Wo Kann Man Führungszeugnis Beantragen

Die Notwendigkeit eines Führungszeugnisses begegnet uns oft an Wegscheiden des Lebens: Bei der Aufnahme einer ehrenamtlichen Tätigkeit, der Bewerbung um eine neue Arbeitsstelle, insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendbetreuung, oder im Rahmen behördlicher Auflagen. Die Beantragung eines Führungszeugnisses, obgleich ein verwaltungstechnischer Akt, ist somit eng verwoben mit unseren bürgerlichen Pflichten und Rechten und trägt maßgeblich zur Gewährleistung von Sicherheit und Vertrauen in unserer Gesellschaft bei.

Der Weg zum Führungszeugnis: Antragsstellen und Verfahren

Die Frage, wo man ein Führungszeugnis beantragen kann, ist grundsätzlich einfach zu beantworten: Zuständig sind die örtlichen Meldebehörden. Dies umfasst in der Regel das Bürgeramt, das Einwohnermeldeamt oder das Bürgerbüro Ihrer Gemeinde oder Stadt. Doch der Teufel steckt oft im Detail, und so lohnt es sich, die verschiedenen Optionen und das dazugehörige Verfahren genauer zu betrachten.

Die klassische Beantragung im Bürgeramt

Die traditionelle Art der Beantragung erfolgt persönlich im Bürgeramt. Hierfür sind einige Punkte zu beachten:

• Persönliches Erscheinen: Der Antragsteller muss persönlich erscheinen. Eine Vertretung ist in der Regel nicht möglich, da die Identität zweifelsfrei festgestellt werden muss.
• Gültiger Personalausweis oder Reisepass: Die Vorlage eines gültigen Ausweisdokuments ist unerlässlich. Die Meldebehörde muss die Identität des Antragstellers anhand eines Lichtbilddokuments überprüfen.
• Angabe des Verwendungszwecks: Der Antragsteller muss den genauen Verwendungszweck des Führungszeugnisses angeben. Dies ist wichtig, da es verschiedene Arten von Führungszeugnissen gibt, die sich in ihrem Inhalt und ihrer Bestimmung unterscheiden. So gibt es beispielsweise das einfache Führungszeugnis, das erweiterte Führungszeugnis (für Tätigkeiten mit Kindern und Jugendlichen) und das Behördenführungszeugnis.
• Eventuell Anschrift des Empfängers: Bei einem Behördenführungszeugnis muss die genaue Anschrift der Behörde angegeben werden, an die das Führungszeugnis direkt gesendet werden soll.
• Gebühren: Für die Beantragung eines Führungszeugnisses fallen Gebühren an. Diese sind bundesweit einheitlich und betragen derzeit (Stand: Oktober 2024) 13 Euro. Die Gebühren sind in der Regel bar oder per EC-Karte direkt bei der Antragstellung zu entrichten.

Im Bürgeramt wird dann ein Antragsformular ausgefüllt, das die genannten Informationen enthält. Dieses Formular wird vom Antragsteller unterschrieben und von der Meldebehörde an das Bundesamt für Justiz (BfJ) in Bonn weitergeleitet.

Die Online-Beantragung über das Online-Portal des BfJ

Eine moderne und zeitsparende Alternative zur persönlichen Beantragung ist die Online-Beantragung über das Online-Portal des Bundesamts für Justiz (BfJ). Diese Option bietet eine Reihe von Vorteilen:

• Orts- und zeitunabhängig: Der Antrag kann bequem von zu Hause aus und zu jeder Tages- und Nachtzeit gestellt werden.
• Schnellere Bearbeitung: In der Regel erfolgt die Bearbeitung des Online-Antrags schneller als bei der herkömmlichen Beantragung im Bürgeramt.
• Transparenz: Der Antragsteller kann den Status seines Antrags online verfolgen.

Für die Online-Beantragung sind jedoch einige Voraussetzungen zu erfüllen:

• Elektronischer Personalausweis (eID): Der Antragsteller benötigt einen elektronischen Personalausweis (nPA) mit aktivierter Online-Ausweisfunktion.
• Kartenlesegerät: Ein Kartenlesegerät ist erforderlich, um den elektronischen Personalausweis auszulesen.
• AusweisApp2: Die AusweisApp2 muss auf dem Computer oder Smartphone installiert sein. Diese App dient der sicheren Kommunikation zwischen dem Personalausweis und dem Online-Portal.
• Qualifizierte elektronische Signatur (optional): Für bestimmte Arten von Führungszeugnissen (z.B. das erweiterte Führungszeugnis) ist eine qualifizierte elektronische Signatur erforderlich. Diese kann bei einem Zertifizierungsdiensteanbieter erworben werden.

