Motorrad Tüv Was Wird Geprüft

Die Hauptuntersuchung (HU), umgangssprachlich oft als TÜV bezeichnet (obwohl der TÜV nur eine von mehreren Prüforganisationen ist, die die HU durchführen dürfen), ist in Deutschland für Motorräder gesetzlich vorgeschrieben. Sie dient dazu, die Verkehrssicherheit und Umweltverträglichkeit von Kraftfahrzeugen zu gewährleisten. Dieser Artikel richtet sich an alle Motorradfahrer, insbesondere Expats und Neuankömmlinge in Deutschland, und erklärt detailliert, was bei der Motorrad-HU geprüft wird, wie der Ablauf ist und was Sie beachten sollten.
Was ist die Hauptuntersuchung (HU)?
Die HU ist eine regelmäßige, umfassende Überprüfung des technischen Zustands Ihres Motorrads. Der Gesetzgeber schreibt sie vor, um sicherzustellen, dass alle Fahrzeuge, die am Straßenverkehr teilnehmen, sicher und umweltverträglich sind. Die HU wird in der Regel alle zwei Jahre fällig. Die Gültigkeit Ihrer HU erkennen Sie an der Plakette am hinteren Kennzeichen. Die Zahl in der Mitte der Plakette gibt das Jahr der nächsten HU an, die Zahl am oberen Rand den Monat.
Welche Prüforganisationen führen die HU durch?
In Deutschland gibt es mehrere Prüforganisationen, die berechtigt sind, die HU durchzuführen. Dazu gehören:
- TÜV (Technischer Überwachungsverein): Die bekannteste und traditionsreichste Organisation.
- DEKRA (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein): Eine weitere große und etablierte Prüforganisation.
- GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung): Eine bundesweit tätige Prüforganisation mit einem Netzwerk von Partnerwerkstätten.
- KÜS (Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Ingenieure): Ein Zusammenschluss selbstständiger Kfz-Sachverständiger.
Sie können frei wählen, welche Prüforganisation Sie beauftragen. Die Preise für die HU können leicht variieren.
Was wird bei der Motorrad-HU geprüft?
Die Motorrad-HU umfasst eine Vielzahl von Prüfpunkten, die in verschiedene Bereiche unterteilt werden können. Hier eine detaillierte Übersicht:
1. Identität des Fahrzeugs
Zunächst wird die Identität des Motorrads überprüft. Dabei werden folgende Punkte kontrolliert:
- Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN): Übereinstimmung mit den Fahrzeugpapieren.
- Kennzeichen: Übereinstimmung mit den Fahrzeugpapieren und korrekte Anbringung.
- Fahrzeugpapiere (Zulassungsbescheinigung Teil I und II): Vorhandensein und Gültigkeit.
2. Bremsanlage
Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevanter Bereich, der besonders gründlich geprüft wird:
- Bremsleitungen und Bremsschläuche: Zustand (Risse, Porosität, Beschädigungen).
- Bremsflüssigkeit: Füllstand, Zustand (Wassergehalt, Verunreinigungen).
- Bremsbeläge und Bremsscheiben/Bremstrommeln: Dicke, Zustand (Risse, Beschädigungen).
- Bremswirkung: Überprüfung der Bremswirkung auf einem Bremsenprüfstand. Dabei wird geprüft, ob die Bremskraft gleichmäßig verteilt ist und ob die Bremsanlage die vorgeschriebenen Mindestverzögerungswerte erreicht.
- Hand- und Fußbremshebel: Funktion, Leichtgängigkeit.
- ABS (Antiblockiersystem): Funktion (falls vorhanden).
3. Bereifung und Räder
Die Bereifung ist die einzige Verbindung zur Straße und muss daher in einwandfreiem Zustand sein:
- Reifenprofiltiefe: Die Mindestprofiltiefe beträgt 1,6 mm. Viele Prüfer empfehlen jedoch, Reifen bereits bei einer Profiltiefe von 2 mm zu wechseln.
- Reifenzustand: Beschädigungen (Risse, Beulen), Alterung.
- Reifengröße: Übereinstimmung mit den Fahrzeugpapieren.
- Felgen: Zustand (Beschädigungen, Verformungen).
- Radlager: Spiel, Geräuschentwicklung.
4. Lenkung und Fahrwerk
Die Lenkung und das Fahrwerk sind entscheidend für die Fahrstabilität und Lenkbarkeit:
- Lenkung: Spiel, Leichtgängigkeit, Funktion des Lenkungsdämpfers (falls vorhanden).
- Federung: Funktion der Stoßdämpfer (Dichtheit, Dämpfungswirkung).
- Gabel: Dichtheit der Gabeldichtringe.
- Schwinge: Spiel, Zustand der Lager.
- Rahmen: Zustand (Risse, Beschädigungen).
5. Beleuchtung und Elektrik
Eine funktionierende Beleuchtung ist essentiell für die Sicherheit im Straßenverkehr:
- Scheinwerfer: Funktion, Einstellung (Höhe, Seitenzug), Zustand (Beschädigungen).
- Blinker: Funktion, Frequenz.
- Rücklicht und Bremslicht: Funktion.
- Kennzeichenbeleuchtung: Funktion.
- Hupe: Funktion.
