Wo Kann Ich Führungszeugnis Beantragen

Das polizeiliche Führungszeugnis, oft schlicht als Führungszeugnis bezeichnet, ist ein amtliches Dokument, das Auskunft über eventuell vorliegende Vorstrafen einer Person gibt. Es dient als Vertrauensbeweis und wird häufig von Arbeitgebern, Behörden oder Vereinen angefordert, um die Eignung einer Person für bestimmte Tätigkeiten oder Positionen zu überprüfen. Die Beantragung eines Führungszeugnisses mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, birgt jedoch eine Vielzahl von Nuancen und spezifischen Anforderungen, die es zu beachten gilt. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Stellen, an denen ein Führungszeugnis beantragt werden kann, und erörtert die damit verbundenen Aspekte im Detail.

Die Meldebehörde: Der Klassische Weg

Der traditionelle und wohl bekannteste Weg zur Beantragung eines Führungszeugnisses führt über die örtliche Meldebehörde, sprich das Bürgeramt oder Einwohnermeldeamt. Diese Behörde dient als erste Anlaufstelle und ist in der Regel für die Entgegennahme des Antrags zuständig.

Der Ablauf im Detail

Um ein Führungszeugnis bei der Meldebehörde zu beantragen, sind in der Regel folgende Schritte erforderlich:

1. Persönliches Erscheinen: Die Beantragung muss in der Regel persönlich erfolgen, da die Identität des Antragstellers zweifelsfrei festgestellt werden muss. Ein Vertretung durch eine bevollmächtigte Person ist zwar in Ausnahmefällen möglich, erfordert jedoch eine notariell beglaubigte Vollmacht.
2. Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses: Zur Identifikation ist ein gültiges Ausweisdokument erforderlich. Dies dient dem Nachweis der Identität und der aktuellen Meldeanschrift.
3. Angabe des Verwendungszwecks: Es ist wichtig, den konkreten Verwendungszweck des Führungszeugnisses anzugeben. Dies kann beispielsweise die Vorlage beim Arbeitgeber, die Beantragung einer bestimmten Erlaubnis oder die Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit sein. Die Angabe des Verwendungszwecks ist relevant, da davon abhängt, welche Art von Führungszeugnis (privates oder behördliches) benötigt wird.
4. Antragsformular ausfüllen: Die Meldebehörde stellt ein Antragsformular bereit, das vollständig und wahrheitsgemäß auszufüllen ist. Neben den persönlichen Daten werden in der Regel auch Angaben zum Verwendungszweck und zur Art des benötigten Führungszeugnisses abgefragt.
5. Gebühren entrichten: Für die Beantragung eines Führungszeugnisses wird eine Gebühr erhoben, die in der Regel bar oder per EC-Karte bezahlt werden kann. Die Höhe der Gebühr ist bundeseinheitlich geregelt und beträgt derzeit (Stand: Oktober 2024) 13 Euro.

Nachdem der Antrag entgegengenommen wurde, leitet die Meldebehörde ihn an das Bundesamt für Justiz (BfJ) in Bonn weiter. Das BfJ ist für die Erstellung und Ausstellung des Führungszeugnisses zuständig. Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen. Das Führungszeugnis wird dem Antragsteller entweder direkt nach Hause geschickt (privates Führungszeugnis) oder an die anfordernde Behörde (behördliches Führungszeugnis).

Das Bundesamt für Justiz: Der Direkte Weg

Alternativ zur Beantragung über die Meldebehörde besteht die Möglichkeit, das Führungszeugnis direkt beim Bundesamt für Justiz (BfJ) zu beantragen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Antragsteller im Ausland lebt oder aus anderen Gründen nicht persönlich bei der Meldebehörde erscheinen kann.

Online-Antragstellung

Das BfJ bietet die Möglichkeit, das Führungszeugnis online zu beantragen. Dies ist ein komfortabler und zeitsparender Weg, der jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt:

1. Elektronischer Personalausweis oder eID-Karte: Zur Identifizierung ist ein elektronischer Personalausweis oder eine eID-Karte mit freigeschalteter Online-Ausweisfunktion erforderlich.
2. Kartenlesegerät: Zum Auslesen des elektronischen Personalausweises oder der eID-Karte wird ein Kartenlesegerät benötigt.
3. AusweisApp2: Die AusweisApp2 ist eine Software, die für die sichere Kommunikation zwischen dem Ausweisdokument und dem Computer benötigt wird. Sie kann kostenlos heruntergeladen werden.
4. Qualifizierte elektronische Signatur: Für die rechtsgültige Unterzeichnung des Antrags ist eine qualifizierte elektronische Signatur erforderlich.

