Gendern Mit Doppelpunkt Oder Sternchen

Herzlich willkommen in Deutschland! Vielleicht planst du gerade deinen Urlaub, deine Auswanderung oder einen kurzen Aufenthalt. Neben Bratwurst und Bier wirst du in Deutschland auch mit einem Thema konfrontiert, das im Alltag allgegenwärtig ist: dem geschlechtergerechten Sprachgebrauch. Insbesondere die Verwendung von Doppelpunkt oder Sternchen zur Inklusion aller Geschlechter ist ein Thema, das für viele Neuankömmlinge Fragen aufwirft. Keine Sorge, wir erklären dir alles ganz genau!

Warum gendern wir überhaupt?

Sprache prägt unser Denken. Lange Zeit wurden in der deutschen Sprache vor allem die männlichen Formen verwendet, auch wenn Frauen und Menschen anderer Geschlechter mitgemeint waren. Das sogenannte generische Maskulinum (z.B. "die Lehrer" für alle Lehrpersonen) hat jedoch zur Folge, dass Frauen und nicht-binäre Menschen oft unsichtbar bleiben oder sich nicht angesprochen fühlen. Geschlechtergerechte Sprache versucht dem entgegenzuwirken und alle Geschlechter sprachlich sichtbar zu machen.

Das Ziel ist also Inklusion: Alle Menschen sollen sich durch Sprache angesprochen und repräsentiert fühlen. Das trägt zu mehr Gleichberechtigung und Akzeptanz in der Gesellschaft bei. Es ist wichtig zu verstehen, dass es hierbei nicht nur um Frauen geht, sondern auch um Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren.

Die häufigsten Methoden: Doppelpunkt und Sternchen

Es gibt verschiedene Methoden, um geschlechtergerechte Sprache umzusetzen. Die zwei gängigsten, denen du in Deutschland wahrscheinlich begegnen wirst, sind:

Das Sternchen (Gendersternchen)

Das Sternchen, auch Gendersternchen genannt, wird innerhalb eines Wortes eingesetzt, um auf alle Geschlechter aufmerksam zu machen. Es symbolisiert die Vielfalt der Geschlechter jenseits von männlich und weiblich.

Beispiel:

Lehrer*innen
Student*innen
Kolleg*innen

Die Aussprache ist hierbei etwas ungewöhnlich. Man macht eine kurze Pause an der Stelle des Sternchens. In der Praxis wird das Sternchen oft als Platzhalter für alle Geschlechteridentitäten interpretiert.

Vorteile des Sternchens:

• Weit verbreitet und zunehmend akzeptiert.
• Relativ kurz und prägnant.
• Inkludiert Menschen, die sich nicht binär identifizieren.

Nachteile des Sternchens:

• Kann für manche gewöhnungsbedürftig sein, besonders am Anfang.
• Die Aussprache ist nicht eindeutig geregelt.
• Für Screenreader (Hilfsprogramme für Sehbehinderte) nicht immer optimal lesbar.

Der Doppelpunkt (Gender-Doppelpunkt)

Der Doppelpunkt wird ähnlich wie das Sternchen innerhalb eines Wortes verwendet, um alle Geschlechter anzusprechen.

Beispiel:

Lehrer:innen
Student:innen
Kolleg:innen

Auch hier wird in der Aussprache eine kurze Pause gemacht.

Vorteile des Doppelpunkts:

• Ebenfalls weit verbreitet.
• Gilt als barriereärmer, da er von Screenreadern oft besser erkannt wird als das Sternchen.
• Relativ einfach zu tippen.

Nachteile des Doppelpunkts:

• Ähnlich wie das Sternchen für manche gewöhnungsbedürftig.
• Auch hier ist die Aussprache nicht eindeutig geregelt.
• Manche empfinden ihn als optisch störender im Textfluss als das Sternchen.

Weitere Methoden des Genderns

Neben Sternchen und Doppelpunkt gibt es noch andere Möglichkeiten, um geschlechtergerechte Sprache zu verwenden:

Die neutrale Formulierung

Hier werden neutrale Begriffe verwendet, die kein Geschlecht implizieren.

Beispiel:

Statt "Lehrer und Lehrerinnen" sagt man "Lehrkräfte" oder "das Lehrpersonal".
Statt "Studenten" sagt man "Studierende".
Statt "Mitarbeiter" sagt man "Beschäftigte".

Diese Methode ist oft elegant und gut lesbar.

Die vollständige Nennung

Hier werden alle Geschlechter explizit genannt.

Beispiel:

Lehrerinnen und Lehrer
Studentinnen und Studenten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Diese Methode ist sehr eindeutig, kann aber in längeren Texten etwas umständlich wirken.

Der Schrägstrich

Der Schrägstrich (/) wird oft mit Kurzformen kombiniert.

Beispiel:

Lehrer/innen
Student/innen

Diese Methode ist zwar kurz, aber nicht immer gut lesbar und schließt nicht-binäre Menschen nicht explizit ein.

Gendern im Alltag: Was du wissen musst

Geschlechtergerechte Sprache ist in Deutschland ein viel diskutiertes Thema. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Während einige es als wichtigen Schritt zu mehr Gleichberechtigung sehen, halten andere es für unnötig oder sogar sprachlich verunstaltend.

Wo wirst du Gendern begegnen?

• In Behörden und öffentlichen Einrichtungen: Viele Behörden und Universitäten verwenden inzwischen geschlechtergerechte Sprache in ihren Schreiben und auf ihren Webseiten.
• In den Medien: Auch in Zeitungen, Zeitschriften und im Fernsehen wird zunehmend gegendert, wobei die konkrete Umsetzung variieren kann.
• In der Werbung: Unternehmen nutzen geschlechtergerechte Sprache, um ein modernes und inklusives Image zu vermitteln.
• Im persönlichen Gespräch: Ob und wie Menschen gendern, ist oft eine individuelle Entscheidung.

Was solltest du tun?

• Sei aufmerksam: Achte darauf, wie in deinem Umfeld gegendert wird.
• Sei respektvoll: Akzeptiere, dass Menschen unterschiedliche Meinungen zum Thema Gendern haben.
• Frage nach: Wenn du dir unsicher bist, wie du jemanden ansprechen sollst, frage einfach nach.
• Sei geduldig: Die Auseinandersetzung mit geschlechtergerechter Sprache ist ein Lernprozess.

Fazit

Das Gendern mit Doppelpunkt oder Sternchen ist in Deutschland ein aktuelles und wichtiges Thema. Es ist ein Ausdruck des Bestrebens nach mehr Gleichberechtigung und Inklusion. Auch wenn es am Anfang etwas ungewohnt sein mag, ist es gut, sich mit den verschiedenen Methoden vertraut zu machen. So kannst du nicht nur besser verstehen, was um dich herum passiert, sondern auch aktiv zu einer offeneren und gerechteren Gesellschaft beitragen. Und keine Sorge, wenn du mal etwas falsch machst – die meisten Menschen sind verständnisvoll und freuen sich, wenn du dich bemühst!

Wir hoffen, dieser kleine Leitfaden hat dir geholfen, dich im Dschungel der geschlechtergerechten Sprache zurechtzufinden. Genieße deinen Aufenthalt in Deutschland!