Dr Völker Mülheim An Der Ruhr

Das Haus der Stadtgeschichte in Mülheim an der Ruhr, oft auch schlicht "Dr. Völker Mülheim an der Ruhr" genannt, ist weit mehr als ein bloßes Heimatmuseum. Es ist ein sorgfältig kuratierter Raum, in dem die Vergangenheit der Stadt auf vielschichtige Weise lebendig wird. Es lädt nicht nur zum Betrachten von Exponaten ein, sondern fordert aktiv zur Auseinandersetzung mit der Geschichte und ihrer Bedeutung für die Gegenwart auf.
Die Exponate: Fenster in vergangene Welten
Die Sammlungen des Hauses sind umfangreich und decken ein breites Spektrum an Themen ab. Von der Frühgeschichte der Region, über die industrielle Revolution und die beiden Weltkriege bis hin zur Nachkriegszeit und der Gegenwart, wird die Entwicklung Mülheims anhand von Artefakten, Dokumenten, Fotografien und audiovisuellen Medien nachgezeichnet. Das Besondere liegt jedoch nicht nur in der Quantität, sondern vor allem in der Qualität und der Präsentation der Exponate.
Alltagsgegenstände als Geschichtenerzähler
Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Darstellung des Alltagslebens der Mülheimer Bevölkerung. Gebrauchsgegenstände aus verschiedenen Epochen, wie beispielsweise Küchenutensilien, Werkzeuge, Kleidung oder Spielzeug, vermitteln ein anschauliches Bild davon, wie die Menschen in Mülheim gelebt, gearbeitet und ihre Freizeit verbracht haben. Diese Alltagszeugnisse, oft unscheinbar, erzählen Geschichten von Mühe, Innovation, Tradition und Wandel. Sie lassen uns in die Lebenswelten vergangener Generationen eintauchen und regen dazu an, über die eigene Lebensweise zu reflektieren.
Industriegeschichte als prägender Faktor
Die Industrialisierung hat Mülheim maßgeblich geprägt. Die Ausstellung widmet diesem Kapitel der Stadtgeschichte daher einen bedeutenden Raum. Modelle von Fabriken, Maschinen und Zechen veranschaulichen die industrielle Entwicklung und die Arbeitsbedingungen der Menschen. Dokumente und Fotografien zeugen von den sozialen Auswirkungen der Industrialisierung, von der Entstehung neuer Arbeiterquartiere bis hin zu den sozialen Konflikten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Dieser Teil der Ausstellung verdeutlicht, dass die industrielle Vergangenheit Mülheims noch heute in der Stadtlandschaft und im Bewusstsein der Bevölkerung präsent ist.
Mülheim im Krieg: Zerstörung und Wiederaufbau
Die beiden Weltkriege haben tiefe Spuren in Mülheim hinterlassen. Die Ausstellung dokumentiert die Zerstörungen durch Bombenangriffe, das Leid der Bevölkerung und den schwierigen Wiederaufbau nach dem Krieg. Fotografien von zerstörten Häusern und öffentlichen Gebäuden zeugen von den verheerenden Auswirkungen des Krieges. Briefe und Tagebucheinträge von Mülheimern geben Einblick in ihre Ängste, Hoffnungen und Überlebensstrategien. Dieser Teil der Ausstellung ist besonders eindringlich und mahnt zur Friedenssicherung und zur Bewahrung der Demokratie.
Bildungswert: Mehr als nur Faktenwissen
Das Haus der Stadtgeschichte versteht sich nicht nur als Bewahrungsort von historischen Artefakten, sondern auch als Bildungsstätte. Die Ausstellung ist didaktisch aufbereitet und richtet sich an ein breites Publikum, von Schulklassen bis hin zu interessierten Einzelpersonen. Die Texte sind verständlich formuliert und werden durch zahlreiche Abbildungen und Grafiken ergänzt. Darüber hinaus bietet das Museum ein umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, Workshops und museumspädagogischen Angeboten für Kinder und Jugendliche.
