevanten Aspekte Ihrer individuellen Situation berücksichtigen. Die hier bereitgestellten Informationen dienen lediglich als allgemeine Orientierungshilfe und ersetzen keine individuelle Beratung.

















