Kann Ich Als Student Wohngeld Beantragen

Herzlich willkommen in Deutschland! Du planst vielleicht ein Auslandssemester, ein Praktikum oder einen längeren Aufenthalt für dein Studium. Eine der Fragen, die sich dabei oft stellt, ist die nach finanzieller Unterstützung. Kann man als Student in Deutschland Wohngeld beantragen? Die Antwort ist: Ja, unter bestimmten Umständen! Dieser Artikel soll dir einen umfassenden Überblick geben.
Was ist Wohngeld überhaupt?
Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss zur Miete. Es soll Menschen mit geringem Einkommen helfen, ihre Wohnkosten zu decken. Das Wohngeld wird direkt an den Mieter ausgezahlt und ist nicht mit dem BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz) zu verwechseln, welches speziell für die Ausbildungsförderung gedacht ist. Wohngeld ist also ein Teil des sozialen Sicherungssystems in Deutschland.
Die wichtigsten Voraussetzungen für Wohngeld als Student
Die Beantragung von Wohngeld als Student ist nicht so einfach wie für andere Personengruppen. Das liegt daran, dass Studenten in der Regel BAföG-berechtigt sind. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du beachten musst:
1. Kein Anspruch auf BAföG
Der wichtigste Punkt: Du darfst keinen Anspruch auf BAföG haben. Das bedeutet, dass du entweder keinen BAföG-Antrag gestellt hast oder dein Antrag abgelehnt wurde. Eine Ablehnung kann verschiedene Gründe haben, z.B. weil deine Eltern zu viel verdienen oder du die Altersgrenze überschritten hast.
Achtung: Auch wenn du keinen BAföG-Antrag gestellt hast, aber grundsätzlich anspruchsberechtigt wärst, kannst du in der Regel kein Wohngeld beziehen. Hier ist der Unterschied zwischen "kein Antrag" und "keine Anspruchsberechtigung" entscheidend.
2. Geringes Einkommen
Dein Einkommen muss unterhalb einer bestimmten Grenze liegen. Diese Grenze ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Höhe der Miete, der Anzahl der Personen in deiner Wohngemeinschaft und dem Wohnort. Als Einkommen zählen neben deinem Verdienst aus Nebenjobs auch Kapitalerträge oder Unterhaltszahlungen.
Wie wird das Einkommen berechnet? Das Wohngeldamt berechnet dein monatliches Gesamteinkommen. Davon werden dann bestimmte Beträge abgezogen, z.B. für Werbungskosten (Kosten, die dir durch deinen Job entstehen), Sozialversicherungsbeiträge und Freibeträge (z.B. für Schwerbehinderte).
3. Angemessene Miete
Die Miete deiner Wohnung muss angemessen sein. Auch hier gibt es keine pauschale Grenze. Die Angemessenheit richtet sich nach den ortsüblichen Vergleichsmieten. In Städten mit hohen Mieten kann es schwieriger sein, Wohngeld zu bekommen, da die Mietobergrenzen niedriger sind.
Was bedeutet "ortsübliche Vergleichsmiete"? Das Wohngeldamt vergleicht deine Miete mit den durchschnittlichen Mieten für vergleichbare Wohnungen in deiner Stadt oder Gemeinde. Wenn deine Miete deutlich höher ist als der Durchschnitt, wird möglicherweise nur ein Teil deiner Miete bei der Berechnung des Wohngeldes berücksichtigt.
4. Aufenthaltsrechtlicher Status
Als ausländischer Student benötigst du einen gültigen Aufenthaltstitel, der dir erlaubt, in Deutschland zu studieren oder zu arbeiten. Das Visum oder die Aufenthaltserlaubnis müssen einen bestimmten Zweck erfüllen, der den Bezug von Sozialleistungen ermöglicht. Ein reines Touristenvisum reicht dafür in der Regel nicht aus.
Wichtig: Informiere dich frühzeitig bei der Ausländerbehörde, welche Art von Aufenthaltstitel du benötigst und welche Bedingungen daran geknüpft sind.
5. Kein Vermögen über der Freigrenze
Du darfst kein zu hohes Vermögen besitzen. Die Vermögensfreigrenze liegt aktuell bei 60.000 Euro für Alleinstehende und 30.000 Euro für jedes weitere Haushaltsmitglied. Zum Vermögen zählen z.B. Bargeld, Sparguthaben, Wertpapiere oder Immobilien.
Wie beantrage ich Wohngeld?
