Darf Ich Mit Gürtelrose In Der Pflege Arbeiten

Ach, Gürtelrose... Allein das Wort lässt mich innerlich zusammenzucken. Nicht, weil ich jemals selbst betroffen war (zum Glück!), aber weil ich als jemand, der lange Jahre in der Pflege gearbeitet hat, weiß, welche Fragen und Sorgen diese Erkrankung mit sich bringt. Vor allem, wenn man in einem Beruf tätig ist, in dem man direkten Kontakt zu vulnerablen Menschen hat. Es ist ein Minenfeld aus Verantwortungsgefühl, Ansteckungsrisiko und dem Wunsch, trotzdem seinen Job machen zu können. Ich erinnere mich gut an die Zeit, als eine Kollegin mit dieser Diagnose konfrontiert wurde. Ihre Unsicherheit war greifbar, und ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel etwas Licht ins Dunkel bringen und vielleicht einigen von euch, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, weiterhelfen kann.
Die Frage, ob man mit Gürtelrose in der Pflege arbeiten darf, ist leider nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir uns nun genauer ansehen wollen. Stell dir vor, du stehst vor einer Weggabelung, und an jedem Wegweiser steht ein anderes Schild: "Art der Einrichtung", "Immunstatus der Patienten", "Stadium der Erkrankung", "Hygienevorschriften". Jeder dieser Wegweiser beeinflusst deine Entscheidung.
Der erste Wegweiser: Die Art der Einrichtung und deine Tätigkeit
Zunächst einmal spielt es eine große Rolle, in welcher Art von Einrichtung du arbeitest. Ist es ein Krankenhaus, ein Pflegeheim, eine ambulante Pflege oder eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung? In einer intensivmedizinischen Abteilung eines Krankenhauses, wo viele immungeschwächte Patienten liegen, ist das Risiko einer Ansteckung natürlich viel höher als beispielsweise in einer Tagespflegeeinrichtung, in der überwiegend fitte Senioren betreut werden.
Auch deine konkrete Tätigkeit ist entscheidend. Als Reinigungskraft, die primär mit der Desinfektion von Oberflächen beschäftigt ist, hast du ein geringeres Risiko, die Krankheit zu übertragen, als eine Pflegekraft, die direkten Körperkontakt zu den Patienten hat, beispielsweise beim Waschen oder Anziehen. Wenn du also eher administrative Aufgaben übernimmst und den direkten Patientenkontakt vermeiden kannst, stehen die Chancen besser, dass du arbeiten darfst.
Der zweite Wegweiser: Der Immunstatus der Patienten
Gürtelrose selbst ist nicht "hochansteckend" im eigentlichen Sinne. Sie wird durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht, demselben Virus, das auch Windpocken auslöst. Eine Person mit Gürtelrose kann allerdings Windpocken auslösen, wenn sie Kontakt zu jemandem hat, der noch keine Windpocken hatte oder nicht dagegen geimpft ist.
In der Pflege arbeiten wir oft mit Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist – sei es durch Krankheit, Alter oder Medikamente. Diese Menschen sind besonders gefährdet, sich mit Windpocken anzustecken, und für sie kann eine Windpockeninfektion sehr schwerwiegend sein. Deshalb ist es so wichtig, den Immunstatus der Patienten zu berücksichtigen. Wenn du in einer Einrichtung arbeitest, in der viele Menschen mit einem geschwächten Immunsystem leben, ist es sehr wahrscheinlich, dass du bis zur vollständigen Abheilung der Gürtelrose nicht arbeiten darfst.
Der dritte Wegweiser: Das Stadium der Erkrankung
Der Zeitpunkt, an dem du am ansteckendsten bist, ist der, in dem die Bläschen der Gürtelrose aufgeplatzt sind und eine klare Flüssigkeit austritt. Diese Flüssigkeit enthält das Varizella-Zoster-Virus. Sobald die Bläschen verkrustet sind, ist das Risiko einer Ansteckung deutlich geringer. Solange die Bläschen nässen, solltest du auf keinen Fall in der Pflege arbeiten. Erst wenn die Krusten vollständig abgeheilt sind, ist es in der Regel wieder sicher.
Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass es in seltenen Fällen vorkommen kann, dass Gürtelrose ohne Bläschenbildung auftritt (Zoster sine herpete). In solchen Fällen ist die Diagnose schwieriger, und die Frage der Ansteckungsfähigkeit sollte unbedingt mit einem Arzt besprochen werden.
Der vierte Wegweiser: Die Hygienevorschriften
Hygiene ist in der Pflege ohnehin das A und O, aber wenn du mit Gürtelrose zu tun hast, ist sie noch wichtiger. Gründliches Händewaschen und Desinfizieren sind unerlässlich. Auch das Tragen von Handschuhen beim Kontakt mit Patienten oder potenziell kontaminierten Oberflächen ist Pflicht. Achte darauf, dass die betroffenen Hautstellen gut abgedeckt sind, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Sprich mit deiner Einrichtung über die spezifischen Hygienevorschriften und halte dich strikt daran.
Was solltest du konkret tun?
Wenn du den Verdacht hast, Gürtelrose zu haben, ist der erste Schritt, einen Arzt aufzusuchen. Er kann die Diagnose stellen und dir die richtige Behandlung verschreiben. Informiere deinen Arbeitgeber sofort über deine Erkrankung. Sei ehrlich und offen über deine Symptome und deine Sorgen. Dein Arbeitgeber ist verpflichtet, dich zu schützen und die Gesundheit der Patienten zu gewährleisten. Gemeinsam könnt ihr dann eine Lösung finden, die für alle Beteiligten tragbar ist.
Es ist gut möglich, dass du für eine gewisse Zeit nicht arbeiten darfst. Das ist zwar ärgerlich, aber es ist wichtig, die Gesundheit der Patienten nicht zu gefährden. Nutze die Zeit, um dich auszuruhen und dich zu erholen. Gürtelrose kann sehr schmerzhaft sein und den Körper schwächen. Gib deinem Körper die Zeit, die er braucht, um wieder gesund zu werden.
Ein persönliches Wort
Ich weiß, dass es schwer ist, nicht arbeiten zu können, vor allem wenn man seinen Job liebt und sich für seine Patienten verantwortlich fühlt. Aber denk daran, dass du nur dann eine gute Pflegekraft sein kannst, wenn du selbst gesund bist. Kümmere dich um dich selbst, damit du wieder voller Energie und Kraft für deine Patienten da sein kannst.
Die Situation meiner Kollegin damals hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, offen über solche Themen zu sprechen. Scheue dich nicht, deine Fragen zu stellen und dich zu informieren. Es gibt viele Ressourcen, die dir helfen können, mit Gürtelrose umzugehen. Sprich mit deinem Arzt, deinem Arbeitgeber und deinen Kollegen. Gemeinsam werdet ihr einen Weg finden, die Situation zu meistern.
Und denk daran: Du bist nicht allein. Viele Pflegekräfte haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Teile deine Sorgen und Ängste mit anderen. Oft hilft es schon, einfach darüber zu reden.
Ich hoffe, dieser Artikel konnte dir etwas weiterhelfen. Gute Besserung und alles Gute für deine Zukunft in der Pflege!

