Hilfe Bei Problemen Mit Volljährigen Kindern

Viele Eltern erleben Herausforderungen, wenn ihre Kinder volljährig werden. Die Gesetze und Verantwortlichkeiten ändern sich, und die Beziehungen können sich neu definieren. Dieser Artikel bietet einen Überblick über typische Probleme, mit denen Eltern konfrontiert werden, und gibt praktische Ratschläge, wie Sie diese bewältigen können.
Finanzielle Unterstützung volljähriger Kinder
Ein häufiges Problem ist die finanzielle Unterstützung. In Deutschland besteht grundsätzlich eine Unterhaltspflicht der Eltern gegenüber ihren Kindern, solange diese sich in der Erstausbildung befinden. Das bedeutet, solange das Kind eine Schule, eine Berufsausbildung oder ein Studium absolviert und sich ernsthaft darum bemüht, diese abzuschließen, sind die Eltern unterhaltspflichtig.
Was bedeutet Erstausbildung? Dies ist definiert als die erste Ausbildung, die das Kind befähigt, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Eine Zweitausbildung kann auch unter die Unterhaltspflicht fallen, wenn sie in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Erstausbildung steht und eine sinnvolle Fortsetzung darstellt.
Die Höhe des Unterhalts richtet sich nach dem Bedarf des Kindes und der finanziellen Leistungsfähigkeit der Eltern. Die Düsseldorfer Tabelle dient als Richtlinie für die Berechnung des Unterhalts. Sie berücksichtigt das Alter des Kindes und das Nettoeinkommen der Eltern. Es ist wichtig zu beachten, dass die Düsseldorfer Tabelle nur eine Richtlinie ist und die tatsächliche Höhe des Unterhalts je nach Einzelfall variieren kann.
Typische Konflikte im Zusammenhang mit Unterhalt
- Das Kind bricht die Ausbildung ab: Wenn das Kind die Ausbildung abbricht und keine neue Ausbildung beginnt oder sich nicht ernsthaft um eine solche bemüht, entfällt in der Regel die Unterhaltspflicht. Eltern sollten in diesem Fall das Gespräch suchen und versuchen, die Gründe für den Abbruch zu verstehen.
- Das Kind studiert zu lange: Auch wenn das Kind das Studium unnötig in die Länge zieht, kann die Unterhaltspflicht entfallen. Es gibt keine feste Regel, wie lange ein Studium dauern darf, aber Eltern können verlangen, dass das Kind den Studienfortschritt nachweist.
- Streit über die Höhe des Unterhalts: Oft gibt es Streit darüber, ob die Eltern in der Lage sind, den vollen Unterhalt zu zahlen. In diesem Fall kann eine Beratung bei einem Anwalt oder einer Beratungsstelle hilfreich sein.
Es ist ratsam, sich frühzeitig rechtlich beraten zu lassen, um die eigenen Rechte und Pflichten zu kennen. Klare Vereinbarungen mit dem Kind über die finanzielle Unterstützung können helfen, Konflikte zu vermeiden.
Wohnen und Selbstständigkeit
Ein weiterer Punkt ist die Frage des Wohnens. Solange das Kind sich in der Ausbildung befindet und unterhaltsberechtigt ist, sind die Eltern in der Regel verpflichtet, ihm eine angemessene Unterkunft zu gewähren. Dies kann bedeuten, dass das Kind weiterhin im Elternhaus wohnt oder dass die Eltern einen Teil der Mietkosten für eine eigene Wohnung des Kindes übernehmen.
Viele junge Erwachsene wünschen sich mit Erreichen der Volljährigkeit mehr Selbstständigkeit und wollen ausziehen. Dies kann zu Konflikten führen, insbesondere wenn die Eltern finanziell stark belastet sind oder das Kind noch nicht in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen.
Umgang mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit
- Offene Kommunikation: Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über Ihre Bedenken und finanziellen Möglichkeiten.
- Realistische Erwartungen: Helfen Sie Ihrem Kind, realistische Erwartungen an das Leben in einer eigenen Wohnung zu entwickeln. Dazu gehört auch die Erstellung eines Budgets und die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung.
- Unterstützung bei der Wohnungssuche: Bieten Sie Ihrem Kind Ihre Hilfe bei der Wohnungssuche und der Organisation des Umzugs an.