Die Beantragung von Wohngeld erfolgt beim zuständigen Wohngeldamt deiner Stadt oder Gemeinde. Du kannst die Antragsformulare entweder online herunterladen oder direkt beim Amt abholen. Fülle die Formulare sorgfältig aus und lege alle erforderlichen Unterlagen bei.
Benötigte Unterlagen:
- Ausgefüllter Wohngeldantrag
- Kopie deines Personalausweises oder Reisepasses mit Aufenthaltstitel
- Immatrikulationsbescheinigung
- Mietvertrag
- Einkommensnachweise (z.B. Lohnabrechnungen, Kontoauszüge)
- Nachweis über abgelehnten BAföG-Antrag (falls zutreffend)
- Ggf. weitere Unterlagen, die das Wohngeldamt anfordert
Wichtig: Es ist ratsam, sich vor der Antragstellung beim Wohngeldamt beraten zu lassen. Die Mitarbeiter können dir genau sagen, welche Unterlagen du benötigst und welche Chancen du auf Wohngeld hast.
Wie lange dauert die Bearbeitung?
Die Bearbeitungszeit für einen Wohngeldantrag kann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Das hängt von der Auslastung des Wohngeldamtes ab. Es empfiehlt sich daher, den Antrag frühzeitig zu stellen.
Wie hoch ist das Wohngeld?
Die Höhe des Wohngeldes ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B.:
- Höhe der Miete
- Anzahl der Haushaltsmitglieder
- Einkommen der Haushaltsmitglieder
- Wohnort
Es gibt im Internet verschiedene Wohngeldrechner, mit denen du vorab eine ungefähre Berechnung durchführen kannst. Diese Rechner sind jedoch nur eine grobe Schätzung und ersetzen keine individuelle Beratung durch das Wohngeldamt.
Besonderheiten für Studenten in Wohngemeinschaften (WGs)
Wenn du in einer Wohngemeinschaft lebst, kann es etwas komplizierter sein, Wohngeld zu beantragen. Hier sind einige Punkte, die du beachten solltest:
- Jeder Mitbewohner muss seinen eigenen Antrag stellen.
- Es wird nur der Anteil der Miete berücksichtigt, den jeder Mitbewohner tatsächlich zahlt.
- Das Einkommen aller Mitbewohner wird berücksichtigt.
Beispiel: Eine WG besteht aus drei Studenten. Die Gesamtmiete beträgt 900 Euro. Jeder Student zahlt 300 Euro Miete. Jeder Student muss einen eigenen Wohngeldantrag stellen. Bei der Berechnung des Wohngeldes wird nur die Miete von 300 Euro pro Student berücksichtigt. Das Einkommen aller drei Studenten wird jedoch berücksichtigt.
Alternativen zum Wohngeld
Wenn du keinen Anspruch auf Wohngeld hast, gibt es möglicherweise andere Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten. Hier sind einige Alternativen:
- BAföG: Auch wenn du zunächst keinen Anspruch hattest, kann sich deine finanzielle Situation ändern. Stelle ggf. erneut einen BAföG-Antrag.
- Studienkredit: Es gibt verschiedene Anbieter von Studienkrediten. Informiere dich über die Konditionen und vergleiche die Angebote.
- Jobben: Suche dir einen Nebenjob, um dein Einkommen aufzubessern.
- Unterstützung durch die Eltern: Sprich mit deinen Eltern über deine finanzielle Situation.
- Stipendien: Informiere dich über Stipendienprogramme. Es gibt zahlreiche Stiftungen, die Studenten finanziell unterstützen.
- Sozialhilfe: In Ausnahmefällen, wenn du weder BAföG noch Wohngeld erhältst und auch keine andere Möglichkeit hast, deinen Lebensunterhalt zu sichern, kannst du Sozialhilfe beantragen.
Zusammenfassung: Wann lohnt sich ein Wohngeldantrag als Student?
Ein Wohngeldantrag lohnt sich für dich als Student, wenn:
- Du keinen Anspruch auf BAföG hast (entweder weil du keinen Antrag gestellt hast und auch keine Anspruchsberechtigung besteht, oder weil dein Antrag abgelehnt wurde).
- Dein Einkommen niedrig ist.
- Deine Miete angemessen ist.
- Du einen gültigen Aufenthaltstitel hast.
- Du kein zu hohes Vermögen besitzt.
Informiere dich gründlich und lass dich am besten vom Wohngeldamt beraten, bevor du einen Antrag stellst. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinem Studium in Deutschland!
Disclaimer: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Die Informationen sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, aber es kann keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit übernommen werden. Bitte wende dich im Zweifelsfall an einen Rechtsanwalt oder eine andere qualifizierte Beratungsstelle.