Der Online-Antragsprozess ist selbsterklärend und führt den Antragsteller Schritt für Schritt durch die erforderlichen Angaben. Nach erfolgreicher Identifizierung und Unterzeichnung des Antrags kann die Gebühr online bezahlt werden. Das Führungszeugnis wird dem Antragsteller nach Bearbeitung per Post zugesandt.

Schriftliche Antragstellung

Neben der Online-Antragstellung besteht auch die Möglichkeit, das Führungszeugnis schriftlich beim BfJ zu beantragen. Hierfür ist ein formloser Antrag erforderlich, der folgende Angaben enthalten muss:

• Vor- und Nachname
• Geburtsdatum und -ort
• Staatsangehörigkeit
• Aktuelle Anschrift
• Frühere Anschriften (falls zutreffend)
• Verwendungszweck des Führungszeugnisses
• Art des benötigten Führungszeugnisses (privates oder behördliches)

Dem Antrag ist eine amtlich beglaubigte Kopie des Personalausweises oder Reisepasses beizufügen. Die Beglaubigung kann beispielsweise durch eine deutsche Botschaft oder ein deutsches Konsulat im Ausland erfolgen. Die Gebühr kann per Überweisung auf das Konto des BfJ entrichtet werden. Der schriftliche Antrag ist an folgende Adresse zu richten:

Bundesamt für Justiz
Referat IV 2
53161 Bonn
Deutschland

Sonderfälle: Erweitertes Führungszeugnis und Europäisches Führungszeugnis

Neben dem einfachen Führungszeugnis gibt es noch Sonderformen, die in bestimmten Fällen benötigt werden:

Erweitertes Führungszeugnis

Das erweiterte Führungszeugnis enthält neben den im einfachen Führungszeugnis aufgeführten Strafen auch Einträge über bestimmte Sexualstraftaten und andere Delikte, die im Zusammenhang mit der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stehen. Es wird in der Regel von Arbeitgebern oder Institutionen angefordert, die im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung tätig sind.

Die Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses ist an strengere Voraussetzungen geknüpft als die Beantragung eines einfachen Führungszeugnisses. Der Antragsteller muss eine schriftliche Bestätigung des Arbeitgebers oder der Institution vorlegen, aus der hervorgeht, dass das erweiterte Führungszeugnis für die Ausübung der Tätigkeit erforderlich ist. Die Beantragung kann sowohl bei der Meldebehörde als auch direkt beim BfJ erfolgen.

Europäisches Führungszeugnis

Das Europäische Führungszeugnis enthält neben den im deutschen Führungszeugnis aufgeführten Strafen auch Informationen über eventuell in anderen EU-Mitgliedstaaten vorliegende Vorstrafen. Es wird in der Regel von Personen benötigt, die sich in Deutschland aufhalten und eine Tätigkeit ausüben möchten, für die ein Führungszeugnis erforderlich ist.

Die Beantragung eines Europäischen Führungszeugnisses ist nur möglich, wenn der Antragsteller nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, aber Staatsangehöriger eines anderen EU-Mitgliedstaates ist. Die Beantragung erfolgt bei der Meldebehörde oder direkt beim BfJ. Das BfJ fordert die Informationen aus dem Herkunftsstaat des Antragstellers an und fügt sie dem deutschen Führungszeugnis hinzu.

Fazit: Ein Dokument der Transparenz und Vertrauensbildung

Das Führungszeugnis ist ein wichtiges Instrument zur Überprüfung der Zuverlässigkeit und Eignung von Personen für bestimmte Tätigkeiten. Die Beantragung ist grundsätzlich unkompliziert, erfordert jedoch die Beachtung einiger formaler Anforderungen. Die Wahl des geeigneten Antragswegs (Meldebehörde oder BfJ) hängt von den individuellen Umständen des Antragstellers ab. Die Sonderformen des Führungszeugnisses (erweitertes und europäisches Führungszeugnis) werden in spezifischen Fällen benötigt und unterliegen besonderen Voraussetzungen.

Die Transparenz, die durch das Führungszeugnis geschaffen wird, trägt maßgeblich zur Vertrauensbildung bei und dient dem Schutz von Arbeitgebern, Behörden und der Gesellschaft insgesamt. Es ist daher von großer Bedeutung, dass sowohl Antragsteller als auch anfordernde Stellen sich der Bedeutung und der korrekten Anwendung des Führungszeugnisses bewusst sind. Die sorgfältige Prüfung der Anforderungen und die korrekte Angabe des Verwendungszwecks sind essentiell für einen reibungslosen Ablauf des Antragsverfahrens.