Förderung des historischen Bewusstseins
Ein zentrales Ziel des Museums ist die Förderung des historischen Bewusstseins. Die Besucher sollen nicht nur Faktenwissen erwerben, sondern auch die Fähigkeit entwickeln, historische Ereignisse kritisch zu hinterfragen und in einen größeren Kontext einzuordnen. Die Ausstellung regt dazu an, über die Ursachen und Folgen historischer Ereignisse nachzudenken und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu erkennen. Durch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sollen die Besucher ein tieferes Verständnis für die eigene Identität und die Gesellschaft, in der sie leben, entwickeln.
Vermittlung von Werten und Normen
Das Haus der Stadtgeschichte vermittelt auch Werte und Normen, die für ein friedliches Zusammenleben in einer Demokratie unerlässlich sind. Die Ausstellung thematisiert beispielsweise die Verfolgung und Diskriminierung von Minderheiten während der Zeit des Nationalsozialismus und erinnert an die Opfer des Holocaust. Sie verdeutlicht die Bedeutung von Toleranz, Vielfalt und sozialer Gerechtigkeit. Durch die Auseinandersetzung mit den Fehlern der Vergangenheit sollen die Besucher sensibilisiert werden für aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit.
Anregung zur aktiven Beteiligung
Das Museum möchte die Besucher auch zur aktiven Beteiligung an der Gestaltung der Gegenwart ermutigen. Die Ausstellung zeigt Beispiele von Bürgern, die sich in der Vergangenheit für ihre Stadt engagiert haben und etwas bewegt haben. Sie verdeutlicht, dass jeder Einzelne einen Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft leisten kann. Das Haus der Stadtgeschichte versteht sich somit als ein Ort der Begegnung und des Dialogs, an dem sich Menschen austauschen, diskutieren und gemeinsam nach Lösungen für aktuelle Herausforderungen suchen können.
Besucherlebnis: Interaktiv und vielfältig
Das Haus der Stadtgeschichte legt großen Wert auf ein positives Besucherlebnis. Die Ausstellung ist modern und ansprechend gestaltet. Interaktive Elemente, wie beispielsweise Touchscreens, Hörstationen und Modelle, laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Das Museum bietet auch spezielle Führungen für Menschen mit Behinderungen an. Der Museumsshop bietet eine große Auswahl an Büchern, Postkarten und Souvenirs rund um die Mülheimer Stadtgeschichte.
Barrierefreiheit als Selbstverständlichkeit
Die Barrierefreiheit ist ein wichtiges Anliegen des Museums. Die Ausstellungsräume sind weitgehend barrierefrei zugänglich. Es gibt einen Aufzug, der alle Etagen miteinander verbindet. Für Menschen mit Sehbehinderung stehen Audioguides zur Verfügung. Für Menschen mit Hörbehinderung gibt es Führungen mit Gebärdensprachdolmetschern. Das Museum ist bemüht, allen Besuchern ein angenehmes und unbeschwertes Erlebnis zu ermöglichen.
Veranstaltungen als lebendiger Bestandteil
Neben der Dauerausstellung bietet das Haus der Stadtgeschichte regelmäßig Sonderausstellungen, Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen an. Diese Veranstaltungen ergänzen und erweitern das Angebot des Museums und machen es zu einem lebendigen Ort der Kultur und Begegnung. Die Veranstaltungen richten sich an ein breites Publikum und bieten für jeden Geschmack etwas.
Ein Ort der Erinnerung und der Zukunft
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Haus der Stadtgeschichte in Mülheim an der Ruhr weit mehr ist als nur ein Museum. Es ist ein Ort der Erinnerung, der Bildung und der Begegnung. Es ist ein Ort, an dem die Vergangenheit lebendig wird, die Gegenwart reflektiert und die Zukunft gestaltet werden kann. Ein Besuch im Haus der Stadtgeschichte ist eine lohnende Erfahrung für alle, die sich für die Geschichte Mülheims und die Entwicklung unserer Gesellschaft interessieren.
Das Haus der Stadtgeschichte, Dr. Völker Mülheim an der Ruhr, ist somit nicht nur ein Schatzkästchen der Vergangenheit, sondern auch ein Kompass für die Zukunft.