- Batterie: Zustand, Befestigung.
- Verkabelung: Zustand (Beschädigungen, Isolierung).
6. Umwelt
Bei der HU wird auch die Umweltverträglichkeit des Motorrads geprüft:
- Abgasanlage: Dichtheit, Zustand, Funktion des Katalysators (falls vorhanden).
- Geräuschentwicklung: Überprüfung der Lautstärke (Einhaltung der zulässigen Werte).
- Motor: Dichtheit (Ölverlust).
7. Sonstige Bauteile
Zusätzlich werden noch weitere Bauteile auf ihren Zustand und ihre Funktion geprüft:
- Spiegel: Vorhandensein, Zustand, Einstellbarkeit.
- Sitzbank: Zustand, Befestigung.
- Fußrasten: Zustand, Befestigung.
- Kette/Zahnriemen: Zustand, Spannung, Schmierung.
- Ständer: Funktion (Seitenständer, Hauptständer).
Wie läuft die Motorrad-HU ab?
Der Ablauf der Motorrad-HU ist in der Regel wie folgt:
- Terminvereinbarung: Vereinbaren Sie einen Termin bei einer Prüforganisation Ihrer Wahl.
- Vorbereitung: Bereiten Sie Ihr Motorrad vor. Reinigen Sie es gründlich und überprüfen Sie die wichtigsten Punkte (z.B. Beleuchtung, Reifendruck).
- Prüfung: Der Prüfer führt die oben genannten Prüfungen durch.
- Ergebnis: Nach der Prüfung erhalten Sie einen Prüfbericht.
- Bestanden: Wenn Ihr Motorrad alle Anforderungen erfüllt, erhalten Sie die neue HU-Plakette.
- Mängel: Wenn Mängel festgestellt werden, haben Sie in der Regel einen Monat Zeit, diese zu beheben und das Motorrad erneut vorzuführen. Es wird zwischen geringen und erheblichen Mängeln unterschieden.
- Bezahlung: Bezahlen Sie die Gebühr für die HU.
Was kostet die Motorrad-HU?
Die Kosten für die Motorrad-HU variieren je nach Prüforganisation und Region. Im Allgemeinen können Sie mit Kosten zwischen 60 und 90 Euro rechnen. Hinzu kommen eventuelle Kosten für die Abgasuntersuchung (AU), die in einigen Fällen separat durchgeführt wird. Die AU ist aber oft in der HU enthalten.
Was passiert bei Mängeln?
Werden bei der HU Mängel festgestellt, wird dies im Prüfbericht vermerkt. Es gibt verschiedene Kategorien von Mängeln:
- Geringe Mängel: Diese müssen zwar behoben werden, führen aber nicht dazu, dass die HU nicht bestanden wird. Sie erhalten die Plakette dennoch, müssen die Mängel aber zeitnah beseitigen.
- Erhebliche Mängel: Diese Mängel gefährden die Verkehrssicherheit oder Umweltverträglichkeit. Sie erhalten keine Plakette und müssen die Mängel innerhalb eines Monats beheben und das Motorrad erneut vorführen.
- Gefährliche Mängel: Diese Mängel stellen eine unmittelbare Gefahr dar. Das Motorrad darf nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen, bis die Mängel behoben sind.
Es ist ratsam, die festgestellten Mängel so schnell wie möglich zu beheben, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und unnötige Kosten für eine Nachprüfung zu vermeiden.
Tipps zur Vorbereitung auf die HU
Eine gute Vorbereitung kann Ihnen Zeit und Geld sparen:
- Reinigen Sie Ihr Motorrad gründlich: Ein sauberes Motorrad erleichtert die Prüfung.
- Überprüfen Sie die Beleuchtung: Stellen Sie sicher, dass alle Lichter funktionieren.
- Kontrollieren Sie den Reifendruck: Füllen Sie die Reifen auf den empfohlenen Druck.
- Prüfen Sie den Ölstand: Stellen Sie sicher, dass der Ölstand korrekt ist.
- Kontrollieren Sie die Bremsflüssigkeit: Achten Sie auf den Füllstand und den Zustand der Bremsflüssigkeit.
- Überprüfen Sie die Kette/den Zahnriemen: Stellen Sie sicher, dass die Kette/der Zahnriemen gespannt und geschmiert ist.
- Lassen Sie größere Reparaturen vor der HU durchführen: Wenn Sie wissen, dass Ihr Motorrad Mängel hat, lassen Sie diese vor der HU beheben.
Zusammenfassung
Die Motorrad-HU ist eine wichtige Maßnahme zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und Umweltverträglichkeit. Eine gute Vorbereitung und die rechtzeitige Behebung von Mängeln können Ihnen Zeit und Geld sparen. Informieren Sie sich rechtzeitig über die Fälligkeit Ihrer HU und vereinbaren Sie einen Termin bei einer Prüforganisation Ihrer Wahl. Mit diesem Wissen sind Sie bestens gerüstet für Ihre nächste Motorrad-HU in Deutschland.
Wichtig: Dieser Artikel dient der allgemeinen Information und ersetzt keine professionelle Beratung. Im Zweifelsfall wenden Sie sich an eine Prüforganisation oder eine Werkstatt.