- Klare Regeln: Wenn das Kind weiterhin im Elternhaus wohnt, ist es wichtig, klare Regeln für das Zusammenleben festzulegen. Dazu gehören beispielsweise Regeln für die Mithilfe im Haushalt, die Einhaltung von Ruhezeiten und die Beteiligung an den Kosten.
Die Förderung der Selbstständigkeit des Kindes ist wichtig, aber es ist auch wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und dem Kind realistische Rückmeldungen zu geben. Ein gesundes Maß an Unterstützung und Eigenverantwortung ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Transition.
Gesundheit und Versicherung
Mit der Volljährigkeit ändert sich auch der Status in der Krankenversicherung. Grundsätzlich müssen volljährige Kinder sich selbst krankenversichern. Solange das Kind sich in der Ausbildung befindet und kein eigenes Einkommen über einer bestimmten Grenze erzielt, kann es in der Regel weiterhin familienversichert bleiben. Die genauen Bedingungen für die Familienversicherung sollten bei der Krankenkasse erfragt werden.
Auch andere Versicherungen, wie beispielsweise die Haftpflichtversicherung, müssen gegebenenfalls angepasst werden. Es ist ratsam, sich bei den Versicherungsgesellschaften zu informieren, welche Änderungen erforderlich sind.
Persönliche Probleme und psychische Gesundheit
Volljährige Kinder können mit einer Vielzahl von persönlichen Problemen zu kämpfen haben, wie beispielsweise Beziehungsprobleme, Stress im Studium oder berufliche Unsicherheit. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können auftreten.
Es ist wichtig, ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste des Kindes zu haben und ihm Unterstützung anzubieten. Allerdings sollten Eltern sich bewusst sein, dass sie keine Therapeuten oder Coaches sind. Wenn das Kind professionelle Hilfe benötigt, sollten sie es ermutigen, sich an einen Arzt oder Therapeuten zu wenden.
Wie man helfen kann
- Zuhören: Nehmen Sie sich Zeit, um Ihrem Kind zuzuhören, ohne zu urteilen oder zu unterbrechen.
- Empathie zeigen: Versuchen Sie, die Gefühle Ihres Kindes zu verstehen und ihm zu zeigen, dass Sie für es da sind.
- Unterstützung anbieten: Bieten Sie Ihrem Kind praktische Unterstützung an, beispielsweise bei der Suche nach einem Therapeuten oder einer Beratungsstelle.
- Grenzen setzen: Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu wahren und sich nicht von den Problemen des Kindes überwältigen zu lassen.
Die psychische Gesundheit ist ein wichtiges Thema, und es ist wichtig, dass junge Erwachsene Zugang zu professioneller Hilfe haben. Eltern können eine wichtige Rolle dabei spielen, ihr Kind zu ermutigen, Hilfe zu suchen und ihm zu zeigen, dass es nicht allein ist.
Loslassen und Vertrauen
Einer der schwierigsten Aspekte beim Umgang mit volljährigen Kindern ist das Loslassen. Eltern müssen lernen, ihrem Kind zu vertrauen und ihm die Freiheit zu geben, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie nicht immer damit einverstanden sind.
Es ist wichtig zu akzeptieren, dass das Kind nun ein eigenständiger Mensch ist und seinen eigenen Weg gehen muss. Eltern können weiterhin beratend zur Seite stehen, aber sie sollten nicht versuchen, das Leben des Kindes zu kontrollieren.
Tipps für das Loslassen
- Akzeptanz: Akzeptieren Sie, dass Ihr Kind erwachsen ist und eigene Entscheidungen treffen darf.
- Vertrauen: Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kind in der Lage ist, sein Leben zu meistern.
- Loslassen: Lassen Sie los von dem Bedürfnis, die Kontrolle zu behalten.
- Unterstützung anbieten: Bieten Sie weiterhin Unterstützung an, aber respektieren Sie die Entscheidungen Ihres Kindes.
- Eigene Interessen pflegen: Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Interessen und Hobbys, um nicht zu sehr auf das Leben Ihres Kindes fixiert zu sein.
Der Übergang vom Kind zum Erwachsenen ist ein Prozess, der Zeit und Geduld erfordert. Offene Kommunikation, gegenseitiger Respekt und ein gesundes Maß an Loslassen sind der Schlüssel zu einer erfolgreichen Beziehung zu Ihrem volljährigen Kind. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Ihre Rolle sich verändert, aber Ihre Liebe und Unterstützung weiterhin von Bedeutung sind.