Der Online-Antragsprozess ist im Wesentlichen selbsterklärend und wird durch die Webseite des BfJ ausführlich erläutert. Nach erfolgreicher Authentifizierung und Eingabe der erforderlichen Daten kann der Antrag online bezahlt werden.

Das Behördenführungszeugnis: Direkt an die Behörde

Das Behördenführungszeugnis unterscheidet sich vom einfachen Führungszeugnis dadurch, dass es direkt an eine Behörde gesendet wird. Dies ist beispielsweise erforderlich, wenn man sich für eine bestimmte Position im öffentlichen Dienst bewirbt oder eine Genehmigung für eine bestimmte Tätigkeit beantragt.

Bei der Beantragung eines Behördenführungszeugnisses ist es besonders wichtig, die genaue Anschrift der Behörde anzugeben, an die das Führungszeugnis gesendet werden soll. Außerdem muss der Aktenzeichen oder das Geschäftszeichen angegeben werden, unter dem die Behörde den Antrag des Antragstellers führt. Dies dient der eindeutigen Zuordnung des Führungszeugnisses.

Das Behördenführungszeugnis kann sowohl persönlich im Bürgeramt als auch online beantragt werden. Im Online-Antragsprozess wird die Adresse der Behörde und das Aktenzeichen entsprechend abgefragt.

Das erweiterte Führungszeugnis: Für den Schutz von Kindern und Jugendlichen

Das erweiterte Führungszeugnis ist eine spezielle Art von Führungszeugnis, das zusätzliche Informationen enthält, die für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen relevant sind. Es wird beispielsweise benötigt, wenn man sich für eine Stelle als Erzieher, Lehrer oder Übungsleiter im Sportverein bewirbt.

Das erweiterte Führungszeugnis enthält neben den Informationen, die im einfachen Führungszeugnis enthalten sind, auch Angaben über Verurteilungen wegen bestimmter Straftaten, die den Schutz von Kindern und Jugendlichen gefährden könnten. Dazu gehören beispielsweise Sexualdelikte, Körperverletzungsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit.

Die Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses ist nur möglich, wenn der Antragsteller tatsächlich eine Tätigkeit ausüben will, die den Schutz von Kindern und Jugendlichen erfordert. Dies muss durch eine Bescheinigung des Arbeitgebers oder des Vereins nachgewiesen werden.

Wichtig: Die Beantragung eines erweiterten Führungszeugnisses ist nicht möglich, wenn der Antragsteller lediglich wissen möchte, ob er Einträge im erweiterten Führungszeugnis hat.

Das Führungszeugnis: Mehr als nur ein Dokument

Das Führungszeugnis ist mehr als nur ein Stück Papier. Es ist ein Ausdruck des Vertrauens, das die Gesellschaft in ihre Bürger setzt. Es ist ein Instrument, um die Sicherheit und das Wohl von besonders schutzbedürftigen Gruppen, wie Kindern und Jugendlichen, zu gewährleisten. Und es ist ein Baustein für eine funktionierende und gerechte Gesellschaft.

Die Beantragung eines Führungszeugnisses, obgleich oft als bürokratische Hürde empfunden, ist somit ein aktiver Beitrag zur Stärkung des Gemeinwohls. Indem wir uns den Anforderungen stellen und die erforderlichen Dokumente einreichen, tragen wir dazu bei, dass potenzielle Gefahren erkannt und abgewendet werden können.

Die Digitalisierung des Antragsverfahrens durch das Online-Portal des BfJ ist ein wichtiger Schritt, um den Zugang zum Führungszeugnis zu vereinfachen und zu beschleunigen. Sie ermöglicht es den Bürgern, ihre Angelegenheiten effizient und zeitsparend zu erledigen. Gleichzeitig stellt sie jedoch auch neue Herausforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass die Online-Beantragung sicher und transparent gestaltet ist und dass die Daten der Bürger vor Missbrauch geschützt werden.

Letztendlich ist das Führungszeugnis ein Symbol für Verantwortung und Gewissenhaftigkeit. Es ist ein Zeichen dafür, dass wir bereit sind, uns den Herausforderungen des Lebens zu stellen und unseren Beitrag zu einer besseren Gesellschaft zu leisten.